„Endlich wieder Powerbreak“ oder Blackhawks aus Chicago statt Black Hawks der Amis in Berlin

Im Wind weht eine Flagge der Chicago Blackhawks. Quelle: Pixabay, Foto: Jen Olson

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Während draußen Sturmtief Mortimer eine Brise nach Berlin schickte, wehte in der hohen Mehrzweckhalle an der Spree ein laues Lüftchen National Hockey League (NHL).

An der NHL ist so ziemlich alles verlogen, sogar der Name. National ist nämlich nichts, sondern angloamerikanisch. Unternehmen aus den Vereinigten Staaten von Amerika (VSA) und Kanada mischt mit. Die schicken 31 Mannschaften aufs Eis, von denen 24 in den VSA und sieben in Kanada „beheimatet“ sind. Oder soll man besser stationiert sagen?

In der NHL werden zwar nicht Trikots getauscht, aber Namen und Spielorte und das nach Guts- beziehungsweise Geldherrenart.

Ein Blach Hawk genannter Kriegshubschrauber in der Luft. Quelle: Pixabay

Die Chicago Blackhawks spielten zwar immer in Chicago, aber wurden einst Black Hawks geschrieben. Das gilt zwar als Namensänderung, ist aber die netteste Art der Anpassung. Schließlich will man mehr mit den Indianern, die man zuvor bis auf einige neuerdings Natives genannte Ureinwohner ausgerotten hatte, in Verbindung gebracht werden, als mit den Black Hawks genannten Kriegshubschraubern der Rüstungsschmeide Sikorsky Aircraft Corporation, mit den VS-Amerikaner viele Völker überfallen und unterdrücken.

Die Heimspiele der Blackhawks tragen die Spieler der Wirtz Corporation, zu denen die Chicago Blackhawks gehören, seit 1995 in der für Eishockey 20.500 Zuschauer fassenden und United Center genannten Mehrzweckhalle in Chicago aus. Die, das darf nicht wundert, zum Teil auch der wirtz Corporation gehört.

Das letztes Auswärtsspiel der Chicago Blackhawks genannten Veranstaltung fand in einer Berliner Mehrzweckhalle statt. Die „Blackhawks“ aus Chicago brachten somit eine Prise NHL in den von märkischem Sand umgebenen Berliner Sumpf.

Manche mögen das in Berlin gesehene Spiel vorweg für ein Testspiel gehalten haben, jedenfalls hörte und las man dies, doch es war wirklich nur ein nettes Freundschaftsspielchen, auch wenn die als Spektakelt inszenierte Werbetour Global Series genannt wird und als totale Reklame wirkt.

Immerhin schlugen sich die Kuschelbären beachtlich aus der Affäre und verloren nach 60 effektiven Spielminuten und allerhand Werbe-Unterbrechungen nur 1:3 (0:1, 1:0, 0:2). Wer von Spielfluss und Spielwitz redet und schreibt, muss im falschen Lichtspielhaus gesessen haben. Was eine Carolin Paul genannte Journalisten im „Berliner Kurier“ (29.9.2019) unter der Überschrift „Respektable Eisbären-Leistung Sean Backman foppt die NHL-Stars“ mitteilt, das erinnert an üble und übliche Hofberichterstattung. „In der vollgepackten MB-Arena ließ sich der sechsmalige NHL-Champion von der ausverkauften Halle ordentlich feiern – und mit ihnen auch der DEL-Rekordmeister“, schreibt Paul. Weder war die Mehrzweckhalle „vollgepackt“ noch wurde „ordentlich“ gefeiert. Die Stimmung erinnerte eher an das Operetten-Publikum in München. Punkt.

Immerhin war der Spott mancher Zuschauer, die „doch mal die Gäste“ sehen und singen lassen, unüberhörbar. Schön auch die Forderung nach der „Powerbreak“ genannten Werbepause oder der Gesang „Endlich wieder Powerbreak“. Das beweißt mehr Hirn als alle Hofberichterstatter zusammen.

Was die Gäste aus Übersee in der dem deutschsprachigen Hallensprecher mit 14.200 Zuschauer verkündetem „ausverkauftem Haus“ zum Trotz nur fast vollbesetzten Halle boten, das war nur nice, bewies aber, dass die weißen Spieler der schwarzen Falken in allen Belangen besser waren. Das wurde weder vorher noch nachher in Abrede gestellt.

Dass das Spiel vom Endergebnis her nicht knapper anmutet, das lag am Eisbären-Trainer Serge Aubin, der in der 59. Minuten den Torhüter rausnahm. Eine Farce wird halt auch in einem Freundschaftsspielchen bestraft.

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