Du – ist ein pensionierter Krieger, während alle anderen Figuren in der dritten Person beschrieben werden. Siran, die Frau, Naira, die Tochter, Ramela, die Begehrte. Die Männer der Siedlung, alles Ehemalige wie Du selbst. Der Ort: nirgends, Grenzgebiet im Kaukasus. Selbstgewähltes Exil als Tanz auf dem Pulverfass. Kreuze, Raketen, Wald und Schnapskönig sind die kurzen, manchmal nur eine Seite langen Kapitelfragmente überschrieben. Du schlägst deine Frau. Trinkst. Tanzt. Misst dich mit dem Schnee, dem Wolf. Wirst verrückt und hältst doch durch. Redest. „Weil du nie viel vom Krieg erzählst, hört Siran schweigend, neugierig zu, wie du von einem Mädchen sprichst, in welchem sich dir sämtliche Unmöglichkeiten bündeln.“
„Alles hat hier mit Schmerz zu tun. Man wächst ins Symbolhafte, trägt Talisman-Tattoos als Schutz gegen Tuberkulose oder Stalinfratzen über dem Herzen, weil kein Soldat oder Polizist aus eine solche schießen wird, glaubt man. Ikonen, Werwölfe und Teufel marschieren auf, weil man zwischen den Welten wechselt, ein Biest sein will und deshalb die Figuren und Schädel und Schriften auf der Haut trägt.“
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Robert Prosser, Geister und Tattoos, Roman, 181 Seiten, Klever Verlag, August 2013, (D) 19,90 €