Schlagworte Familie
Schlagwort: Familie
Knastschwestern – Gefangenschaft überschattet das Leben von „Jessi“ in Mariejosephine Schneiders...
Berlin (Weltexpress) – Eigentlich sieht es ganz gemütlich aus, wie „Jessi“ und ihre Mutter miteinander am Tisch sitzen. Bis die Dame kommt und sagt, die Besuchszeit sei zu Ende. Die Frau trägt eine Waffe. Die Besuchszeit ist die eines Frauengefängnisses. Gerade 11 Jahre ist Mariejosephine Schneiders Titelfigur „Jessi“ alt. Doch das genügt schon, um das Mädchen die ganze Verlassenheit ihrer Lage fühlen zu lassen. Gerade 31 Minuten dauert Mariejosephine Schneiders in der Perspektive Deutsches Kino auf der Berlinale aufgeführte Spielfilm „Jessi“. Doch das genügt der Berliner Regisseurin, um mit ihrer leisen Geschichte von der Sehnsucht nach Geborgenheit zu bewegen.
Der große Bruder passt auf dich auf – Einen „Superbror –...
Berlin (Weltexpress) - „Ich wünschte, ich hätte einen normalen großen Bruder!“, ruft Anton wütend aus. Seit wann sind große Brüder normal? Große Brüder scheint es zu geben, damit sie ihren kleinen Geschwistern das Leben schwer machen. Aus eigener Erfahrung sei dies verkündet! Immer kriegen sie besseres Spielzeug, mehr Aufmerksamkeit und mehr erlaubt. Aber wenn etwas schief geht, ist man am Ende selber Schuld. Weil man ja schon groß ist und Verantwortung tragen soll und der große Bruder nichts dafür kann. So geht es auch Anton in „Superbror - Superbrother“. Der dänische Regisseur Birger Larsen erzähl in seinem fantasievollen Kinderfilm im Berlinale Generations Programm von äußerlicher und innerer Stärke in einer nicht ganz alltäglichen Beziehung zwischen zwei Brüdern.
Mein Vater, der Held – Taika Waititi lässt seinen Titelhelden „Boy“...
Berlin (Weltexpress) - Stephen King wird „Boy“ vermutlich schon nach ein paar Szenen mögen. Der Horror-Autor einen Kinderfilm der Berlinale Generations? Der Dank gebührt dem herrlich schwarzhumorigen Bilderbogen, mit welchem Taika Waititi einen zu Filmbeginn abgehaltenen Schulvortrag seines Hauptcharakters illustriert. „Boy“ heißt der Titelheld von Waititis zweitem Spielfilm, zu welchem den Regisseur sein eigener oscarnominierter Kurzfilm „Two Cars, one Night“ inspirierte. In Boys Schulreferat bekommt ein Gefängniswärter einen Löffel durchs Auge ins Gehirn, so platziert von Boys Vater Alamein bei dessen Gefängnisausbruch. Haben Sie je bemerkt, wie oft in Kings Büchern Charaktere etwas durchs Auge ins Gehirn kriegen? „Durchs Auge ins Gehirn“ ist Stephen Kings Lieblingstötungsart (für seine Romanfiguren, versteht sich) und weil „Boy“, weder der Film noch der elfjährige Hauptcharakter, vor Exzentrischem zurückschreckt, verdeutlicht die Auswirkung eine Blutfontäne.
… den Wald vor lauter Bäumen nicht – „Le abre et...
Berlin (Weltexpress) - „Ihr solltet diesen alten Baum fällen. Er wirft zu viel Schatten.“ In ihrem nachdenklichen Familiendrama legen die französischen Regisseure Olivier Ducastel und Jaques Martineau einer ihrer Nebenfiguren die Worte über jenen „Family Tree“ in den Mund, welchen das alte Familienoberhaupt Frederick als junger Mann pflanzte. Der Baum steht symbolisch für das Geheimnis, welches Frederick damals in seine Biografie setzte. Wie der Baum und mit ihm auch der Familienstammbaum Fredericks und seiner Frau Marianne, der „Family Tree“, ist das Geheimnis mit den Jahren gewachsen. Seine Auswüchse haben sich zu einem Geflecht der Lügen verdichtet.
Eine flog über das Kuckucksnest – Porträt einer Psychose: Gamma Bak...
Berlin (Weltexpress) - Porträt einer Psychose: Gamma Bak setzt sich im Berlinale Forum mit ihrem „Schnupfen im Kopf“ auseinander.
Ewige Liebe geht durch den Magen – Wang Quan ´an eröffnet...
Berlin (Weltexpress) - Zwei unterschiedliche Zeichen nebeneinander, zwei Worte. Beides Buchstaben der selben Sprache, verbunden durch eine übergreifende Bedeutung. Der anspielungsreiche und zurückhaltende Titel, mit welchem die 60. Berlinale ihren Wettbewerb eröffnet, birgt all die großen Versprechungen von Wang Quan ´ans ruhigem Drama: die Geschichte historischer Trennung gespiegelt in der Geschichte eines durch diese Trennung auseinander gerissenen Paares, eine späte Liebe, ein unsicheres Wiedersehen. Keine dieser Hoffnungen an der Eröffnungsfilm erfüllt sich. „Tuan Yuan – Apart Together“ ist ein leise tragische Komödie, in der schwere Kost nur auf dem Esstisch zu finden ist.
Lehrstunden des Gefühls – Nick Hornby erteilt in „An Education“ bitter-süße...
Berlin (Weltexpress) - Ein hübsches kleines Paradox ist Drehbuchautor Nick Hornby und Regisseurin Lone Scherfig mit „An Education“ gelungen. Großartig besetzt mit unbekannten oder selten gesehenen Darstellern, will ihre Tragikkomödie der Bedeutung des Titelbegriffs gerecht werden, deren vollen Bedeutungsreichtum keine Übersetzung umfassen kann: eine Erziehung, eine Ausbildung, Unterrichtung, Lernen fürs Leben. Dabei ist „An Education“ lediglich ein amüsantes Nichts, eine charmante Belanglosigkeit, die unterhält wie ein unaufrichtiges Kompliment und wie ein solches verdient, sofort wieder vergessen zu werden.
Das süße Jenseits – Saoirse Ronan ist „In meinem Himmel“ in...
Berlin (Weltexpress) - Die kleine Susi Salmon sorgt sich um den Pinguin in der Schneekugel. Ganz allein ist er im Schneeregen, starr und unveränderlich. Um sie zu beruhigen, sagt ihr Vater, wie Eltern das oft tun, etwas tief Beunruhigendes. „Gefangen in einer perfekten Welt.“ sei der Pinguin, und glücklich dort. Wie die Figur in der Schneekugel wird Susi Salmon in Peter Jacksons Fantasydrama „The Lovely Bones“. Nach seiner effektgewaltigen „Herr der Ringe“-Trilogie gelingt dem Neuseeländischen Regisseur und Drehbuchautor ein sensibles Werk über Verlust. Trauer und vergebliche Sehnsucht nach Leben herrschen in seiner Adaption von Alice Sebolds Roman „The Lovely Bones“.
„Das ist das Hexen-Einmaleins“ – „Hexen. Mythos und Wirklichkeit“ zaubert kulturgeschichtlich...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Es gibt wenige Themen, die seit Jahren so virulent sind wie Mittelalter und Hexen. Auch in Ausstellungen. Gar nicht, weil Mittelalter und Hexen zusammenhängen, das sind Volksmärchen, sondern weil sie über die Jahrhunderte einen Grusel erzeugen, aber auch ein gewaltiges Interesse, wie das wirklich war. Was das Mittelalter angeht, dem sehr viel spätere Zeiten das falsche Attribut ’dunkel’ aufhalsten und das seit Jahrzehnten nun in Spektakeln, damaligen Kostümen, vor allem aber Getränken und Speisen neumodisch wiederersteht, so gibt es dafür einen historischen Kern, der allerdings die Macher der neuartigen Mittelaltermysterien kaum schert. Wir nun wiederum finden alles gut, was Heutige einen Blick zurückwerfen läßt. Das gilt auch für Hexen und erst recht für Hexen, denn diese hat es ja eigentlich nicht gegeben und doch sind sie verbrannt, gevierteilt und gerädert worden und haben in vielen Gesellschaften die Rolle der Blitzableiter gespielt. Gilt das nicht auch für heute? Muß nicht schnell die Zuschreibung als Hexe her, wenn eine Frau an Einfluß gewinnt, erst recht über einen Mann oder eine ganze Mannschaft.
Trautes Heim, Glück allein – Dylan Walsh greift als „Stepfather“ zu...
Berlin (Weltexpress) - „Familie ist das Wichtigste.“, betont Familienvater David. Zu den Feiertagen hat er sich wie jedermann auf die heimeligen Werte besonnen. Seine Frau und die Kinder konnten den Ansprüchen an traute Eintracht nicht genügen und liegen daher ermordet neben dem Tannenbaum. Leider hält Nelson McCormicks „The Stepfather“ nicht, was die wohltuend unfestliche Anfangsszene verspricht. Die Neuverfilmung von Joseph Rubens Psychothriller „Kill, Daddy, kill!“ ignoriert die verstörenden Untertöne des Horrorklassikers aus den Achtzigern, in dem Mamis anscheinend liebenswürdiger neuer Freund seine Vorstellung von der Idealfamilie auf mörderische Weise durchsetzen will.