Sabine Stoller machte alles richtig und traf
Die TSG 1899 startete unter den Augen von DFB-Direktorin Steffi Jones diszipliniert und war, wie von Coach Ehrmann gefordert, aggressiv in den Zweikämpfen. Das Umschaltspiel von der Defensive in die Offensive funktionierte ebenfalls gut und so hatten die Hausherrinnen die erste Chance der Partie. Die Flanke von Leonie Pankratz verpasste Sabine Stoller knapp. Die Gäste kamen nach einer knappen Viertelstunde mit einem direkten Freistoß zu ihrer ersten Möglichkeit, den Isabelle Linden aber übers Tor setzte. In der 18. Minute gelang Hoffenheim mit einem tollen Spielzug die Führung. Mana Iwabuchi bediente Stoller mit einem wunderschönen Pass in die Schnittstelle der Leverkusener Defensive. Auch Stoller machte dann alles richtig, ließ die Torhüterin aussteigen und erzielte das 1:0.
Bayer-Verteidigerin Nina Claassen schoss zum Ausgleich
Leverkusens Coach Thomas Obliers hatte seine Startformation sieben Tage nach dem Heimerfolg gegen BV Cloppenburg (4:1) auf vier Positionen verändert. Für die rotgesperrte Torhüterin Anna Klink und die angeschlagene Verteidigerin Marisa Ewers rückten Lisa Schmitz und Nina Claassen ins Team, für U19-Nationalspielerin Theresa Panfil begann Nationalspielerin Isabelle Linden im Angriff. Zudem musste Obliers kurzfristig auf den Ausfall von Linksverteidigerin Carolin Simon reagieren und ließ für sie Nationalspielerin Kathrin Hendrich links hinte in der Viererkette ran. Dafür begann Marina Hegering neben Ramona Petzelberger auf der "Doppel-Sechs". Nur fünf Minuten später musste die Ehrmann-Elf allerdings den Ausgleich hinnehmen, als Nina Claasen am langen Pfosten frei zum 1:1 traf. Es blieb in der Folge ein offenes und intensives Spiel. Beide Mannschaften schenkten sich in den Zweikämpfen nichts, ein unnötiger Ballverlust im Mittelfeld führte in der 34. Minute dann aber zum 1:2.
Notbremse durch Torfrau Lisa Schmitz
Die Werkself schaltete schnell um, Lisa Schwab vollendete den Angriff. Es ging weiter hin und her und die TSG kam zurück. In der 38. Minute holte Bayer-Torhüterin Lisa Schmitz Iwabuchi im Strafraum von den Beinen. Sie hatte Glück, bei ihrer Notbremse nur Gelb zu sehen. Mit dem folgenden Elfmeter gelang Christine Schneider aber der verdiente Ausgleich. In die zweite Hälfte erwischte Hoffenheim einen unglücklichen Start und geriet in der 49. Minute erneut in Rückstand. Nina Claasen war nach einer Ecke für die Gäste mit dem Kopf zur Stelle. Hoffenheim kämpfte sich zurück ins Spiel und schaffte es mit einfachen Mitteln und zahlreichen langen Bällen, die Leverkusenerinnen aus dem Konzept zu bringen. "Im zweiten Abschnitt haben wir uns dem Spiel der TSG angepasst und vieles vermissen lassen, was uns zuletzt ausgezeichnet hat. Das darf uns nicht passieren", ärgerte sich Bayer Cheftrainer Obliers.
Tiffany Cameron kam, sah und traf
Sein Gegenüber und Antipode TSG Coach Ehrmann reagierte, brachte mit Tiffany Cameron eine weitere Offensivkraft und setzte mit diesem Wechsel einen Volltreffer. Denn Cameron erzielte in der 57. Minute mit ihrem ersten Ballkontakt das 3:3 nach Vorarbeit von Iwabuchi. Die Kraichgauerinnen wollten nun mehr und übten Druck auf die Leverkusener Defensive aus. Aber auch die Gäste blieben gefährlich. Nach einem Freistoß kamen sie frei zum Kopfball, aber Kristina Kober packte sicher zu. Gefährlicher und aktiver waren aber die Hoffenheimerinnen, die die Gäste-Abwehr auch mit langen Bällen auf die schnellen Spitzen Iwabuchi und Cameron auf Trab hielten. Der große Siegeswille wurde belohnt. Zehn Minuten vor dem Schlusspfiff war Bayer-Keeperin Schmitz zum vierten Mal geschlagen und die TSG ging mit 4:3 in Führung. Iwabuchi bediente mit ihrer vierten Torvorlage Stoller, die ihr drittes Tor erzielte.
Sechs Punkte Abstand zum Abstiegsplatz
Den Schlusspunkt setzte Iwabuchi vier Minuten vor Schluss, die ihre starke Leistung mit einem eigenen Tor krönte. Das war wirklich ein misslicher Tag für die Frauen von Bayer 04 Leverkusen. Wie schon im Hinspiel gelang es der jungen Mannschaft am Sonntag im Duell gegen die TSG Hoffenheim nicht, eine zweimalige Führung ins Ziel zu bringen. Zum Schluss hieß es 5:3 (2:2) für Hoffenheim, das damit wichtige drei Punkte im Abstiegskampf sammeln konnte. Bayer 04 verpasste es mit der Niederlage, sich auf dem fünften Tabellenplatz etwas Abstand zu verschaffen. Die Bundesligafrauen der TSG haben in ihren beiden Heimspielen gegen den MSV Duisburg und Bayer Leverkusen überzeugt. Die Belohnung: ein Remis, ein Sieg und sechs Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz. Spielerinnen, Trainer und Verantwortliche blicken zurück.
Bayer-04-Coach Thomas Obliers:
"Die Niederlage tut unglaublich weh. Wir werden das Spiel jetzt schleunigst aufarbeiten und analysieren, was wir falsch gemacht haben und es am Samstag besser machen. Wie ich meine Mannschaft kenne, wird sie – und das erwarte ich auch – auf eigenem Platz mit einer engagierten Leistung die passende Antwort auf diese schwache zweite Halbzeit geben", kündigte Thomas Obliers an.
TSG-Coach Jürgen Ehrmann:
Wir haben den zweiten Trainer innerhalb einer Woche bei uns, der mit seiner Mannschaft nicht zufrieden ist. Das spricht natürlich für uns. Letzte Woche haben wir leider nur einen Punkt geholt, aber auch mit vier Zählern haben wir wieder einen kleinen Schritt in Richtung Klassenerhalt gemacht. Die Mannschaft lässt sich trotz der vielen Verletzungen nicht aus dem Konzept bringen – das macht uns stolz und wir sind glücklich, dass sich das Team für seine Arbeit im Training und Spiel jetzt auch mit drei Punkten belohnt hat. Gegen Leverkusen haben wir unsere Konter effizient abgeschlossen, das hat uns gegen Duisburg noch gefehlt. Wir sind zwar noch weit vom Nichtabstieg entfernt, aber ich freue mich für die Mannschaft, dass sie sich ein kleines Punktepolster geschaffen hat.
Martina Moser: Ich bin einfach nur überglücklich und sehr froh, dass wir im Abstiegskampf wichtige Punkte einfahren konnten. Schon gegen Duisburg waren wir das bessere Team und mussten uns in Unterzahl und nach Rückstand mit einem Punkt zufrieden geben. Man merkt, dass wir uns weiter entwickelt haben und als Team sehr gut funktionieren. Diesen Weg müssen wir konsequent weiter gehen, denn er ist noch lange und schwer. Wir geben nie auf und lassen uns auch wenn wir in Rückstand geraten nicht aus unserem Konzept bringen. Gestern haben wir auch unsere Torchancen konsequent genutzt, was uns gegen Duisburg noch nicht gelungen ist. Es war einfach ein super Tag mit einer tollen Mannschaftsleistung.
Tiffany Cameron: Wir haben gestern eine starke Vorstellung geboten. Im Vergleich zum ersten Spiel dieses Jahres in Jena haben wir uns sehr gesteigert. Wir haben bewiesen, dass wir in die Bundesliga gehören und müssen diesen wichtigen Sieg gegen Leverkusen nun als weitere Motivation für die restliche Saison nutzen. Über mein Tor bin ich natürlich sehr glücklich. Ich bin nach meiner Verletzung zurückgekommen und freue mich, dass ich der Mannschaft gestern helfen konnte. Und auch wenn ich nicht in der Startelf stehe: Ich habe gemerkt, dass meine Rolle als Einwechselspielerin genauso wichtig sein kann.
Kristin Demann: In den letzten beiden Spielen haben wir uns endlich für unseren Aufwand und unsere Leistung belohnt. Gegen Leverkusen haben wir auch die Effizienz vor dem Tor gezeigt, die uns gegen Duisburg noch gefehlt hat. Wir haben bewiesen, dass wir eine riesige Moral haben und uns in den letzten Wochen weiterentwickelt haben. Von den vielen Verletzungen, einer roten Karte oder Rückständen lassen wir uns nicht aus der Bahn werfen. Jetzt haben wir drei Wochen Zeit, uns auf das nächste Spiel vorzubereiten und können den Sieg sicherlich noch etwas genießen.
TSG-Manager Ralf Zwanziger: Es ist schön zu sehen, wie die Mannschaft mit Rückschlägen umgeht und immer wieder zurückkommt. Der tolle Einsatz und Wille wurden mit vier Punkten belohnt. Gefreut habe ich mich auch über die Unterstützung von den Rängen bei beiden Heimspielen, auch wenn wir schon mehr Zuschauer hatten.
So spielten sie im Dietmar-Hopp-Stadion in Sinsheim.-Hoffenheim:
TSG 1899 Hoffenheim vs. Bayer 04 Leverkusen 5:3 (2:2)
TSG 1899 Hoffenheim: Kober – Kiel, Demann, Moser, Pankratz – Stoller, Breitner, Betz (55. Cameron), Moser – Schneider, Iwabuchi – Trainer Jürgen Ehrmann
Bayer 04 Leverkusen: Schmitz – Claassen, Prießen, Leluschko, Hendrich – T. Knaak, Petzelberger, Hegering (76. R. Knaak), Schwab – Weber (79. Panfil), Linden – Trainer Thomas Obliers
Tore: 1:0 Stoller (19.), 1:1 Claassen (23.), 1:2 Schwab (34.), 2:2 Stoller (39.), 2:3 Claassen (48.), 3:3 Cameron (57.), 4:3 Stoller (78.), 5:3 Iwabuchi (5:3)
Schiedsrichterin: Ines Appelmann (Alzey)
Gelbe Karten: Iwabuchi – Schmitz, Leluschko
Zuschauer: 650