Erst die Sahnetorte und dann die Kirsche obendrauf – WELTEXPRESS-Interview mit Union-Trainer Urs Fischer

Sahnetörtchen mit Kirsche. Quelle: Pixabay, Foto: RitaE

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Siegesjubel und Abschiedsschmerz! So gewaltig schlug beim 1. FC Union die Stimmungs-Amplitude aus. „Dramatischer lässt sich ein Stück nicht inszenieren“, staunte ein sichtlich aufgekratzter Union-Trainer Urs Fischer. Max Kruse köpfte in der zweiten Minute der Nachspielzeit nach Flanke von Sheraldo Becker zum 2:1-Sieg über RB Leipzig ein. Bereits in der 67. Minute hatte Marvin Friedrich mit einem unheimlichen Knaller nach Ecke von Christopher Trimmel zum 1:1 einhämmerte. Am Tag nach dem Sieg und dem Einzug in die neue Conference League forschten wir bei dem Union-Trainer Urs Fischer (55) nach seiner Meinung.

Der Chef bei den Eisernen: Trainer Urs Fischer. © Foto: Hans-Peter Becker

Ihr Union-Präsident Drik Zingler bezeichnete den siebenten Rang in der Bundesliga-Abschluss-Tabelle und den Einzug in die von der UEFA neu gegründete Conference League als Kirsch auf der Sahne-Torte. Wie sehen Sie das Erreichen des neuen europäischen Fußballwettbewerbs?

Urs Fischer: „Wie gesagt, der Spielverlauf war wie in einem Drehbuch, wenn man es sich vorher ausmalen könnte, würde man es genauso schreiben. Aber so richtig einordnen kann ich den Erfolg noch nicht.“

Wer hat ihnen neben den beiden Torschützen besonders gefallen?

Urs Fischer: „Unser Torwart Andreas Luthe hatte heute gefühlte acht Arme. In der 81. Minute parierte er gleich dreimal bei gefährlichen Situationen. Zudem war er auch in der 87. Minute noch einmal voll da. Luthe legte die Grundlage für unseren Sieg.“

Es gab kritische Stimmen zur Feier vor dem Stadion mit den Fans. Sie standen zu eng und einige trugen keine Maske. Wie sehen Sie das?

Urs Fischer: „Wenn man so einen Erfolg ohne Fans hätte feiern müssen, wäre es schade gewesen. Das ist heute einfach ein tolles Gefühl für uns alle.“

Wie lang war die Nacht bei ihnen?

Urs Fischer: „Wir haben uns gefreut und ein bisschen gefeiert. Es war aber im wahrsten Sinne des Wortes nicht berauschend. Ich bin ziemlich früh gegangen, denn nach dem ganzen Stress fühlte ich mich doch müde.“

Haben Sie nach dem Erfolg schon an einen Wechsel zu einem anderen Verein gedacht?

Urs Fischer: „In keiner Minute. Ich fühle mich bei Union wohl und arbeite gern hier.“

Welche sportlichen Ziele schwebten ihnen vor, als Sie vor drei Jahren bei Union Berlin eingestiegen sind?

Urs Fischer: „Ich wollte eine gute Arbeit abliefern. Es war dann ein riesiger Erfolg als wir die Relegation gegen Stuttgart gewonnen haben und in die Bundesliga aufgestiegen sind. Es macht mich schon ein bisschen stolz, dass wir jetzt das dritte Jahr in der Bundesliga und sogar in einem europäischen Wettbewerb spielen werden. Ich hebe aber nicht ab. Ich weiß, dass es im Herbst bei null Punkten wieder losgeht und es wieder eine schwere Saison wird. Auch im nächsten Jahr ist es unser erstes Ziel, nicht in den Abstiegskampf zu geraten.“

Mit Christopher Lenz, Christian Gentner, Nico Schlotterbeck, Andi Gogia, Florian Hübner, Joel Pohjanpalo, Torwart Loris Karius, Taiwo Awoniyi und Petra Musar verlassen eine ganze Reihe Spieler die Eisernen. Wie sind Sie auf den Aderlass eingestellt?

Urs Fischer: „So ist das Geschäft im Profifußball. Vielleicht bleibt der eine oder andere Leihspieler am Ende doch bei uns. Aber unser Sportdirektor Oliver Ruhnert hat mit dem Polen Tymoteusz Puchacz, Paul Jaeckel, Rein Khedira und Levin Öztulani schon für neue Spieler gesorgt. Es ist nun meine Aufgabe. Die Spieler an unser Niveau heranzuführen.“

Wie sehen die nächsten Wochen für Sie aus?

Urs Fischer: „Jetzt fahre ich erste einmal nach Hause zu meiner Familie in die Schweiz und erhole mich am Zürich-See. Am 26. Juni treffen wir uns wieder in der Alten Försterei zum Gesundheits-Chek. Danach ist vom 1.-4. Juli ein Kurz-Trainingslager in Bad Saarow geplant. Damit beginnt die Saison-Vorbereitung. Vielleicht gehen wir auch noch zwei Wochen in ein Trainingslager nach Tirol.“

Wenn Sie jetzt in Europa spielen, wird es schwer in der Alten Försterei zu bleiben. Das Stadion entspricht nicht den Anforderungen für Spiele auf europäischem Niveau. Was sagen Sie dazu?

Urs Fischer: „Gar nichts, da übergeben ich an unseren Präsidenten.“

Dirk Zingler: „Wir werden mit der UEFA sprechen, ob wir als kleinerer Verein in unserem angestammten Stadion spielen können. Da müssen wir die Entscheidung abwarten. Natürlich ist auch das Olympia-Stadion eine Option, wenn es auch unser erstes Ziel bleibt, zu Hause in der Alten Försterei zu spielen.“

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