Der SC Paderborn gewinnt 2:0 beim 1. FC Union Berlin – Tiefpunkt und Stillstand im Berliner Fußball-Osten – Droht die zweite Umbruchsaison?

Sascha Lewandowski und Dirk Zingler auf der Suche nach Lösungen. Noch ein neuer Trainer in Berlin dürfte nicht helfen. © Foto: Hans-Peter Becker, 2015
Einigen der Anwesenden ging es dabei mehr um die Aura des Stefan Effenberg, als um die erste Analyse des gerade gesehenen Zweitliga-Kicks. Nach dem Spiel mit diesem Ergebnis dürfte es Stefan Effenberg in Berlin gefallen haben. In einer überlegen geführten Partie hatte seine Mannschaft Union Berlin mit 2:0 geschlagen. „Ja, komm` ich wieder, nein, wir haben natürlich sehr, sehr gut angefangen und schnell unsere Tore gemacht, das war auch unser … hinten heraus haben wir das dann abgezockt runter gespielt. Ein bisschen negativ war, dass wir relativ viel haben liegen lassen. Den letzten entscheidende Pass zum alles entscheidenden dritten Treffer hätte ich mir gewünscht, relativ früh. Trotzdem, der Sieg war verdient, auch durch die Art und Weise wie sie es gemacht haben.“
Sein Kollege Sascha Lewandowski musste zu einem verdienten Sieg gratulieren. Die Analyse des Spiels seiner Mannschaft dagegen war ernüchternd. „Nichts hat gegriffen, unsere Abläufe haben nicht funktioniert. Es ist ein Tiefpunkt in einer Phase, wo wir eigentlich gedacht haben, dass sich die Dinge weiter stabilisieren.“
Das war wirklich grausam, was seine Mannschaft anbot. Natürlich fehlte auch das Glück. Aber wie die Unioner über weite Strecken des Spiels hinterherliefen, das war bedenklich. Dabei hatten die Berliner in der Tabelle sogar einen Punkt Vorsprung vor dem Spiel.
Union-Kapitän Damir Kreilach sagte nach dem Spiel, dass die Anfangsphase ein Schock für uns gewesen war. „Wir sind schlecht in das Spiel rein gekommen und anschließend war es schwer für uns“, meinte Kreilach und erklärte: „Wir haben eine schlechte Teamleistung abgeliefert. Zwei Gegentore gleich in der Anfangsphase, das war zu viel.“
Die Zweitliga-Begegnung war ein Spiel, bei dem den Berlinern einfach nichts gelingen wollte. Der SC Paderborn schien dagegen allein durch die Anwesenheit ihres prominenten Trainers eine Wunderheilung vollzogen zu haben. Gnadenlos deckten sie die Schwächen der Unioner auf, präsentierten sich selbstbewusst und zeigten sich abgezockt im Stile einer Spitzenmannschaft dieser Bundesliga.
Je selbstbewusster die Gäste auftraten, je mehr schien bei den Hausherren jegliches Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu schwinden. Sascha Lewandowski hatte seiner Mannschaft ein 4-1-1-3-1-System verordnet. R. Puncec und Toni Leistner bildeten die Innenverteidigung, M. Parensen (links) und B. Kessel (rechts) verteidigten außen. Die Verbindung zum Mittelfeld sollte E. Zejnullahu, als zentraler Sechser herstellen. Er blieb ein kleiner Lichtblick im schwachen Auftritt der Unioner. Der Nachwuchsmann hatte die meisten Ballaktionen im Spiel. Oft hob er verzweifelt die Arme, suchte eine Anspielstation. Seine Mitspieler im Mittelfeld wurden von den Gästen geschickt zugestellt. Die Hausherren bekamen kein Tempo in ihre Aktionen. Ganze vier hochkarätige Chancen wurden nur erspielt. Die offizielle Statistik des Spiels verzeichnet dennoch 17 Torschüsse für Union. Dieser Wert klingt nicht schlecht, sagt aber nichts über die Qualität der Chancen aus. „Es fehlte der letzte Punch, es war vieles zu harmlos“, so äußerte sich Sören Brandy nach dem Spiel. „Wichtig ist, jetzt den Kopf wieder hoch zu bekommen.“
Während die Berliner mit hängenden Köpfen den Heimweg antraten und einer sonntäglichen Trainingseinheit entgegensehen, ist bei den Gästen aus Paderborn plötzlich alles anderes. Nach ihrem zweiten Sieg in Folge durften sie die Heimreise mit dem Flugzeug antreten. Eine Maßnahme im Hinblick auf das bevorstehende Pokalspiel in Dortmund.
Für einen Spieler im Dress der Paderborner war die Partie übrigens ein besonderes Spiel. Süleman Koc stammt aus dem Nachwuchs von Tennis Borussia und spielte unter anderem für Babelsberg 03. Koc sorgte auch außerhalb des Fußballs für Schlagzeilen. Er musste für über 80 Angehörige und Freunde Eintrittskarten besorgen. Die bekamen sofort etwas geboten, bereits in der 3. Spielminute beförderte S. Koc den Ball in das Tor und nur drei Minuten später lieferte er die Vorlage für den Treffer von Mahir Saglik.
Beide äußerten sich ebenfalls zum „Effenberg-Effekt“. „Ein geiler Typ, er weiß genau, was wir machen müssen. Wenn er was sagt, das wird sofort gemacht und nicht überlegt, denn das ist Stefan Effenberg. Allein, wenn er nur draußen steht, das motiviert.“
Bei den Eisernen ist ein Effekt des Trainerwechsels nicht eingetroffen. Das Gegenteil scheint der Fall. Die anschließend noch zu absolvierenden 84 Minuten waren aus Sicht der Eisernen und ihren Anhängern guselig anzusehen. Sie lieferten die schwächste Leistung seit langem ab.
Die Fassungslosigkeit des Gesehenen merkte man Sascha Lewandowski in der Pressekonferenz deutlich an. Es wirkte schon ein bisschen ratlos. Die nötigen Tore fallen. Nach zwölf Spielen erzielten die Unioner 20 Tore. Das sind fast zwei Tore pro Spiel.
Die Probleme liegen eindeutig im Abwehrbereich. Kritisiert wird hier die Kaderplanung, so gibt es keinen gelernten linken Außenverteidiger. Gesucht wird auch, welches Innenverteidiger-Paar am besten harmonieren könnte. Gegen Paderborn wurde Roberto Puncec nach nur 30 Minuten ausgewechselt. Es soll keine persönliche Bestrafung gewesen sein, eher ein Zeichen an die Mannschaft.
Eine weitere Problemzone ist das defensive Mittelfeld. Stefan Fürstner ist nicht richtig fit und dem talentierten Errol Zejnullahu fehlt noch körperliche Präsenz. Gute Spielübersicht und Ballbehandlung allein reichen für diese Liga nicht aus. Es ist vorstellbar, das Damir Kreilach zukünftig wieder etwas defensiver agiert. „Klar, dass auch Härte in das Spiel kommt. Hier ist die 2. Liga und fußballerisch kannst du nicht gewinnen, es geht um Kampf und läuferischen Einsatz“, so kommentierte der gebürtige Berliner und jetzige Paderborner Profi Süleymann Koc dieses Spiel.
„Es geht jetzt weiter, wie es immer weiter geht“, lautet der O-Ton von Sören Brandy nach dem Spiel.
Der Trainer ist gefragt, weiter nach Lösungen zu suchen. Es muss gepunktet werden. Das Leistungsvermögen der Mannschaften ist eng beieinander, mit etwas Matchglück könnte ein Lauf beginnen. Wenn nicht, hätte man in der Wuhlheide viel falsch gemacht. Die nächsten drei Gegner für das Punktesammeln heißen Heidenheim (Auswärtsspiel), Nürnberg (Heimspiel) und VfL Bochum (Auswärtsspiel).
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