Istanbul – Kulturhauptstadt am Bosporus

Istanbul, Vom Dachgarten des Hotels Arcadia ist die Sicht auf die Blaue Moschee besonders schön

Wenn frühmorgens die ersten Sonnenstrahlen der Silhouette eines nicht enden wollenden Häusermeeres Konturen verleihen, erklingen die Rufe von etwa 1.000 Muezzins über eine Fläche von 50 mal 100 Kilometern. Die um 660 v. Chr. von den Griechen als Byzantion gegründete Stadt, die im Jahr 330 von Konstantin I. zur neuen Hauptstadt des wiedervereinten Römischen Reiches auserkoren wurde und 1453 schließlich unter dem Namen Konstantinopel an die Osmanen fiel, verlor im Jahr 1923 zwar ihren Hauptstadtstatus, hat aber ihren Stellenwert als Kultur- und Handelszentrum an der Grenze zwischen Europa und Asien erhalten und ausbauen können. Nur wenige hundert Meter vom Bosporus entfernt, der als Meerenge das Marmarameer mit dem Schwarzen Meer verbindet und den europäischen vom asiatischen Teil der Stadt trennt, spürt man das quirlige Leben zwischen Orient und Okzident auf dem „Großen Basar“ besonders intensiv.

Der Duft von Kardamom, Zimt, Tee und Leder verwirrt die Geruchsnerven, ein Meer von Farben der feilgebotenen Gewürze, Textilien, Schmuck, Keramiken und Süßigkeiten betört das Auge und die Rufe der etwa 20.000 Händler und Gehilfen hallen durch die 60 Gassen des größten überdachten Basars der Welt im Zentrum der Istanbuler Altstadt. An den etwa 4.500 Ständen und Läden herrscht ein Stimmengewirr aus Türkisch, Englisch, Deutsch und Russisch. Frauen mit Kopftuch und andere mit knapp sitzenden Röcken feilschen in ähnlicher Weise um den Preis. Orientalische Wasserpfeifen sind unmittelbar neben amerikanischen Jeans „Made in Turkey“ zu finden. Die Händler sind bemüht, jedem Kunden den Wunsch von den Augen abzulesen und wenn dies nicht gelingt, Wünsche zu wecken. Andere Farben, andere Formen oder Größen….? „Kein Problem, sagt Ahmed in astreinem Deutsch, ich komme in einer Minute mit dem gewünschten Produkt zurück. Warten Sie hier auf mich und genießen Sie inzwischen einen guten Tee.“ Für türkische Männer, die dem Gewusel entgehen wollen, gibt es am Rande des Basars eine Teestube mit Wasserpfeife, wo sie entspannen oder mit Partnern Geschäfte verabreden. Touristen zieht es dagegen eher in die benachbarten Moscheen oder in den Topkapi-Palast. Ein solcher Streifzug gestaltet sich wie eine Exkursion in die Märchenwelt von 1.001 Nacht. In der einstigen byzantinischen Kathedrale „Hagia Sophia“ überrascht der Pragmatismus, mit dem die Osmanen die Kirche in eine Mosche umgewandelt haben, ohne stilprägende Elemente abzureißen. Die Sultan-Achmet-Moschee, auch Blaue Moschee genannt, besticht durch ihre Architektur vor dem Hintergrund der glitzernden Meeresenge und die Süleymaniye-Moschee gewährt mit ihren Mausoleen und dem Friedhof Einblicke in das Leben Süleyman I., der im 16. Jahrhundert das Osmanische Reich durch Eroberungsfeldzüge auf den Zenit seiner Macht geführt hatte und dabei auch Wien belagerte. Vom Reichtum der Sultane des Osmanischen Reiches künden die Schätze, die im Topkapi-Palast zu bewundern sind, darunter kostbar mit Gold und Edelsteinen verzierter Schmuck, Waffen, Porzellane und Gewänder, aber auch Barthaare des Propheten Mohammed und ein Knochenstück von Johannes dem Täufer.

Auch das Nachtleben gestaltet sich in Istanbul wie ein Balanceakt zwischen Tradition und Moderne. Für jeden Geschmack wird etwas geboten und selbst dem Alkoholgenuss steht man pragmatisch gegenüber. „Ein Verbot überlebt bei uns maximal drei Tage“, kommentiert Reiseführer Oguzhan die Gesinnung vieler Türken, die nach dem Abendgebet in ein Bauchtanzlokal oder in einen der Szeneclubs rund um den Taksim-Platz im Stadtteil Bayoglu ziehen. Ein buntes Gemisch aus traditioneller und moderner türkischer Musik, Jazz und Techno dringt auch aus den Seitenstraßen der Istiklal Caddesi, der bekanntesten Fußgängerzone Istanbuls, wo sich frühmorgens Partygänger und Muezzine begegnen, bevor diese mit ihrem Gebetsruf den neuen Tag begrüßen.

Auskunft: Türkische Botschaft, Tel. 030/2143752, www.goturkey.com; Istanbul Hotel- und Szenetipps: www.istanbulcityguide.com

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