Gastland Argentinien – Kultur in Bewegung – Serie: In Vorbereitung der Buchmesse 2010 vom 6. bis 10. September in Frankfurt am Main (Teil 2/3)

Argentinischer Stand auf der Frankfurter Buchmesse 2009. 2010 wird Argentinien Ehrengast der Frankfurter Buchmesse sein.

Da hätte es auch andere Länder gegeben, aber traditionell sind die Kontakte zwischen Argentinien und Deutschland kulturell sehr eng und immer schon war die argentinische Literatur in Deutschland präsent – nicht nur auf Meister Jorge Luis Borges beschränkt! -, aber auch deutsche Literatur steht in Ansehen in diesem durch den starken Anteil von Italienern europäischer als andere wirkendem südamerikanischen Land. Wie stark derartige Auftritt sein können, hat im letzten Jahr das Gastland China erwiesen, wo es im Vorfeld der Buchmesse schon heftige Ereignisse gab, die klarmachten, das Buch, der Geist ist untrennbar mit der Freiheit des Wortes und der Freiheit der Person im betreffenden Land verbunden sind.  

Als in einer  gemeinsamen Pressekonferenz zur Vorstellung des Argentinienschwerpunktes – an der die Direktorin des Institutes Cervantes, Mercedes de Castro, Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, Guillermo Kreckler, Gesandter des Ehrengastlandes Argentinien und dessen Pressesprecher Frank Wöllstein sowie der Frankfurter Kulturdezernent teilnahmen – letzterer davon sprach, daß derartige Friktionen und Skandale diese Jahr mit Argentinien nicht zu befürchten seien, hatte er die Lacher auf seiner Seite. Ist ja richtig. Aber so lange liegen die Jahre der Militärdiktatur in Argentinien auch nicht zurück und das Problem der Verschwundenen bleibt eine gesellschaftliche Wunde, die auch auf uns wirkt, wie ein sichtlich betroffener Juergen Boos nach dem Betrachten der Fotografien der Ausstellung „ausenc’as“  von Gustavo Germano äußerte, wobei das starke Prinzip des Fotografen das ist, einem alten Foto, das den Verschwundenen mit anderen zeigt, heutige Aufnahmen gegenüberzustellen, wo diese Person deutlich fehlt.

Aufzuarbeiten ist aber auch der favorisierte Zuzug von Naziverbrechern nach 1945, die so ihrer Strafe in Europa entgingen. Aber auch die Bundesrepublik ist 65 Jahre nach dem Ende des Krieges und der Naziherrschaft mit der Aufarbeitung dieser schrecklichen Zeit immer noch beschäftigt ist, wie gerade die Attacken der Vorsitzenden der Vertriebenen (CDU) Erika Steinbach peinlich deutlich machten. Es wird auf der Buchmesse auch Veranstaltungen geben, die anhand von Büchern diese Zeit wie die der Militärdiktatur politisch beleuchten. Die Bücher über Verschwundene sind sowieso ein stetiges Thema.

Um das Kulturprogramm Argentiniens und den Auftritt auf der Buchmesse kümmern sich mindestens drei Institutionen. Da gibt es das Komitee zur Vorbereitung, das seit über einem Jahr  mit dem Sonderbeauftragten Guillermo Kreckler ein über die gesamte Bundesrepublik reichendes Programm hinzauberte, das zur Buchmessenzeit den Schwerpunkt im Frankfurter Gebiet hat. Da gibt es aber auch die Stadt Frankfurt, die in Kooperation mit den Partnern über das Messegelände hinaus die Stadt und ihre Kultureinrichtungen zum Träger von Veranstaltungen macht. Das ist aber darüber hinaus das Instituto Cervantes, das – den Goethe Instituten in aller Welt vergleichbar – dafür zu sorgen hat, daß die spanische Sprache und die mit ihr verbundene Kultur in der Welt verbreitet wird. Diese sehr lebendige und aktive Einrichtung gibt es seit zwei Jahren auch in Frankfurt. Sie residiert ausgerechnet im Amerikahaus, das nach 1945 gebaut, bis vor kurzem den gleichen kulturellen Auftrag für die USA wahrgenommen hatte, aber ausblutete. Nun erwächst also dem Amerikahaus in diesem „heißen argentinischen Herbst“ – so übereinstimmend die Podiumsteilnehmer- die Aufgabe, ein Südamerikahaus zu sein,

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