Sonntag, 24. November 2024
Schlagworte Claudia Schulmerich

Schlagwort: Claudia Schulmerich

Je nachdem ist das Glas halbvoll oder halbleer – Von der...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Der Verlauf dieser ersten Frankfurter Messe im Jahr, der „Internationalen Fachmesse für Wohn- und Objekttextilien“ wird ein Indikator sein für die wirtschaftliche Kraft der Textilindustrie und des Textilhandels einerseits und für den Messestandort Frankfurt am Main andererseits. Daß mit den Zahlen, einen Tag vor dem Start, Staat zu machen ist, daran ließ Messegeschäftsführer Detlef Braun keinen Zweifel. Denn, wenn auch die Heimtextil mit geringfügig weniger Ausstellern bestückt ist, ist doch sonnenklar, daß es keinen Einbruch im Messegeschäft gegeben hat. Das aber waren die Unkenrufe, als die Messe Frankfurt auch für 2009 erneut einen Umsatz von über 400 Millionen Euro ausweisen konnte. „Konsolidierung“ ist das Stichwort, daß Vertrauen verbreiten soll und kann und mit dem es sich doch so verhält, wie mit dem halbvollen oder dem halbleeren Glas, bei dem es auf den Ausgangspunkt ankommt.

„Das ist das Hexen-Einmaleins“ – „Hexen. Mythos und Wirklichkeit“ zaubert kulturgeschichtlich...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Es gibt wenige Themen, die seit Jahren so virulent sind wie Mittelalter und Hexen. Auch in Ausstellungen. Gar nicht, weil Mittelalter und Hexen zusammenhängen, das sind Volksmärchen, sondern weil sie über die Jahrhunderte einen Grusel erzeugen, aber auch ein gewaltiges Interesse, wie das wirklich war. Was das Mittelalter angeht, dem sehr viel spätere Zeiten das falsche Attribut ’dunkel’ aufhalsten und das seit Jahrzehnten nun in Spektakeln, damaligen Kostümen, vor allem aber Getränken und Speisen neumodisch wiederersteht, so gibt es dafür einen historischen Kern, der allerdings die Macher der neuartigen Mittelaltermysterien kaum schert. Wir nun wiederum finden alles gut, was Heutige einen Blick zurückwerfen läßt. Das gilt auch für Hexen und erst recht für Hexen, denn diese hat es ja eigentlich nicht gegeben und doch sind sie verbrannt, gevierteilt und gerädert worden und haben in vielen Gesellschaften die Rolle der Blitzableiter gespielt. Gilt das nicht auch für heute? Muß nicht schnell die Zuschreibung als Hexe her, wenn eine Frau an Einfluß gewinnt, erst recht über einen Mann oder eine ganze Mannschaft.

„Eine statische, in der Sekunde eingefrorene Welt“ – Serie: „Georges Seurat....

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Van Gogh, dem niemals ein Gemälde abgekauft wurde, ist für alle Maler dieser Zeit ein Vorbild. Auch seine Sujets. So zeigen für den schnell erfolgreichen Seurat dessen „Steinklopfer“ von 1881, wohin für ihn die Reise geht. Nur noch an der Hose kann man die Konturlinien sehen, alles andere zeugt vom Verschwinden der Linie und einem zunehmenden Sfumato. Jetzt kommen gehäuft die „Skizzen“, völlig ausgemalte kleine Bilder, Öl auf Holz, die seine malerische Entwicklung deutlich machen. Sind die ersten Bilder der Folge von Gärtnergemälden noch durch längere Pinselstriche gekennzeichnet, wo kreuz und quer die Struktur von Wiese und Landschaft erzeugt wird, so werden diese Gärtner – übrigens auch diese alle von hinten oder von der Seite wiedergegeben – in ihrem nervösen Pinselduktus, der in Gelb auf Grün verläuft, zuerst immer impressionistischer, dann aber schon auf den Kleingemälden von 1882/83 mit verkürztem Pinsel immer spezifischer, so daß man sich einbildet, Stück für Stück den Weg des Malers zu seinem endgültigen Stil nachvollziehen zu können. Auch die Rückenansichten bleiben und werden später nur beim „Zirkus“ und den dazugehörigen Damen aufgegeben.

Wer kann, der sollte ”¦ – Serie: „Georges Seurat. Figur im...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - ”¦schnell noch nach Zürich fahren. Denn am 17. Januar ist sie zu Ende, diese Ausstellung, von der Förderer Credit Suisse im Vorwort schreibt: „Es ist das Verdienst des Kunsthauses Zürich, daß Georges Seurat erstmals seit drei Jahrzehnten eine Retrospektive gewidmet ist.“ Mit dem „Verdienst“ sind wir einverstanden, aber das Vorwort sagt nicht, auf welchen Raum sich die einzigartige Retrospektive bezieht. Denn 1991 war im Pariser Grand Palais die große Seuratausstellung, die für diejenigen, die sie gesehen hatten, für immer Georges Seurat einen besonderen Platz im Kunsthistorikerherzen reservieren wird, weshalb wir uns auf den Weg nach Zürich machten, obwohl schon im Februar die nur leicht veränderte Ausstellung in Frankfurt am Main zu sehen sein wird. Das aber genau ist das Geheimnis der Zeichnungen und Gemälde von Georges Seurat, daß man ihnen im gewissen Sinne verfällt, und diese Bilder sehen will, sobald Gelegenheit ist, gerade weil er in einer Zeit der Sonnenfarben des Impressionismus und des Sfumato, des Hingehauchten und der warmen Weltsicht in der Natur eine Distanz, ja eine Kälte in seine abgezirkelten Bildwelten bringt, die einen innehalten und die Welt mit anderen Augen ansehen läßt, analytischer und widersprüchlicher, als einem selber lieb ist.

Vom Sieg moderner Kunst über die Nazis – „Farbwelten. Von Monet...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Eine gute Idee hatte der Leiter der Kunstsammlung Böttcherstraße, Rainer Stamm, als er hörte daß das Krefelder Museum generalsaniert wird und alle Kunstwerke ins Depot wandern sollten. Krefeld? In Nordrhein-Westfalen? Das, was in den Fünfziger Jahren noch Alltagsbewußtsein war, muß man heute schon erklären, daß dort nämlich einst eine durch den Textilindustrie in der Gründerzeit besonders wohlhabend gewordene Schicht lebte, die, Kunst zu sammeln sich - wie an anderer Stätte in den Großstädten schon zuvor - zum Ausweis großbürgerlichen Kulturselbstverständnisses erkor. Und die Nähe zu Frankreich und das Dazugehörenwollen zum Fortschritt, führten dann eben auch dazu, sich der Moderne als Sammlungsobjekte zu versichern und ab und zu auch Bilder zu stiften. Nur hätten wir heute nichts davon, hätte nicht vor allem der erste Direktor des 1897 gegründeten städtischen Museums weitsichtig für seine Krefelder diese Kunst den Malern von der Staffelei weggekauft und so auch für die öffentliche Verbreitung eines Kunstgeschmacks gesorgt, der in allgemeiner Ansicht vielen als Geschmier und Zumutung erschien. Gemälde, die heute als impressionistisch, expressionistisch bis hin zur Abstraktion die Gemüter erfreuen. So wandeln sich die Zeiten.

Eine Zeitreise durch die Geschichte der Wissenschaften mit Halt in Alexandria,...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Nimmt man es genau, dann ist dieser Ausstellungstitel zuerst einmal ein geographischer Hinweis darauf, daß im Osten die Sonne aufgeht, eine Sonne, die die Welt deutlich sichtbar macht, die hell auch Dunkles anstrahlt, die wärmt und Leben erzeugt, aber auch eine Sonne, die unbarmherzig alles ausleuchtet, austrocknet und Leben absterben läßt. Schon Birgitta von Schweden hatte in ihren Visionen den gerade geborenen Christusknaben buchstäblich als Licht der Welt gesehen, woraufhin alle mittelalterlichen Maler in ihren Krippenbildern die Erleuchtung der Welt von ihm ausgehen ließen, seine Lichtaura machte die Umgebung sichtbar und sein Geburtsort lag im Osten, von Europa aus gesehen.

Hamburg pur: ohne Reeperbahn, Soul Kitchen und das angeblich angelsächsische Flair...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Das war eine gute Idee, im Eingangsbereich einen riesigen älteren Stadtplan anzubringen, in dem schon optisch klar wird, um was es beim Thema „Hamburg“ geht: um Wasser. Unglaublich, welche Dominanz die blauen Flächen von Außenalster über Binnenalster und Norderelbe ausstrahlen. Das findet seine Korrespondenz in den Bildern der Ausstellung, die den auswärtigen Besucher durch Zweierlei überraschen, wie unglaublich oft Hamburg in einem Zeitraum von 30 Jahren vor und nach der Jahrhundertwende 1900 gemalt wurde und welche berühmten deutschen – Max Liebermann, Lovis Corinth, Max Slevogt - und hauptsächlich französischen Künstler – Pierre Bonnard und Edouard Vuillard - Details oder ganze Sichten auf Hamburg auf die Leinwand bannten.

Ins Museum gesperrt und trotzdem öffentliche Wirkung? – „Jenny Holzer“ und...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Geben wir es zu. Mit dieser Ausstellung tun wir uns schwer. Nicht weil wir die Künstlerin, die 1950 geborene amerikanische Konzeptkünstlerin Jenny Holzer, die durch den Einbezug von Schrift in den Öffentlichen Raum und dann auch mit Licht und Farbe als Leuchtbänder international Furore machte, nicht mögen, sondern genau aus dem gegenteiligen Grund. Wir haben ihre Einmischung in die Öffentlichkeit, nämlich wie sie die Worte in kritischer, zumindest reflektierender Weise nutzt und in laufende Texte montiert, um die Aufmerksamkeit von zufällig vorübereilenden Menschen auf Schandflecke der Menschheit zu richten, also in eindeutig moralischer, natürlich immer auch politischer Absicht, seit jeher bewundert. Sie hat nämlich dadurch auch die Mittel der Werbeindustrie konterkariert und einfach für Aufklärungs- und Kunstzwecke genutzt, insbesondere ihre LED-Installationen Aber auch ein schlichtes Plakat, an der richtigen Stelle angebracht und mit dem richtigen Inhalt versehen, war und ist schon ein Stück Widerstand in der Welt des Kommerz und Konsums. Und nun im Museum. Museal? Die Musealisierung der Jenny Holzer. Ja und nein.

Bodo Brinkmann gelingt ein Kabinettsstück – „Frans II. Francken: Die Anbetung...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Schon die Geschichte des Zustandekommens dieser Ausstellung ist eine eigene Abhandlung wert. Wann schon vermacht eine Archäologin ihr kostbarstes Kunstwerk einem Museum der Stadt, in der sie sich lebenslang wohlfühlte und deshalb alle – besseren – beruflichen Angebote ausschlug? So geschehen mit Margot Schmidt, der Stadt Basel und seinem Kunstmuseum. Das 103,8 x 118,3 cm große Gemälde von 1632 ist die „Anbetung der Könige von Frans II. Francken (1581-1642), einem Vertreter der in der Kunstwelt wohlbekannten Malerdynastie aus Antwerpen, die zwei Jahrhunderte einen familiären Werkstattbetrieb a la Cranach betrieben, der ihnen vor allem einen Platz in den sich ausweiteten Kunstkammern der Reichen und Mächtigen garantierte. Aller guten Dinge sind drei für das Kunstmuseum, denn zwei weitere Werke, kleiner, aber ebenfalls sakralen Inhalts, besaß es schon. Pferdefuß war allerdings die vor Jahrhunderten durch handgeschmiedete Nägel in die Malerei hineingetriebene Befestigung mittels eines rückwärtigen Holzes, die ein Ausstellen der Tafel unmöglich machte.

Die Qual der Wahl: die Romane verschenken, die man selber gerne...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Ein weites Feld, hätte der gute alte Theodor Fontane gesagt, der sowohl wirklich ein sehr guter Schriftsteller ist und das ’alt` als Gütezeichen trägt. Weniger bekannt als seine Romane ist seine gesellschaftliche Durchsicht, der eine herrliche Sprüchesammlung zu verdanken ist, wie: Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf. Aber er war auch für das Direkte und deshalb legen wir gleich los. „Die Piefke-Saga“ von Felix Mitterer aus dem Haymon Verlag ist gar kein richtiger Roman, dafür ein gesalzenes Drehbuch, wo man sich viele Wendungen und Gedankenblitze, die eigentlich aus dieser Fernsehserie stammen, genüßlich in Ruhe über die Zunge gehen lassen kann. Wenn es von dieser 1991 erschienen gebundenen Ausgabe nun ein Taschenbuch gibt, das als Untertitel „Komödie einer vergeblichen Zuneigung“ trägt, ist das ein Hinweis auf den fortlaufenden Kultcharakter dieser fernsehtauglichen Handlungsstränge von Berlin über Wien bis ins Tirolerische. Mittenrein.

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