Mit Kind und Kegel – Das Syrian Expat Philharmonic Orchestra gastiert in Berlin

Konzerthaus Berlin. Quelle: Pixabay

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Syrische Orchestermusiker haben vor dem Krieg Zuflucht in europäischen Ländern gefunden. Der Kontrabassist Raed Jazbeh aus Aleppo hat sie per Facebook gesammelt und mit ihnen 2015 das Syrian Expat Philharmonic Orchestra gegründet, das seine ersten Konzerte in Bremen und Lüneburg gab. Seinen Wunsch, auch in Berlin zu spielen, hat der Intendant des Konzerthauses Berlin, Sebastian Nordmann, ohne zu zögern erfüllt und stellt ihm am Sonntag den großen Saal zur Verfügung.

Freunde fand das Orchester auch bei den Berliner Philharmonikern. Der Intendant Martin Hoffmann lud es am 27. August zum Open-Air-Konzert vor der Philharmonie ein. Dort konnten die Zuschauer etwas entdecken, was auch in Deutschland nicht alltäglich ist: Die Hälfte des 60-köpfigen Orchesters sind Frauen – in einem arabischen Orchester (und ohne Schleier)! Das nämlich war die Bedingung der Chefin des Trägervereins KulturLebenBerlin, Angela Meyenburg: Die Frauen dürfen ihre Kinder mitbringen. So kamen die jungen Frauen, alle studierte Musikerinnen, mit drei Säuglingen und etlichen Kleinkindern nach Berlin. Deren Betreuung während der Proben und Konzerte soll durch Spenden gesichert werden.

Das Orchester von Auftritt zu Auftritt zusammenzuführen, ist nicht nur künstlerisch, sondern auch ideologisch und logistisch ein Kunststück. Logistisch wegen der Pässe und Visa, zum Beispiel verweigern Beirut und Moskau Ausreisevisa, und ideologisch, weil die Musiker politisch, weltanschaulich und religiös die unterschiedlichsten Standpunkte haben. Manche persönliche Entscheidung wird von der Angst um die Verwandten zu Hause bestimmt. Sie alle eint der Wille zu spielen.

Am Sonntag spielt das Orchester unter der Leitung von Chassan Alaboud moderne syrische Kompositionen, von der Schönheit und der Natur ihrer verheerten Heimat und von ihren Volksbräuchen. »Die Besucher sollen die syrische Kultur kennen lernen. Beethoven kennen sie schon«, sagt Angela Meyenburg. Zudem hören sie hervorragende, feurige Solisten. Über Hilfsorganisationen bekommen Flüchtlinge kostenlose Karten.

Sonntag, 11. September, 18 Uhr, Konzerthaus Berlin.

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