Spannend finden das als „Red Bulls Salute – European Trophy Finals“ vermarktete Spektakel in der Millionenmetropole Berlin allerdings nur wenige Bewohner und Besucher, denn nur zwei, drei Tausend Zuschauer verloren sich in der großen Mehrzweckhalle am Ostbahnhof, die, wenn die Berliner Eisbären in der DEL um Punkte, Siege und Titel spielen, oftmals in den letzten Jahren seit dem Umzug aus dem alten wie ehrwürdigen Wellblechpalast mit über 14 000 Zuschauern ausverkauft war. Selbst in dieser bisher durchschnittlichen Saison ziehen die Berliner Eisbären Zuschauer an, Tausende, doch bei der am Reißbrett unter dem Banner „Totale Reklame“ entstandenen Werbetage mit Kufenkurven um einen Puck kommt keiner und bildet Kulisse sowie sich etwas darauf ein.
Wir kommen zum zweiten Spiel an diesem Abend und also der Begegnung zwischen den Eisbären Berlin, dem siebenfachen BRD-Meister und dem fünfzehnfachen DDR Meister als „Dynamo“, die sich nicht für dieses Finalturnier qualifizierten mussten, sondern mit der Begründung „Gastgeber“ zu sein von den Bestimmern in die Gruppe A gesetzt wurde, und Färjestad BK aus Schweden. Beide Mannschaften sind aktuell Tabellen-Neunte in ihren Ligen. Am Ende gewann der Neunte der schwedischen „Elitserien“ gegen den Neunter der deutschen Eishockey Liga (DEL) mit 4:0 (0:0, 0:3, 0:1).
Dabei verletzte sich Torhüter Rob Zepp nach einer Viertelstunde so schwer, dass er verletzt ins Krankenhaus musste. Fortan hütete Sebastian Elwing das Berliner Tor und musste wie wir mitansehen, wie seine Vorderleute reihenweise auf die Strafbank geschickt wurden. Gerne hätten wir gesehen, wie sich die Berliner Bären in voller Sollstärke auf dem Eis geschlagen hätten, ohne Fäuste. Doch die Eisbären mussten dauernd und wiederholten sogar in doppelten Unterzahl durch das Desaster gegen Färjestad. Ohne Unterlaß in Unterzahl, auf diese Weise geschwächt kann keine Mannschaft der Welt im Eishockey gegen den Neunten der Elitserien gewinnen. Dass sich die Schweden beim Siegen sehr nichtssagend anstellten, so dass wir darüber auch nichts weiter schreiben mögen, sollte jedoch nicht unerwähnt bleiben – seinen wichtigsten Torhüter in diesem unwichtigen Turnier zu verlieren und im Kampf um einen Play Off-Platz möglicherweise auf Zepp zu verzichten, übrigens auch nicht.
Das Malheur bringt Jeff Tomlinson, der sich sichtlich müht, noch ärger in Not. In dem halben Jahr als Trainer der Berliner Eisbären brachte er es bisher nur zur peinlichsten Pleite in 18 Jahren. Mit der 0:8-Klatsche bei den Grizzly Adams Wolfsburg kassierte der smarte wie im Vergleich zum Vorgänger Jackson, der den Beinamen „Stiller Don“ trug, richtig redselige Neue mit seinem Team die höchste Niederlage seit mehr als 18 Jahren. Immerhin, Tabellenletzter sind die Berliner unter Tomlinson, der als Spieler auch schon mal am Timmendorfer Strand stürmte, nicht mehr. Sechster, um sich direkt für das Viertelfinale zu qualifizieren, aber noch lange nicht.
Zurück zum Zuschauerflop in Berlin. Färjestad steht mit dem zweiten Sieg im zweiten Spiel der Gruppe A „on the top“ und als Finalist für Sonntag fest.