Als die Tochter erwachsen wird und den ersten Freund mit nach Hause bringt, ist das für Vater Mircea eine besondere Herausforderung. Der rumänische Regisseur Paul Negoescu hat sich dieser Thematik in seinem ironischen Kurzfilm angenommen, der in seiner unfreiwilligen Familienkomik an Loriots Streiche erinnert. Doch unernst ist in dem Film des 26-jährigen Diplom-Regisseurs gar nichts.
Da wird der junge Mann beim Hereinkommen kritisch beäugt, während der Hausherr es nicht nötig hat, vorm Fernseher aufzustehen. Alsdann wird sich bei der Mutter und eigenen Ehefrau beschwert, dass die Tochter doch nun zu jung sei, Herrenbesuch zu bekommen. Wobei der Vater von sich auf den Jungen schließt, was die Mama und Gattin in Personalunion sehr wohl erinnert – man war ja schließlich auch mal jung – und die Vorbehalte dementsprechend abbügelt.
Doch so leicht gibt sich der Papa nicht geschlagen. Am Abendbrottisch wird der Verehrer in die Mangel genommen. Ausgefragt, ungefragt kritisiert und schließlich landet man beim Fußballverein. Welch ein Fest, dass der junge Nestbeschmutzer der Konkurrenz zugetan ist. Da kann der Vater seiner Antipathie nun endlich freien Lauf lassen und mit Argumenten seinen Club verteidigen. Selbst den Schlachtruf des geliebten Vereins laut in der übersichtlichen Kleinbürgerküche zu skandieren ist gerechtes Mittel zur Revierverteidigung, auch wenn es dafür böse Blicke von den Damen gibt.
Am Ende steht Mann gegen Mann, doch der Jüngere hat das Zimmer der Tochter längst erobert und auch das überraschende Eintreten des auf Krawall gebürsteten Vaters erweckt wenn dann höchstes Mitleid. Jugend punktet und siegt. Dem Papa bleibt nur noch ein Bier aus dem Kühlschrank. Alt werden wir alle irgendwann.
Titel: Derby
Land/Jahr: Rumänien, 2010
Länge: 15 Minuten
Buch/Regie/Produktion: Paul Negoescu
Darsteller: Bogdan Voda, Clara Voda, Nicolas Teodorescu, Maria Mitu
Kamera: Andrei Butica
Schnitt: Alexandru Radu
Musik: Roxana Mocanu