Von 12 Spielen wurde nur eines gewonnen. Das war am 24. August 2003. Lang, lang ist’s her. Am Freitagabend nun folgt im Stadion An der Alten Försterei in Berlin-Köpenick das 13. Aufeinandertreffen. Nimmt man diese Statistik zur Grundlage für eine Spielwette, dann müsste man glauben, dass es eine gewaltige Quote geben würde, für den der auf die Eisernen aus Köpenick setzt. Vorausgesetzt die Unioner gewinnen gegen die Franken.
Auf einschlägigen Seiten der Wettanbieter indes liegt der Absteiger aus der ersten Bundesliga hinter den Köpenickern zurück. Das heißt, die Chancen für Union zu gewinnen stehen höher. Wer also echt abgezockt ist setzt auf die Gäste oder – noch besser – auf ein Unentschieden, denn das würde den größten Gewinn bringen.
Wie ist all dies zu erklären? Noch vor einigen Spieltagen sah es so aus, dass die Fürther – zu Urzeiten des deutschen Fußballs immerhin dreimal Deutscher Meister – wieder stramm zurück ins Kicker-Oberhaus marschieren. Nach vier Spielen hatten sie eine blitzblanke Weste mit vier Siegen und einem Torverhältnis von 8:2. Danach jedoch begann ein leichtes Schwächeln. Zwei unentschiedenen Spielen folgte am vergangenen Sonntag die bittere 0:2-Niederlage gegen den VfL Bochum und der Verlust der Tabellenführung. Denn: Dort steht nun Union. Die Kicker um Trainer Uwe Neuhaus hatten zwar etwas holprig begonnen – ebenfalls mit einer Niederlage gegen den VfL und einem ertrotzten 1:1 in Bielefeld – aber dann ging es nur noch aufwärts. Erfolg im Pokal bei Regensburg sowie vier Siege und ein Remis in der Liga.
Das ist ein klarer Aufwärtstrend, den natürlich jeder Wetter berücksichtigt. Und nachdem am vergangenen Wochenende Union zum ersten Mal Ingolstadt geschlagen hat und sowieso die vorjährige Auswärtsschwäche inzwischen vergessen ist, zeigt sich die Mannschaft ausgesprochen selbstsicher. Das hat aber auch noch andere Gründe. In der Sommerpause wurde das Team punktuell klug verstärkt. Mit Benjamin Köhler, Sören Brandy, Mario Eggimann und Martin Dausch wurden vier erfahrene Spieler verpflichtet, die dem ansonsten seit langer Zeit eingespielten Team zusätzliche Sicherheit geben. Hinzu kam noch mit Damir Krailach ein großes Talent aus Rijeka an die Spree. Der Kroate erspielte sich sofort einen Stammplatz im zentrale defensive Mittelfeld und überzeugt mit Spielübersicht, Passgenauigkeit und sogar mit Torgefahr. Immerhin traf er bereits dreimal in der jungen Saison.
Insgesamt scheint die Mannschaft in all ihren Teilen solide besetzt. Selbst Verletzungsausfälle verkraftet die Elf heute viel besser als in vergangenen Zeiten. So führte der Ausfall von Eggimann in der Innenverteidigung zu keinem Bruch. Dafür stehen mit Christian Stuff oder Roberto Puncec dort zwei starke Männer bereit. Im Mittelfeld sieht es ähnlich aus. Ob Christopher Quiring, Baris Özbek oder Martin Dausch – alle drei können jederzeit in die Mannschaft kommen, ohne dass Qualität verloren geht. Einzig auf Kapitän Torsten Mattuschka mag der Trainer nicht verzichten. Der Liebling aller Fans ist nicht nur das spielerische Scharnier im Mannschaftsgefüge, sondern auch die Persönlichkeit auf dem Feld.
Mit den Spielern, die Neuhaus zur Verfügung hat, kann der Trainer auch sein System variieren. Beginnt er zurzeit meist mit Adam Nemenz, der sich zum Kopfball-Ungeheuer gemausert hat, als alleinige Sturmspitze. So fällt auf, dass Simon Terodde als zweiter Stürmer gern im letzten Viertel des Spiels als zweiter Stürmer eingewechselt wird. Mit Steven Skrzybski steht außerdem ein hoffnungsvoller Stürmer aus dem eigenen Nachwuchs im Kader. Dadurch wird Unions Spiel schwerer ausrechenbar für den Gegner.
Für heute Abend erhoffen sich die Fans auf den Tribünen jedenfalls, dass auch gegen Greuther Fürth die bisherige Serie gebrochen wird. Alle wollen wieder einen Sieg der Eisernen gegen die Franken erleben. Abgesehen einmal von den 300 Gästefans, die sich angesagt haben. Die sich im Chor der 20 000 Unioner wohl ziemlich verloren vorkommen werden. Die Zahl Dreizehn jedenfalls könnte für die Eisernen an diesem Abend zur Glückszahl werden.