Nicht ohne meine Familie – Reisemobile liegen im Trend

Mit dem Reisemobil unterwegs.

Gleichmäßig schnurrt unser Gefährt auf der Autobahn durch Nordhessen. Schon seit heute morgen sind wir in unseren Nordlandurlaub mit den beiden Kindern unterwegs. Der fünfjährige Klaus ist in ein Bilderbuch vertieft und die siebenjährige Kerstin spielt auf dem Tisch am Fenster mit ihrer Puppe. Ein prüfender Blick in den Rückspiegel sagt uns: Beide sind angeschnallt. Gestern war der erste Ferientag. Die Vorbereitungen für unsere Reise hatten schon vor Wochen begonnen. Eine ungefähre Reiseroute, für Skandinavien warme und leichte Kleidung, das Lieblingsessen der Kinder; alles muss gut überlegt sein. Während meine Frau und ich mit der Auswahl von Kleidung und Ausrüstung beschäftigt waren, packten die Kinder ihr Spielzeug. Stauraum bietet unser Dethleffs Globebus genug.

"Nicht ohne meine Familie"

bestimmte Arist Dethleffs, als er die Pläne für eine mobile Wohneinheit schuf. Bereits 1832 wurde die Dethleffs KG in Isny im Allgäu zur Herstellung und zum Vertrieb von Peitschen gegründet. Zu jener Zeit war man per Fuhrwerk oder Kutsche unterwegs. Eine Peitsche gehörte zur Ausrüstung eines jeden Kutschers, schließlich sollten die Pferde gehorchen. Das Westallgäu, bekannt für sehr schneereiche Winter, förderte jedoch noch eine andere Produktionslinie: Skistücke. Es wurde ja ähnliches Material wie für die Peitschen verwendet. Beides diente gewissermaßen der Mobilität.
Etwa 100 Jahre lief diese Produktion am Rande der Alpen. Inzwischen gehörten jedoch Automobile zum Alltag und viele Leute wollten verreisen. So fasste Arist Dethleffs 1931 einen weit reichenden Entschluss: Er baute den ersten Wohnwagen in Deutschland, das so genannte Wohnauto. Es ermöglichte ihm, bequem die ganze Familie mit in den Urlaub zu nehmen. In den folgenden Jahren wurden diese Fahrzeuge auf Bestellung in einem Holzschuppen produziert. In der Betriebsabteilung "Dethleffs Wohnautobau" waren 1936 bereits sechs feste Mitarbeiter beschäftigt. Mit steigender Nachfrage begann 1956 die Serienfertigung. Viele internationale Auszeichnungen für Konstruktion und Qualität folgten. Die Peitschenherstellung wurde schließlich eingestellt.

Ein Stau ist vor Kassel angekündigt, und außerdem wird es Zeit für eine Pause. Warum sollen wir auf einen überfüllten Rastplatz fahren? Bei der nächsten Ausfahrt verlassen wir die Autobahn. Leicht bergauf führt die Bundesstraße auf einen bewaldeten Höhenzug. Einfach so ins Blaue geht es etwa zehn Minuten, bis ein Wanderparkplatz ausgeschildert ist. Ein kleines Stück abseits können wir problemlos parken und sind hier ganz unter uns. Die Kinder sind froh über die Unterbrechung der Fahrt. Sie sind sofort im Wald mit Tannenzapfen und Moos beschäftigt. Wir genießen derweil eine Tasse Kaffee mit heimischem Kuchen. Ausgestattet mit einer praktischen Küche ist das kein Problem. Ab und zu fährt ein Landwirt mit seinem Traktor und Heuwagen vorbei. Dann hat uns ein Eichhörnchen entdeckt und wartet auf herab gefallene Krumen.
Nach einer Stunde setzen wir die Fahrt in gemütlichem Tempo fort. Der Stau hat sich inzwischen auch aufgelöst.
„Papa wie lange fahren wir noch?“ Diese Frage musste ja kommen. „Keine Ahnung, noch ein Stück und dann suchen wir uns einen schön gelegenen Campingplatz oder eine andere Übernachtungsmöglichkeit, wo man bleiben darf.“ Wir sehen dem Rest des Tages gelassen entgegen. Keine Stadt mit vielen Fahrspuren und Schilderwald, wo wir nach einer Hoteladresse suchen müssen. Einfach unterwegs sein wie es gefällt. Viele suchen sich ja nach Internetfotos ihr Hotelzimmer heraus. Wo bleibt da der Überraschungseffekt, das unvorhersehbare Erlebnis, das doch auch zum Urlaub gehört? Wie riecht und klingt es am Fluss, am Strand? Entfernte Geräuschkulissen aus uns ungewohnten Lebensräumen. Vielleicht hören wir in der nächtlichen Natur einen Waldkauz in der Ferne, werden morgens vom Vogelgesang geweckt, oder schlafen etwas länger, weil gleichmäßiger Regen auf dem Reisemobildach so entspannt. Die Ungebundenheit fördert unsere Urlaubslaune. Mit Vergnügen haben wir die steinerne Welt unserer erschöpften Zivilisation verlassen. Jetzt sind wir meist im Freien und leben in einer Mischung aus Zuhause und Abenteuer. Alles was uns für den Tagesablauf wichtig ist hat seinen Platz, der ganze vertraute Kram von Büchern über das Angel- und Strickzeug bis zu den Wassersandalen. Sollte Kerstin einen „Platten“ an ihrem Kinderrad haben, oder Klaus fällt nach zwei Regentagen in eine Pfütze – alles Nötige ist dabei.
Wenig, außer einer ungefähren Routenführung ist vorgeplant. Vielleicht finden wir morgen Pilze oder sammeln Blaubeeren, oder wir kaufen bei einer Bäuerin neue Kartoffeln. Manche „Wohnmobilisten“ organisieren sich in Gruppen, reservieren Stellplätze, haben immer den neuesten Campingführer dabei. Alles hat berechtigte Gründe. Wir aber lassen uns eher treiben, das ganze Jahr ist sonst eh verplant. Irgendwann in vier oder fünf Tagen werden wir in Seenähe im schwedischen oder norwegischen Kiefernwald stehen. Dort ist das nämlich nach dem alten Allmenderecht erlaubt, solang man keine Privatinteressen der Anwohner stört.

Mobiles Wohnen auf der Höhe der Zeit

Mehr und mehr Zeitgenossen schätzen die Unabhängigkeit des Reisens mit solchen Fahrzeugen. Abgesehen von einem kleinen Einbruch im vergangenen Jahr steigt ihr Absatz seit Jahrzehnten. Dabei steht nach neuesten Umfragen der Forschungsinstitute für Tourismusentwicklung der Urlaub in Deutschland hoch im Kurs. Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und andere Regionen profitieren besonders von einem Zuwachs des Campingtourismus. Angrenzende Nachbarländer im Norden und Süden sind weitere beliebte Ziele. Die Gewichtung zwischen Wohnmobilen und Wohnwagen hat sich eindeutig in Richtung Reisemobil verschoben. Ständig werden die letzten technischen Innovationen bei neuen Modellen mit integriert. Die Innenausstattung ist nicht nur geschmackvoll modern, sondern gleichzeitig auch sicher. Schwer entflammbare Stoffe finden Anwendung. Auch das Kochen und Heizen mit Gas ist mit sehr guten Sicherheitsvorkehrungen versehen.
Der Umbau einer Sitzgruppe lässt sich mit wenigen einfachen Handgriffen in ein komfortables Bett gestalten. Und selbst auf die eigene Nasszelle, ausgestattet mit Dusche, Toilette und Waschbecken muss man nicht verzichten. Ehrgeizige Pläne stehen bei der Firma Dethleffs im Vordergrund: Der Mensch sollte seine Freizeit bequem und stressfrei gestalten können, wenn er mit einem Reisemobil unterwegs ist.
Ein nach den Wünschen von Frauen entwickeltes Wohnmobil sorgt 2005 für Schlagzeilen. Das Kundenentwicklungsprojekt „BestAger“ für die Generation 50plus wird 2007 vorgestellt. Auch 2009 ist Dethleffs Gesamtsieger des „König Kunde Award“ und belegt in sechs von sieben Kategorien den ersten Platz. Der Sonderpreis für „Design“ geht ebenso nach Isny.
Im selben Jahr wird unter Umweltschutz- und Nachhaltigkeitsaspekten wird ein modernes 6-Megawatt-Blockheizkraftwerk gebaut. Durch die Verfeuerung von eigenen Holzabfällen können bis zu 100.000 l Heizöl pro Jahr eingespart werden. Gleichzeitig wird die papierlose Produktion eingeführt: Einsparung von ca. 7,5 t Papier pro Jahr.
Wer erst einmal Probe-Urlaub mit dem Wohnmobil versuchen möchte kann bei der Vermietkette McRent sich das zu ihm passende Fahrzeug aussuchen. Sie umfasst mehr als ein Dutzend Vermietstationen in den meisten Regionen Deutschlands. McRent International hat Niederlassungen in Frankreich, den Niederlanden, in Spanien, Portugal und in Italien.
Da die meisten Fahrzeuge nicht viel länger als ein normales Auto sind, findet man sich mit den Maßen schnell zurecht. Zudem bietet Dethleffs hin und wieder ein Fahrtraining an, bei dem man wertvolle Tipps erfährt.
Inzwischen sind wir nach zwei erlebnisreichen Wochen wieder gut daheim angekommen. Schwermütig packen wir jetzt unsere Sachen wieder aus. Doch fürs nächste lange Wochenende werden schon wieder Pläne geschmiedet.
Informationen: http://www2.dethleffs.de/de/, Servicehotline +49 7562 987 881; auf der Website sind alle Fahrzeuge, Grundrisse, Ausstattungen etc. übersichtlich dargestellt. Die Vermietstationen findet man unter www.mcrent.de.
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