Sex mit den Geistern der Ex -Matthew McCoughney muss in “The Womanizer – Die Nacht der Ex-Freundinnen” durchstehen

Geld und schöne Frauen hat der erfolgreiche Fotograf Connor Mead. Seine wahre Liebe jedoch bleibt ihm verwehrt. Da Regisseur Mark Waters eine Hollywoodromanze in Reinform drehte, ist die heimliche Angebetete Connors Kindheitsfreundin Jenny (Jennifer Garner). Erst hat Connor sich nicht getraut, dann war er durch die schlechten Lehren seines Frauen vernaschenden Onkels (Michael Douglas) zum Lebemann geworden. Connor verließ Jenny nach einer Kurzbeziehung, um sich hemmungslosen Affären hinzugeben. Nun trifft er sie auf der Hochzeit seines Bruders Paul (Breckin Meyer) wieder. Frustriert gibt sich Connor auf der Feier dem Alkohol hin. Was ihn zermürbt, ist nicht ganz klar, denn der reiche, gutaussehende, von Frauen begehrte und von Männern beneidete Connor müsste wunschlos glücklich sein. Doch da dies Hollywood und nicht die Realität ist – was der prunkvolle Familiensitz der Meads sofort verrät – bringt nur die wahre Liebe Seeligkeit. Um Connor seine emotionalen Versäumnisse aufzuzeigen, erscheinen ihm drei Geister. Eigentlich vier, denn angeführt werden der Geist der vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Beziehungen von dem des toten Onkel Wayne. Womit man wieder bei Charles Dickens wäre. Das Witzpotential läge in einer originellen Umsetzung der Heimsuchung. Außer dem ersten Geist (Emma Roberts) fällt den Autoren jedoch nichts Geistreiches ein. Stattdessen plagen sie das Publikum mit faden Romantikszenen zwischen Garner und McCoughney.

Ein Geist der Vergangenheit ist auch Hauptdarsteller Matthew McCoughney. Der wurde zum “Sexiest man alive” gewählt und hatte einige erfolgreiche Filmauftritte. Vor zwei Jahren. Der Geist von Michael Douglas hat immerhin noch den Charme eines wohlhabenden Denver-Clan-Mitglieds. Als Casanovaverschnitt ist Ex-Sexiest-Man-Alive McCoughney reichlich abgenutzt. Seiner Filmfigur Connor könnte dies zu Gute kommen, würde sich Regisseur Waters nicht um dessen dunkle Seiten ängstlich herumlavieren. Connor glaubt, Frauen zu Lustobjekten zu machen. In Wahrheit ist er das Objekt. Dies kling schon im Nachnamen “Mead”, erinnernd an “meat“, Fleisch, an. Mehr als das ist Connor für seine Partnerinnen nicht. Die Brautjungfern wetteifern darum, wer ihn herumkriegt. Jede Frau weiß, Connor ist zu haben. Manche Dame ist davon geradezu gelangweilt. Einzig Jenny und Paul sehen Connor noch als Individuum. Die Gegenwart hätte Connor mehr zu fürchten, als die Schreckensvision seiner Beerdigung, welche der dritte Geist ihm zeigt. Was ist so furchtbar daran, wenn zu der eigenen Beisetzung fast keiner kommt? Man selbst kriegt es nicht mit und niemanden trauernd zurückzulassen, ist doch beruhigend. Neue Facetten kann die Romantikkomödie dem alten Stoff nicht abgewinnen. Den passenden Kommentar zu “The Womanizer” gibt Anne Archer anlässlich der Ansprache ihres Film-Ex-Gatten ab: “Die Geschichte habe ich schon x-mal gehört.” Nicht nur sie.

Da Matthew McCoughney noch einen Rest Zugkraft beim Publikum hat, sei vorab gesagt: McCoughney rettet die Komödie nicht. So richtig kann niemand der müden Romanze Schwung verleihen und drei nette Witze entschuldigen nicht eineinhalb Stunden Langeweile. Um ein Haar gelingt es den erstklassigen Nebendarstellern, dem Film Geist zu geben. Michael Douglas allerdings trägt wenig dazu bei. Dafür hat er nicht genug Szenen und in den sporadischen Kurzauftritten lässt ihn Mark Waters lediglich auf Hugh-Hefner-Parodie machen. “Die Nacht der Ex-Freundinnen”, wie es der ungelenke deutsche Zusatztitel formuliert, ist die Nacht der Nebendarstellerinnen. An erster Stelle die alterslose Anne Archer als Vonda Vokom, Mutter der Braut. In einer knappen Szene amourösen Plauderns spielt sie nicht nur McCoughney gnadenlos an die Wand, sie bleibt bis zum Ende als Verführerischste, da Interessanteste aus dem umfangreichen Damenensemble im Gedächtnis. Ihr folgt die junge Emma Roberts in herrlich peinlichem Achtziger-Jahre-Aufzug als Connors erste Kurzaffäre.

Mit Dickens “Christmas Carol” kokettiert “The Womanizer” offen, darauf bezieht sich auch der Originaltitel “Ghosts of Girlfriends Past”. Dreist ist allerdings, wie das Autorenduo Jon Lucas und Scott Moore vom Film “Die Geister, die ich rief” klaute. Letzter ist eine Weihnachtskomödie, worin Bill Murray als herzloser Medienmogul von drei Geistern heimgesucht wird. Der weit gelungenere Film, vor allem dank des sehenswerten Murray.  Wie jung der damals aussah. Gar nicht übel, eigentlich viel interessanter als der aalglatte McCoughney. Ja, die Geister der Vergangenheit. “Die Nacht der Ex-Freundinnen” kann “The Womanizer” allein verbringen. Im Geiste der Nostalgie bleibt man lieber bei Bill Murray.

* * *

Titel: Der Womanizer – Die Nacht der Ex-Freundinnen

Originaltitel: Ghosts of Girlfriends Past

Genre: Romantikkomödie

Land/Jahr: USA 2009

Kinostart: 28. Mai 2009

Regie: Mark Waters

Drehbuch: Jon Lucas, cott Moore

Darsteller: Matthew McCoughney, Jennifer Garner, Breckin Meyer, Anne Archer, Emma Robert

Verleih: Warner Bros.

Internet: www.TheWomanizer-DerFilm.de

Laufzeit: 100 Minuten

FSK: ab 12

Vorheriger ArtikelLieb Schwesterlein, lass mich herein – “The Uninvited” amerikanisiert das asiatische Schaudermärchen “Der Fluch der zwei Schwestern”
Nächster ArtikelGrenzgänger – Jim Jarmusch lotet in seinem filmischen Glanzstück “The Limits of Control” aus