Hoffenheimer „Kerzen“ ließen Union finster aussehen

Dieser Bär ist Unioner. © Foto: Hans-Peter Becker, Aufnahme: Berlin, 7.5.2018

Berlin, Deutschland (Weltexpress). „Wir spielen in den größten Stadien der Welt, aber an der Alten Försterei ist es doch am schönsten“, verkündete Stadionsprecher Christian Arbeit vor dem Match gegen die TSG Hoffenheim. „Hoffentlich müssen wir in Zukunft nicht nur in der Wuhlheide spielen“, sagte mein Platz-Nachbar nach dem Abpfiff zu mir. Unions Trainer Urs Fischer schien nach der 0:2-Klatsche jedenfalls sichtlich angefressen. So kannten wir den eher gelassen wirkenden Schweizer noch nicht.

„Die Hoffenheimer haben den Sieg verdient“, knurrte er und entpuppte sich dann als Wortschöpf: „Unser Spiel war in der ersten Hälfte eine Nichtleistung.“ Fischer ließ auch den Champions-Liga-Auftritt vom Mittwoch in Madrid nicht als Entschuldigung gelten: „Das Spiel hatte überhaupt keinen Einfluss auf heute. Wir waren einfach nicht da. Von einem Profi kann man erwarten, zwei Spiel in drei Tagen durchzustehen.“ Ein Elfmeter-Tor und fast ein zweiter Elfmeter (durch Videobeweis zurückgenommen) zeugen wahrlich nicht von einer cleveren Hintermannschaft um Europameister Leonardo Bonucci. Der verletzte Robin Knoch fehlt wohl doch hinten und vorn. Fischer gab zu: „Ich war in der Halbzeitpause in der Kabine laut.“ Die Ansprach hat gefruchtet, wenn auch nicht durch Tore untermauert, aber wenigstens was die spielerische Überlegenheit betrifft.“

In allen offiziellen Statistiken lagen die Unionern vorn. Allein bei den Torschüssen gab es ein Verhältnis von 22:11 zu Gunsten der Berliner. Was nützt die erfreuliche Statistik? Im Fußball zählen nun mal nur die Tore und da spielten die Eisernen diesmal nur Pappe. „Wenn man von Entwicklung spricht, muss man auch einmal zwei Schritte zurückgehen. Man muss im Verhältnis 1:1 einmal versuchen, den Gegner zu überspielen. Aber so wie in unserer ersten Halbzeit geht das nicht.“

Natürlich müssen in der Wuhlheide alle Alarmglocken schrillen. Vier Niederlagen in Folge. In 360 Minuten plus Nachspielzeit nur ein einziges Tor. Da liegt eine Zukunft in der zweiten Liga näher als ein Champions-League-Platz im nächsten Jahr. Der Situation neuen Glanz zu verleihen, wird bei den nächsten Spielen nicht einfach, denn die Unioner müssen zweimal auswärts gegen Heidenheim und Dortmund ran.

Trotz ihres Sieges brillierten die Hoffenheimer wahrlich nicht durch technische und spielerische Raffinesse. Abwehrrecke Kevin Vogt (1,94 m) legte keinen Wert auf spielerische Eleganz. Er drosch einfach gegen den Ball und dadurch mehrfach in den Himmel über der Wuhlheide. So dass ich angesichts dieser Kerzen an meine lang zurückliegende Zeit bei Motor Friedrichshagen denken musst. Damals fragte uns der Wirt vom „Bürgerbräu-Stübl“ immer am Montag, ob der Ball schon wieder unten ist. Kein Traumfußball der Hoffenheimer, aber sie nahmen die Punkte mit und das ist entscheidend.

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