Blonde Venus – „Der Blaue Engel“ auf DVD und ein Taschen-Bildband verführen zu Marlene Dietrichs 99. Geburtstag (Teil 1 /2)

Sie stolzieren, räkeln sich, blitzen mit ironischer Eleganz auf dem Bilderreigen. Die Marlene-Hose bedeckt sie manchmal, passend zum Frack, Zylinder und Zigarre. Rauchen hielte sie gesund, behauptete Marlene. Mit 92 Jahren verstarb die Dietrich am 6. Mai 1994 nach einem jahrzehntelangen Rückzug in ihre Privaträume in Paris. Es blieb der Mythos. Aber „Glamour ist das, was ich verkaufe.“, sagte die „Dietrich. Und die Beine. Aber viel mehr faszinieren Ursini und Duncan ihre Augen. Sanft und lockend strahlen diese Augen auf den wunderschönen alten Magazinen und Kinopostern, die der Bildband versammelt. Ein verschwörerisches Zwinkern versprechen sie auf einer frühen Modeaufnahme im Negligé. Die Dame bleibt über Nacht. Dafür hält sie auf einer anderen Aufnahme der selben Fotostrecke kokett den Koffer in der Hand. Einen solchen hatte sie noch in Berlin stehen, wo sie als Marie Magdalene Dietrich geboren wurde. Vor 99 Jahren.

Die Beine. Im Cabaret hat sie Marlene Dietrich zuerst geschwungen. Dann erst wieder gegen Ende ihrer Filmkarriere. So zeigt sie eine der letzten aufnahmen in Las Vegas. Auf ihrer eigenen Bühne, kein Tingel-Tangel-Mädchen, sondern Mythos. Bis sie nur noch sang. „Sag mir, wo die Blumen sind“ und wo ihre Jugend, deren Verlust sie nicht ertragen konnte. Wie Sarah Bernhard, wie Greta Garbo verschwand sie. Sie konnte über sich selbst lachen, wurde Marlene Dietrich von einer Sängerin der Weimarer Zeit. Konnte sie das, als nur ihre Stimme am Telefon blieb. Ein Flüstern im Dunkeln von einem strahlenden Stern. Die Beine, ruhten sie nun im Himmelbett wie Marlene, den Telefonhörer in der Hand? So zeigt sie eine Standaufnahme aus dem 1929 entstandenen Stummfilm „DuBarry“.

„Der Liebling der Saison“ war sie im nächsten Jahr, als „Der Blaue Engel“. In Wahrheit aber eine Frau für jede Jahreszeit, alle Zeit, die Ewigkeit. Die Beine überschlagen als Lola-Lola. Fesch wie die „Icons“ von Taschen. Ein Mythos, den der Titel feiert. Die Beine? Die Dietrich.

Titel: Dietrich/ Autor James Ursini/ Herausgeber: Paul Duncan/ Verlag: Taschen/ Jahr: /Seiten: 192/ Preis: 7,99 €

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