Opel peppt den Astra auf – Mehr als eine Modellpflege – Stärkster Diesel der Kompaktklasse – Auch wieder als Stufenheckler

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Der Astra-Power-Diesel

170 PS/125 kW waren bislang beim VW Golf die Diesel-Leistungsspitze, mit 163 PS/120 kW begnügt sich der Ford Focus und der Audi A3 mit 180 PS/132 kW. Nun trumpft der Astra als neuer Star in dieser Liga auf: Satte 195 PS/143 kW bringt er an die Vorderräder. Den Kraftprotz gibt es für die fünftürige Limousine, den Kombi Sports Tourer und das Coupé GTC. Ab Herbst kann man ihn bei den Händlern ordern. Die Auslieferung beginnt aber erst Anfang 2013. Den genauen Preis nennt Opel noch nicht. Die Preisliste dürfte bei etwa 31.000 Euro (für das Coupé) beginnen. Nur ein einziger Selbstzünder dieser Klasse protzt mit noch mehr Pferdestärken: der BMW 125d mit 218 PS/160 kW. Aber der tritt nur in einem Coupé an und kostet ab 33.500 Euro.

Den bärenstarken Zweiliter-Diesel gibt es bereits seit Jahresanfang in Opels Flaggschiff, dem Mittelklässler Insignia. Den Astra bewegt der Motor noch sportlicher und leichtfüßiger. Wir haben ihn bei ersten Testfahrten kennen gelernt. Fahrspaß pur. Turboloch? Das kennt er nicht dank des harmonischen Zusammenspiels von großem und kleinem Lader. Schon bei nur 1.200 Touren mobilisiert dieser Astra 320 Newtonmeter Drehmoment. Zwischen 1.750 und 2.500 Touren liegen gewaltige 400 Newtonmeter an. So ist man flott unterwegs, sprintet bei Bedarf sportlich in 8,4 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht 226 km/h Spitzentempo. Ein beherzter Tritt aufs Gaspedal, und er zieht souverän und auf kurzem Überholweg vorbei. Selbst bei Tempo 200 kann dieser Astra noch kräftig zulegen, lange Steigungen scheint er nicht zu kennen. Auch der Verbrauch ist moderat. 5,1 Liter (134 g/km CO2-Ausstoß) sind es laut Norm. Doch weil die flotte Gangart so verführerisch ist, kommt man in der Praxis auf etwa sieben Liter und 186 CO2. Seidig und kultiviert läuft dieser Motor bis etwa 4.000 Touren. Nur an der Leistungsgrenze wirkt er etwas knurrig.

Zur Leistung passt auch alles andere an diesem Astra. Schnell und leicht lassen sich die Gänge des gut abgestuften Sechsganggetriebes durch die Schaltgasse jagen. Bei hohem Kurventempo verleiht das (optional erhältliche) adaptive Flexride-Fahrwerkssystem dem Astra eine nahezu narrensichere Straßenlage. Mit dieser Motorisierung ist der Astra mit Abstand der stärkste und schnellste Kombi dieser Klasse. Das dürfte ihm als Dienstwagen viele Freunde bescheren.

Auch die Ausstattung ist vom Feinsten. Ledersitze mit farbig abgesetzten Nähten, Klimaautomatik, CD-Radio und unten abgeflachtes Sportlenkrad zählen dazu.

Der Stufenheck-Astra

Auch wenn das Stufenheck in der Mittelklasse bei uns eine fast ausgestorbene Gattung ist – es gibt sie noch. In Osteuropa und der Türkei ist sie sogar sehr häufig anzutreffen. Ford Focus und VW Jetta erfreuen sich dort als Viertürer reger Nachfrage. Grund genug für Opel, den Astra wieder als Stufenheckler anzubieten. Auf dem Moskauer Autosalon wurde er kürzlich vorgestellt. Noch im Herbst wird er nach Deutschland kommen, wo Opel aber nur mit fünf Prozent Verkaufsanteil an der Astra-Familie rechnet.

Dennoch: Der Stufenheck-Astra kann sich sehen lassen. Er wirkt wie ein kleiner Insignia, ansehnlich, mit einem Schuss Eleganz dank der hinten abfallenden Dachlinie – und nicht mehr wie ein Auto mit einem angeklebten Kofferraum. Mit 4,66 Meter ist er 14 Zentimeter länger als der Fünftürer mit Schrägheck, aber vier Zentimeter kürzer als der Kombi. Ordentlich Platz bietet er auch auf der Rückbank. Da können selbst Leute mit 1,90 Meter Körpergröße sitzen, ohne mit dem Kopf am Dachhimmel anzustoßen. Die Verarbeitung macht einen soliden Eindruck. 460 Liter schluckt der Kofferraum. Das reicht in aller Regel fürs Reisegepäck. Bei Ford Focus sind es etwa 100 Liter weniger, bei VW Jetta und Å koda Octavia rund 100 Liter mehr.

Allerdings: Klappt man die teilbare Rücksitzlehne des Astra um, lässt sich der Gepäckraum auf 1.010 Liter erweitern. Dabei hat der Ladeboden leider eine störende Kante. Und noch zwei Dinge stören: Der Kofferraum lässt sich nur per Fernbedienung am Schlüssel oder per Knopfdruck an der Mittelkonsole öffnen; zudem sucht man vergebens eine Griffmulde. Lästig hoch ist auch die Ladekante, über die man das Gepäck wuchten muss.

Die Stufenhecklimousine startet bei 18.270 Euro, mit 100 PS/74 kW starkem 1,4-Liter-Benziner und Klimaanlage. Der schwächste Diesel mit 95 PS/70 kW kostet ab 20.760 Euro.

Im Detail: Opel Astra GTC Biturbo

Fahrzeugsegment: Kompaktklasse; Motor: Vierzylinderdiesel mit Doppelturbo; Übersetzung: Sechsgangschaltgetriebe; Hubraum: 1.956 ccm; Leistung: 195 PS/143 kW bei 4.000 U/min.; Maximales Drehmoment: 400 Nm bei 1.750 bis 2.500 U/min.; Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 8,4 sec.; Höchstgeschwindigkeit: 226 km/h; Kraftstoffart: Diesel; Verbrauch (Norm): 5,1 Liter/100 km; CO2-Emission: 134 g/km; Tankinhalt: 56 Liter; Theoretische Reichweite: 1.098 km; Antrieb: Vorderrad; Maße (Länge/Breite/Höhe): 4.466 mm/1.840 mm/1.482 mm; Radstand: 2.700 mm; Kofferraum: 280 bis 1065 Liter; Leergewicht: k. A.; Nutzlast: k. A.; Zulässiges Gesamtgewicht: k. A.; Wendekreis: 11,4 m; Preis des vorgestellten Modells: voraussichtlich 31.000 Euro.

kb

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