Ist die Zukunft des Fliegens klimaneutral?

Ganz schön grün? ILA im April 2018 auf dem Schönefeld. © Messe Berlin GmbH, Aufnahme: Schönefeld, 29.4.2018, BU: Stefan Pribnow

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Daß bei der Verbrennung von Kerosin Abgase entstehen, das weiß jeden. Beim Aufsagen wird es schon schwieriger. Kohlenstoffdioxid (CO2) kommt aus dem Verbrennungsmotor und Wasserdampf (H2O). Auch Stickoxide (NOx), Schwefeldioxid (SO2) und Rußpartikel kommt am Ende beim Verbrennen heraus. Sie würden, so sagen die einen, das Klima beeinträchtigen wie – nebenbei bemerkt auch Kondensstreifen hinter dem Flugzeug, die je nach Wetterlage manchmal entstehen und mitunter lange zu sehen sind.

Daß die Klimawirkung schwer zu berechnen ist, das ist auch verständlich, denn die Art und Menge der Emissionen, der Wetterbedingungen, der Tageszeit und Emissionsort, die Verweildauer und die geografische Ausbreitung der Emissionen sind wichtig zu wissen. Wie die Kondensstreifen sowie Zirruswolken und auch Stickoxide genau berechnet werden sollen, um der Wahrheit so nah wie möglich zu kommen, darüber wird gestritten.

Gestritten wird auch über die Zukunft des Fliegens und wie klimaneutral das künftig sein können. Segelflugzeuge sind wohl nicht die Zukunft im zivilen und militärischen Luftverkehr. Diskutiert wird, daß man das CO2 und also Kohlestoffdioxid vorher am Flughafen aus der Luft ziehen könnte, um sie beim Fliegen der Luft wieder zurückzugeben. Beim Entnehmen CO2 aus der Luft könne man Pflanzen einsetzen und zwar solche, aus denen sich Bio-Kraftstoff herstellen lasse. Dieser dürfte als CO2-neutral gelten, weil die wachsenden Pflanzen bis zur Ernte Kohlenstoffdioxid aus der Luft filtert, frißt beziehungsweise aufnimmt, und zwar in der Menge, wie Kenner meinen, daß die bei der Verbrennung wieder abgegeben würden und nicht mehr. Das nennt man auch Nullsummenspiel. 

Daß diese Bio-Kraftstoffe in aktuell gängigen Motoren eingesetzt werden könnten, das ist keine Frage, sondern klar. Klar ist auch, daß die Produktion von Kraftstoff für Flugzeuge aus Sonnenlicht, Wasser und Kohlenstoffdioxid kein Problem sei, aber noch deutlich zu teuer. Sicherlich werden auch Verbrennungsmotoren immer weiter entwickelt, auch die für Flugzeuge. Zudem sind Flugzeuge, die mit Strom betrieben werden, technisch machbar, aber auch ein Problem. Sie machen die Flugzeuge schwer. Und je schwerer ein Flugzeug, umso mehr Kraft muß fürs Fliegen aufgewendet werden.

Sicherlich ist noch viel zu tun, um Flugrouten zu optimieren und zwar auch unter dem Gesichtspunkt der Klimaoptimierung. Über das alles und noch viel mehr wird auf der in Kürze beginnenden ILA, die vom 22. bis 26. Juni auf dem Schönefeld in Brandenburg veranstaltet werden soll, gesprochen werden. Stichwort hierfür sei die Klimaneutralität und der Zeitpunkt sei 2050. In einer Dummdeutsch-Pressemitteilung der Messe Berlin GmbH unter dem Betreff „ILA Future Lab: Die Zukunft des Fliegens ist grün und klimaneutral – BMWK und Luftfahrtindustrie geben Einblicke in die technologische Zukunft der Luftfahrt“ (18.5.2022) heißt es, daß auf „fünf live-STAGES … zukunftsweisende Technologien und Forschungsschwerpunkte der Luft- und Raumfahrt aufgegriffen“ werden würden. Mit „Stages“ sind Bühnen gemeint. Dazu heißt es weiter: „Auf der Bühne des ILA Future Lab stehen Pioniere und Innovationen von heute im Vordergrund, die die grüne Zukunft des Fliegens von morgen erlebbar machen. Wie erreichen wir das Ziel der Klimaneutralität in den kommenden drei Jahrzehnten? Welche Innovationen, Disruptionen und Flankierungen sind erforderlich, um die Luftfahrt fit für die klimaneutrale Zukunft zu machen?

Schwerpunkte sind hier neue Antriebe mit Wasserstoff, die Nutzung von SAF (sustainable aviation fuel/nachhaltige Luftfahrt-Kraftstoffe) sowie Optimierungen in der Fertigung durch Leichtbau, neue Materialien und Aerodynamik, die den CO2-Ausstoß reduzieren. Darüber hinaus
diskutieren Expertinnen und Experten die Rolle von Start-ups auf dem Weg zu einem nachhaltigen Flugverkehr sowie den Einsatz von digitalen Lösungen im Lebenszyklus der Luftfahrzeuge. Einen weiteren Themenschwerpunkt auf der Bühne stellt das elektrische Fliegen dar und dessen Bedeutung für die urbane Mobilität von morgen.

Erwartet werden hochkarätige nationale und internationale Speaker, darunter Rosalinde van der Vlies, Direktorin Clean Planet bei der EU-Kommission, Dr. Anna Christmann MdB, Koordinatorin der Bundesregierung für die Deutsche Luft- und Raumfahrt sowie Industrievertreterinnen und Industrievertreter wie Lars Wagner, COO bei MTU Aero Engines und Grazia Vittadini, CTO bei Rolls-Royce.“

Ausgestellt würde ein „viersitzigen Wasserstoff-Brennstoffzellen betriebenen Flugzeugs“. Nein, ein Großraumflugzeug ist das nicht und höher als 7.230 Fuß kam es auch noch nicht. Richtig, das sind gerade einmal 2 203,704 Meter. Damit vom Schönefeld nach Malle fliegen, zwei Piloten vorne, zwei hinten, würde bedeuten, die Alpen umfliegen zu müssen. Also vom Breisgau aus über Besancon und Lyon, Valence und Avignon nach Palme. Landschaftlich ist das eine schöne Strecke, auf der man allerdings alle paar Kilometer runter und wieder rauf müßte. Mehr als ein Recht-Kurzstrecken-Flugzeug wird das wohl nicht.

Vielleicht kommt Abhilfe und „Klimaschutz aus dem Weltraum“? Dazu wird in der besagten Pressemitteilung wie folgt informiert: „Das BMWK präsentiert im ILA Future Lab zudem aktuelle Förderprogramme in der Raumfahrt. Vorgestellt wird der mit 25 Millionen Euro dotierte Mikrolauncher-Wettbewerb vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Hier werden Start-ups in der Entwicklung kleiner Raketen, so genannte Mikrolauncher, gefördert. Ziel ist es, die Entwicklung eines kommerziellen und kostengünstigen Zugangs zum
Weltraum sowie langfristig tragende Geschäftsmodelle für Mikrolauncher zu unterstützen.

Ein weiteres Highlight ist die Satellitenmission EnMAP. Seit Anfang April 2022 umkreist der Hyperspektral-Satellit die Erde und kann Messungen in verschiedenen Bereichen des sichtbaren und infraroten Lichts durchführen. Dadurch erhält die Wissenschaft detaillierte Informationen zum Zustand von Gewässern, Wäldern oder Gletschern, die dann genutzt werden können, um Umweltveränderungen weltweit besser zu verstehen und Klimaschutzmaßnahmen zu begleiten.“

Fünf Stages genannte Bühnen, ungezählte Tiefflieger und Höhepunkte, dazu jede Menge Dummdeutsch und unendliche Weiten. Und vielleicht gewinnt einer noch eine Flugreise auf der Kurzstrecke nach Malle. Das alles und wohl noch mehr auf der ILA 2022. Wahnsinn, aber wahr!

Anmerkung:

Siehe auch die Beiträge

im WELTEXPRESS.

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