Kampf der Giganten

Erdogan und Dogan

Es ist noch nicht allzu lange her, als Aydin Dogan einer der mächtigsten Männer der Türkei war. Nicht nur, dass er den größten Medienkonzern des Landes kontrolliert, sondern seine Unternehmensgruppe mit der Dogan Yayin (Presse) Holding den drittgrößten Konzern der Türkei bildet. Doch das Imperium des Aydin Dogan wackelt, denn er hat sich mit einem noch mächtigeren Mann angelegt, mit Ministerpräsident Erdogan.

Im Februar verhängte das türkische Finanzamt eine Steuerstrafe von umgerechnet 390 Millionen Euro gegen die Mediengruppe von Aydin Dogan für den im Jahre 2006 getätigten Verkauf von Anteilen seiner Fernsehsparte an den Axel-Springer-Verlag. Im September folgte eine weitere Strafe von 2,2 Milliarden Euro. Diese Zahlen machen dreieinhalb Mal so viel aus, wie der aktuelle Börsenwert der Dogan Holding gehandelt wird. Vor einigen Tagen teilte Dogan mit, der Konzern sei mit einer Verfügung gegen der Verkauf von Aktien von Töchtern belegt worden. Der 73-jährige Medienzar glaubt, dass Erdogan die Fäden zieht und sagt: „Er will uns zerstören, weil wir ihm nicht gefügig sind“.

Die Steuerbehörden kündigten an, die Bankkonten der Dogan-Holding einzufrieren. Dies scheint ein so ungeheuerlicher Vorgang zu sein, dass sich sogar die EU-Kommission in ihrem Fortschrittsbericht mit dem Fall beschäftigt. Noch im Juli 2009 erhielt Aydin Dogan aus der Hand des deutschen Botschafters Eckart Cuntz das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse mit der Begründung, Dogan habe „die Medienlandschaft im Sinne der Freundschaft bereichert“ und das „gute Zusammenleben der Menschen verschiedenster Herkunft in Deutschland gefördert.“ Gemeinsam mit der deutschen Bild-Zeitung hatte Dogans „Hürriyet“-Zeitung während der Fußball-Weltmeisterschaft getitelt: „Freundschaft über alles“ und dazu aufgerufen, das Fußballspiel als gemeinsame Feier zu verstehen. Das sei ein unschätzbarer Beitrag dazu gewesen, das deutsch-türkische Volksfest möglich zu machen.

Außerdem brachten der Springer-Verlag gemeinsam mit Dogan das Buch „Süper Freunde“ in deutscher und türkischer Sprache heraus.

Der „türkische Berlusconi“

Der Krieg dieser beiden Giganten brach aus, als Zeitungen der Dogan-Medien 2008 über windige Geschäfte eines Erdogan-Sohnes und angebliche Korruptionsaffären berichteten. Im Falle, dass es bei der Steuerstrafe bliebe, geriete das gesamte Imperium in die Gefahr eines Zusammenbruchs. Der Sohn eines Gemischtwarenhändlers aus einem kleinen Dorf studierte an der heutigen Marmara-Universität Wirtschaft und Handel und gründete bereits mit 18 Jahren sein erstes Transportunternehmen. 1974 gründete er seinen ersten Industriebetrieb und stieg 1979 mit dem Erwerb der Tageszeitung „Milliyet“ ins Mediengeschäft ein, unter dem die türkischen Tageszeitungen Posta, Hürriyet, Milliyet wie auch die Fernsehsender Kanal D, Star TV und CNN Türk, die Plattenfirma DMC-Müzik und der Buchverlag Dogan Kitap vereinigt sind. Außerdem arbeitet die Dogan-Holding auch im Bereich Finanzen und Versicherungen, Benzin, Tourismus und Industrie. Dass Aydin Dogan damit eine überragende Stellung einnimmt, hat ihm viele Kritiken eingebracht und ihm wurde Machtmissbrauch vorgeworfen. Man nennt ihn auch den „türkischen Berlusconi“.

Sollte das Dogan Imperium tatsächlich zusammenbrechen, würde dabei unter anderen die konkurrierende Calik-Holding profitieren, die wie Dogan im Medien- und Energiesektor tätig ist. Als pikantes Detail dieses Machtkampfs kann die Tatsache gesehen werden, dass ein Schwiegersohn Erdogans einer der Spitzenmanager Caliks ist.

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