Berlin, Deutschland (Weltexpress). Unions Sportdirektor Oliver Ruhnert (49) hatte am Sonnabend doppelten Grund zur Freude. Als Vereinsmitglied bei Schalke 04 konnte er sich nach 30 Bundesliga-Schlappen über den ersten Sieg der Knappen freuen. Hoffenheim musste mit einer 0:4-Niederlage mächtig Federn gegen die Gelsenkirchener lassen. Bei den Eisernen ließen die Wolfsburger durch das 2:2 (1:1) an der „Alten Försterei“ einen Punkt liegen, wodurch die Berliner ihren fünften Tabellenplatz zu halten vermochten.
Natürlich weist Ruhnert – wie auch immer wieder Trainer Urs Fischer – alle Spinnereien bezüglich einer Planung mit der Europa- oder gar Champions League 19 Spiele vor dem Saisonende zurück. Im ZDF-Sportstudio betonte Ruhnert: „Unser fünfter Rang ist sicher außergewöhnlich. Wir wissen das. Wir wissen aber, wo wir herkommen. Wir haben aus den wenigen Möglichkeiten versucht, möglichst viel zu machen.“
Das Unentschieden gegen die reichen Autostädter gilt erneut als Beweis des Zusammenhalts. Ruhnert bezeichnet diese Eigenschaft als Kabine: „Es müssen in einer Mannschaft nicht alles Freunde sein, aber alle müssen an einem Strang ziehen und den festen Willen zum Erfolg haben.“ Diesen Willen demonstrierten die Spieler gegen Wolfsburg auch vor leeren Rängen.
Es handelte sich um zwei Traum-Treffer der Unioner, die beide das Zeug zum „Tor des Monats“ mitbringen. Sheraldo Becker zirkelte in der 29. Minute den Ball ins linke obere Eck zum 1:1 und Robert Andrich ließ in der 52. Minute den Trickspieler gucken. Nach einer Roten für Maximilian Arnold wurde die Elfer-Entscheidung zurückgenommen. Die Chance für Ball-Zauberer Robert Andrich. Er zirkelte die Kugel wie beim Billard über die dichte Wolfsburger Mauer ins rechte Eck zum 2:1.
In der 60. Minute richtete der Hamburger Schiedsrichter Patrick Ittrich seine Entscheidung dann gegen die Wuhlheider. Christopher Trimmel hatte einen Eckstoß direkt in die Kiste gezaubert. Ittrich zeigte auf Abstoß, was auch Oliver Ruhnert als Kreisliga-Schiedsrichter nicht verstand: „Sicher hätten viele Schiedsrichter anders entschieden.“ Taiwo Awoniyi solle VfL Torwart Keen Casteels behindert haben. In Videos und verschiedenen TV-Aufzeichnungen indessen ist deutlich zu sehen, dass Casteels den Unioner wie einen Ringer mit einem „Doppel-Nelson“ festhält.
Da auch die Unioner in der 43. Minute durch einen Alleingang von Yannick Gerhardt reichlich Glück hatten, geht die Punkteteilung grob in Ordnung. Luthe hielt im großen Stil.
Gegenüber der Presse stimmte Union-Trainer Urs Fischer nach Spielschluss versöhnliche Töne an: „Nach dem Platzverweis und der Führung waren wir heute in gewissen Phasen zu hektisch und haben es nicht sauber zu Ende gespielt. Dann bekommen wir aus einer eigentlich ungefährlichen Aktion einen Strafstoß gegen uns, das gehört aber zum Fußball. Am Ende ist dieses Unentschieden aber ein korrektes Resultat und ich freue mich über den Punkt.“
Oliver Ruhnert wies noch auf die Begehrlichkeiten von Managern und Spielervermittlern hin: „Wir bekommen jetzt mehr Angebote. Wir lassen uns aber keine Spieler aufdrängen. Mit unseren Spielern haben wir vorher gesprochen, was wir leisten können und was nicht.“ Schließlich ging Ruhnert auch auf die Pandemie ein: „Es wird vielleicht schwer werden, die großen Stadien gleich wieder zu füllen.“ Was den 1. FC Union betrifft, halten sich die Bedenken in Grenzen: „Wir haben auch in der Pandemie weiter einen Zulauf von Mitgliedern.“
Anmerkung:
Siehe auch den Artikel „Punkteteilung in der Wuhlheide – Union rennt und rennt“ von Hans-Peter Becker.