Endstation Praunheim
Waren die Gründerinnen des Vereins früher im Ortsteil Praunheim noch eine äußertst verschworene Gruppe von Betriebssportlerinnen der Deutschen Bundesbank, so mauserten sich die in den Niddaauen spielenden Vorstadt-Kickerinnen fast zeitgleich mit den Frauen von Turbine Potsdam, die als ostdeutscher Betriebssportverein starteten, zur bundesdeutschen Vorzeigeelite des Frauenfussballs in der gemeinsamen Berliner Republik. Die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) war immer dabei. Früher fuhr die Straßenbahn zur Endstation am Praunheimer Weg. Ganz in der Nähe verbrachte der Begründer der deutschen Schwulen- und Lesbenbewegung "Rosa von Praunheim" als Holger Bernhard Bruno Mischwitzky seine prägenden Jahre. Mitte der 1960er Jahre nahm der spätere Filmregisseur den Künstlernamen „Rosa von Praunheim“ an, der eine Reminiszenz an den Rosa Winkel darstellt, den homosexuelle Männer in der Zeit des Nationalsozialismus in Konzentrationslagern tragen mussten, sowie an den Frankfurter Stadtteil Praunheim, wo er als Jugendlicher aufwuchs.
Partnerschaft mit Herz
Nun diese Zeiten sind vorbei, der Verein SG Praunheim wurde umbenannt in den 1. FFC Frankfurt und zog um nach Rödelheim ins Stadion am Brentanobad. Und die VGF mit ihm. Die U-Bahn hält heute an Haltestelle "Am Fischstein", ein paar Minuten Fußweg vom Stadion. Der Künstler Rosa von Praunheim dagegen lebt größenteils in Berlin, ist dort immer noch Star der Scwulen-Szene und hat zuletzt bei der 63. Internationalen Berlinale die Berlinale Kamera erhalten. Robert Jakob, sachkundiger Mainhattan Kenner, leitet seit Jahren die VGF Stabsstelle "Kooperationen/Sponsoring, Event-Marketing“ der VGF. Seine Mission bedeutet: an die Menschen rankommen, da wo sind – im Sport und in der Kultur. Premium Partner des 1. FFC Frankfurt als auch des Musicals „Saturday Night Fever“ ist wohl ein Novum in Deutschland. Sport und Kultur zusammenzubringen, dass praktizieren Sponsoren und Vereine, die regional punkten müssen. Der VGF-Jakob und der FFC-Dietrich wissen wie es geht, Zuschauer zum Frauenfußball und in die Kulturszene zu lotsen.
Einladung durch die VGF
Am vergangenen Dienstag abend waren alle Spielerinnen, darunter alle FFC-Nationalspielerinnen, anwesend, als Daniel Nicolai,der Intendant des English Theatre, die erfolgreichen Fußballerinnen und das Trainerteam um Chefcoach Colin Bell sowie FFC-Vorsitzenden Bodo Adler begrüßen konnte. Im Rahmen der Partnerschaft der Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main (VGF) mit dem Theater luden beide Partner das Frankfurter Bundesliga-Team zu der Vorstellung ein. Das English Theatre Frankfurt präsentierte das Discomusical „Saturday Night Fever” in einer Neuversion. Der Hausregisseur des Theaters, Ryan McBryde, hatte aus dem Film- und dem Musicalskript ein neues Textbuch erarbeitet, das die Vorlage eines ganz neuen Inszenierungsansatzes ist. Nicht nur der musikalische Leiter Paul Herbert arrangierte die Bee Gees-Musik neu und passt sie mehr aktuellen Trends an, auch die Choreografie von Darragh O’Leary ist mit vielen modernen Tanzelementen gespickt. Darüber hinaus wird „Saturday Night Fever“ auch durch die „Actor/Musicians“ in ganz neuem Gewand erscheinen: alle Schauspieler singen, tanzen und spielen live auf der Bühne die Musik. Ein Novum in Deutschland.
Musik, einfach toll
„Saturday Night Fever“ begeisterte die weiblichen Kickerinnen. „Ich fand`s super! Es hat riesig viel Spaß gemacht, sich das Musical anzuschauen“, so spontan Nationalspielerin Dzsenifer Marozsán. „Es war ja das erste Mal, dass wir so einen Abend zusammen gemacht haben und das war natürlich toll, wir haben viel gelacht und besonders gut finde ich, die Schauspieler jetzt noch kennenzulernen," befand die etwas reifere Fatmire Bajramaj. „Es war toll! Der Tanz, die Musik, einfach toll!," jauchste die bunte Celia Sasic „Es ist das erste Mal, dass ich heute hier sein durfte und ich fand es sensationell, total faszinierend, wie man singen, tanzen, schauspielern und dann noch ein Instrument spielen kann! Ich bin total begeistert von der Show, “ reüssierte die selbstbewußten KG – so bezeichnen die Fans Kerstin Garefrekes, die im Berufsalltag dem Stadtkämmerer Uwe Becker zur Seite steht. In der Frankfurter Sportamt – auch in der Stadtverwaltung integriert – arbeitet Svenja Huth, die die Tennisplätze auf dem Stadiongelände nähe Commerzbank Arena zu betreuen hat.
Disco-Kultur der 70er
Die Geschichte, die Story des Musicals, die hat es in sich. „Saturday Night Fever“ lässt die schizophrenen 70er Jahre wiederaufleben: Von der Watergate Affäre bis zur Blamage der USA im iranischen Geiseldrama, von den „Killing Fields“ Vietnams zu den heruntergekommenen schäbigen Straßen Brooklyns, die 70iger waren eine turbulente Zeit, als der „American Dream“ ausgeträumt schien. Der 19-jährige Italo-Amerikaner Tony Manero steht im Zentrum des Arbeiter-Dramas; gebeutelt von einer Finanzkrise ähnlich der Gegenwärtigen. Chancenlos und enttäuscht über Rassenhass und Diskriminierung bricht Tony aus der Monotonie seines Alltags aus und wirft sich in die Disco-Kultur seiner Zeit; einer Welt von Sex, Drogen und heißen Tänzen. Durch die Dringlichkeit und Intensität dieser Themen ist „Saturday Night Fever“ mehr als ein „Disco-Musical“. Es ist eine Geschichte von sexuellem Verlangen und sozialem Aufstieg, eine Erkundung relevanter Ereignisse, die zu Angelpunkten der US-Arbeiterklasse wurden.
Ich komme wieder
„Ich war total begeistert. Jetzt haben die Darsteller mir gerade erzählt, dass sie nur vier Wochen geprobt haben. Und das ist für mich eine absolut überragende Leistung. Wenn man sieht wie das alles zusammen funktioniert: die Texte, die Musik, der Tanz, das Schauspiel … Fantastischer Abend! Ich komme wieder!“ so bekannte FFC-Cheftrainer Colin Bell sein großartiges Erlebnis. Aktuell hat der 1. FFC Frankfurt acht deutsche Nationalspielerinnen in seinen Reihen, die bei der Europameisterschaft 2013 in Schweden den Titel gewannen. Hinzu kommen zwei japanische Weltmeisterinnen, eine dänische, eine mexikanische sowie eine schweizerische Nationalspielerin. Derzeit liegt der Verein unter Bells Regie Bell trainiert wird, an der Tabellenspitze der Frauen-Bundesliga.
Auch im DFB-Pokal waren die FFC-Spielerinnen erfolgreich und konnten zuletzt den VfL Wolfsburg, der im letzten Jahr das Triple aus Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League gewann, mit 1:0 aus dem Pokal werfen. Der 1. FFC Frankfurt ist also auf dem besten Wege, an die vergangenen Erfolge anzuknüpfen und weitere Titel an den Main zu holen. Die Heimspielstätte am Brentanobad in Frankfurt-Rödelheim wird derzeit modernisiert und soll im Jahr 2015 in neuem Glanz erstrahlen.
Filmstart mit Disco-Welle
Es war der 14. Dezember 1977, als mit dem Filmstart von “Saturday Night Fever” eine Discowelle die USA überrollte. Unter der Regie von John Badham gelang John Travolta als Tony Manero der Durchbruch als Schauspieler. 1978 folgte eine Oscarnominierung als Bester Hauptdarsteller. In Deutschland begeisterte der Film erst ab dem 13. April 1978 unter dem Namen “Nur Samstag Nacht” das Publikum. Es hagelte Nominierungen und Preise: John Travolta erhielt den National Board of Review Award als Bester Schauspieler, der Film gewann 1978 die Goldene Leinwand in Deutschland und bei den Golden Globes wurde der Film als Bester Film Komödie oder Musical nominiert.
Grammy für das Album
Der Soundtrack des Films war der eigentliche Hit und stand für geraume Zeit auf Platz 1 der meistverkauften LPs. Den Bee Gees verhalf er zu einem sensationellen Comeback und in den USA blieb das Album 24 Wochen auf Platz 1 der Charts. Insgesamt hielt sich das Album zweieinhalb Jahre in der Hitliste! 1979 wurde es schließlich mit einem Grammy für das Album des Jahres ausgezeichnet. Die Musical Version des Films feierte 1998 Premiere in London. Von 1999 bis 2002 war derTanzklassiker in Köln, danach in München, Basel und Düsseldorf zu sehen. 2002 erschien eine Neuveröffentlichung des Films mit einer überarbeiteten Tonfassung. Seitdem heißt der Film auch in Deutschland “Saturday Night Fever”.
Rauf und runter
John Travolta und seine „Dancemoves“ lösten weltweit eine Discowelle aus. Der Film beeinflusste nicht nur die Musikbranche, sondern auch die Mode und den Lebensstil der damaligen Jugend. Einen großen Beitrag zum Riesenerfolg des Films leistete dabei die Filmmusik der Bee Gees. Die Platte zum Soundtrack zu „Saturday Night Fever” erschien 1977 erschien. Nun wurden die Bee Gees auch in Deutschland zu Superstars. „Stayin’ Alive” und „Night Fever” liefen in den Discos rauf und runter. 1978 hatten Barry, Robin und Maurice sogar fünf Songs gleichzeitig in den US-Top 10. Das haben außer ihnen bisher nur die Beatles geschafft. Bis heute ist „Saturday Night Fever” nach „Bodyguard” von Whitney Houston der zweitmeist verkaufte Soundtrack in den USA. 1980 erhielten die Bee Gees schließlich einen Grammy für die LP.
Fussball ist kein Wunschkonzert
Für den 1. FFC Frankfurt beginnt der große Spaß nochmals am Wochenende am Sonntag in Potsdam. Zum letzten Bundesligaspiel des Jahres reist der FFC am 2. Advent zum Spitzenspiel zum Erzrivalen Turbine Potsdam. Der englische Cheftrainer Colin Bell denkt, dass sein Team keine Sorge haben sollte: „Ich behaupte, dass bei uns mehrere Spielerinnen aus allen Lagen Tore machen können.“ Mit 41 erzielten Treffern haben die Frankfurterinnen zur Zeit die Nase vorn in der Liga. Turbine Potsdam schoss wesentlich weniger Tore. Dennoch warnt die Ex-Potsdamerin Fatmire Bajramaj, die sich auf das Megaspiel gegen Turbine Potsdam so freut: „Gegen Potsdam müssen wir uns steigern, weil die unsere Fehler sofort ausnutzen. Da dürfen wir nicht so hektisch sein.“ Sie weiß: Cheftrainer Bernd Schröder ist bekannt dafür bis zum Schluss daran zu arbeiten, dass es ein magisches Potsdamer "Sunday High Noon Fever" geben wird. Denn Fußball ist kein Wunschkonzert.