Berlin, Deutschland (Weltexpress). „Der Medaillenspiegel wird von einigen Nationen benutzt, um ihre Macht und Stärke zu demonstrieren und mit Hilfe erfolgreicher Athletinnen und Athleten ihre politischen Systeme untermauern zu können. Medaillen werden als Errungenschaft von nationaler Bedeutung gefeiert.
„Er stärkt den Nationalismus, der zur politischen Brisanz und zu persönlichen Tragödien führt“, heißt es bei der „Deutschen Welle“. Darüber dürften sich die Sport-Fans in den USA sicher ebenso wundern wie jene in Japan und Großbritannien. Mit 113 Medaillen stehen die USA-Athleten unangefochten vor China (88) an der Spitze des Medaillenspiegels von Tokio. Dann folgen bereits Japan (27 Gold, gesamt 58) und das Vereinigte Königreich (22 Gold, gesamt 65).
Statt schlechter Verlierer zu sein, halten wir es lieber mit dem dreimaligen Schwimm-Olympiasieger Michael Groß, der im RBB-Radio sagte: „Wir müssen jetzt einen Schnitt machen und entscheiden, wollen wir weiter zu den fünf olympischen Top-Nationen gehören oder nicht. Wenn ja, dann müssen wir unser Sportleistungssystem völlig ändern.“
Ob das allerdings mit den Provinzdeutschen zu machen ist, muss sich zeigen. Während Generationen deutscher Ruderer auf der Berliner Dahme, dem Ratzeburger Küchen-See oder der Elbe von Dresden bis Hamburg einst die Muskeln für Goldfahrten stählten, scheinen auf diesen Gewässern nur noch die Angler dort ihre Ruten auszuwerfen.
In Frankfurt/Oder, wo einst Weltklasse im Ringen, Boxen und Radsport trainierte, ist bestenfalls noch Kreisklasse angesagt.
Noch schlimmer sieht es mit dem Leistungssport in Neubrandenburg aus. Dort wundern sich die Fische im Tollensesee warum sie kaum noch von Spitzenpaddlern gestört werden. Von den einstigen Neubrandenburger Olympiastars in der Leichtathletik ganz zu schweigen.
Wenn der deutsche olympische Sport wieder in die Weltspitze rücken soll, müssen neue Strukturen her, wie Groß übrigens schon vor Jahren erkannt hat. Die Bedingungen für den Leistungssport müssen von den Sportelite-Schulen, die ihren Namen auch verdienen, bis zu überregionalen Leistungszentren reichen.
Wenn das nicht klappt, dann müssen sich die Sportfans hierzulande wohl schon ab 2024 bei Olympia in Paris an den Leistungen unserer EU-Partner aus Italien, den Niederlanden oder den Franzosen erfreuen.