Eine neue Ära begann, als Alfred Wopmann 1983 die Leitung der Festspiele übernahm. Er erkannte, dass ein Zusammenspiel der Gegensätze die Bregenzer Festspielen zu einem Unikat machten. Die Kombination Seebühne und Festspielhaus, inmitten einem großartigen Naturambiente von See und Bergen, war zumindest in Mitteleuropa nicht zu überbieten. Sein Konzept, das auch sein Nachfolger David Poutney beibehalten hat, lautete: Opernraritäten im Festspielhaus und populäres Musiktheater auf der Seebühne. Doch Mittelpunkt ist immer der See; Wasser ist eine eigenständige Kraft, ein Element des Spirituellen, eine Spiegelfläche, die alles was auf ihr geschieht, testet. Die äußere Natur fordert die innere Natur, daher braucht Bregenz Künstler, die diese Natur akzeptieren und verstehen. Wer nur kommt, um sich selbst zu produzieren, der wird den Anforderungen nicht standhalten, wer sich Kraft seiner Berühmtheit vor das Kunstwerk stellen will, wird unglaubwürdig, denn PR-Kunst gibt es in Bregenz nicht.
Kunst fördert Kunst – Elisabeth Sobotka, die neue Intendantin am Bodensee, präsentiert ihr Programm
Nun steht erstmals eine Frau ’auf der Brücke` des imposanten Kulturunternehmens, das kürzlich zum Festival des Jahres gekürt wurde. Sie ist fest entschlossen das Festspielschiff auf Erfolgskurs zu halten. Elisabeth Sobotka ist viel herumgekommen, war an den Opernhäuser in Wien, Leipzig und Berlin (Staatsoper) in Führungspositionen tätig, zuletzt agierte sie als Geschäftsführende Intendantin der Oper Graz. Hier nun in Bregenz muss sie sich neben den künstlerischen Herausforderungen auch mit den Naturgewalten bekannt machen, wie Wasserstand, Gewitter, Windstärke. Auch das Singen draußen bei Wind und Wetter ist nicht jedermanns Sache, da gilt es die richtigen Sänger zu finden, denn man benötigt eine 3fache Besetzung für die Oper auf dem See, die zudem noch schwindelfrei zu sein hat.
Mit Puccinis "Turandot" als Seebühnen-Stück werden am 22. Juli die Festspiele eröffnet. „Nessun dorma“, eine der berühmtesten Arien für Tenor, wird sicherlich keinen im Publikum schlafen lassen. Zumal das imposante Bühnenbild von Regisseur Marco Arturo Marelli durchaus spannendes Musiktheater verspricht. 100.000 der 176.000 Eintrittskarten für "Turandot" in diesem Jahr sind schon verkauft oder gebucht. Ausverkauft sollten die 26 Vorstellungen auf der Seebühne schon sein, denn damit verdient man das Geld für das breitgefächerte Programm drinnen im Festspiel sowie für die Werkstattbühne. Die Festspiele müssen sich zu 80% selbst finanzieren, das bei einem Budget von 20 Millionen Euro, die öffentlichen Gelder wurden seit 1997 nicht erhöht. Wenngleich die Festspiele ein Aushängeschild für die gesamte Region Vorarlberg sind, man spricht von 174 Millionen Euro Einnahmen für die Wirtschaft, zeigt sich das Land so gar nicht generös.
’Kunst fördert Kunst` ist das Motto der neuen Intendantin und somit hat sie auch im Festspielhaus große Oper eingeplant. Jacques Offenbachs "Hoffmanns Erzählungen" wird von dem Regisseur Stefan Herheim in Szene gesetzt. Michael Volle singt alle vier Teufelspartien. Die zeitgenössische Oper "Der Goldene Drache" von Peter Eötvös wird auf der Werkstattbühne zu erleben sein, wie auch Aufführungen von Mozarts "Cosí¬ fan tutte" des neuen Opernstudios. Im Kunsthaus hat die Intendantin ein "Opernatelier" als Ideenbörse initiiert. Natürlich runden Orchesterkonzerte mit den Wiener Symphonikern das ungemein interessante Programm ab, in dem noch eine Meisterklasse mit Brigtte Fassbaender eingeplant ist und ein großes Kinder- und Jugendprogramm seit Jahren zur Selbstverständlichkeit geworden ist.
Für die Sommer 2017/2018 wählte die neue Intendantin schon Georges Bizets "Carmen" als Spiel auf dem See aus.
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