Frankfurt am Main für eine Woche lang die Welthauptstadt der Chemie – 29. Internationaler Ausstellungskongreß für Chemische Technik, Umweltschutz und Biotechnologie (ACHEMA 2009) bis 15. Mai auf dem Messegelände

Schmuckteppich in der Galleria der 29. Internationaler Ausstellungskongress für Chemische Technik, Umweltschutz und Biotechnologie, Frankfurt am Main, 11. - 15. Mai 2009

Wie seit Beginn findet die dreijährige Messe in Frankfurt am Main statt, das einst auch Zentrum der deutschen chemischen Werke war, Hoechst, Casella und noch mehr, was ebenfalls zum repräsentativen Sitz der IG Farben führt im von Poelzig 1928 errichteten IG Farbenhaus, einem wunderbaren Komplex, in dem heute die Johann Goethe Universität Frankfurt residiert, wobei ein Gedenkstein an die durch die chemische Waffe Zyklon B vergasten Juden erinnert, denn die IF Farben hatten Hitler massiv unterstützt und durften nun mit Gaslieferungen verdienen, was nach 1945 in den Nürnberger Prozessen ihre Zerschlagung zur Folge hatte. Nie wieder sollte eine solche Wirtschaftsmacht eine Demokratie gefährden. Davon ist die heutige chemische Industrie und alle in der Dechema zusammengeschlossenen Mitglieder frei, die den gesellschaftlichen Auftrag haben, die chemischen Technologien und Verfahren zu entwickeln und zu begleiten, die segensreich für das Leben auf dieser Erde sind. Kein kleiner Anspruch.

Erst einmal konnte die ACHEMA 2009 mit Recht stolz vermelden, daß sie mit dem Blick auf die Finanzkrise zur diesjährigen Zusammenkunft, was die strukturellen Zahlen angeht, sich auf der Höhe von 2006 befindet, als die Welt noch in Ordnung schien. Auch dieses Jahr haben sich – so der Geschäftsführer der Dechema, Ausrichterin der Messe, Gerhard Kreysa – 3 767 Aussteller aus 49 Ländern auf den Weg nach Frankfurt gemacht und insgesamt 133 848 Quadratmeter Ausstellungsfläche belegt: „Die Achema hat auch diese Bewährungsprobe bestanden“. Und wenn Kreysa hinzufügt, daß wer die diesjährige Messe mit der von vor drei Jahren vergleicht, sofort erkenne, in welchem Ausmaß die wirtschaftlichen und technischen Entwicklungen diese Messe prägen, so daß sie „wie ein Brennglas den Blick auf wesentliche Trends“ lenke.

Von heute her war das schon ein prophetisches Unterfangen, als man sich 1920 in der ärmlichen Nachkriegszeit des ersten Weltkrieges aufmachte, weil man gleichsam einen ganzheitlichen Blick auf die gesamte Breite der Prozeßindustrie geworfen habe, als dieser Ausdruck noch nicht Mode war. Unter dem Schutzmantel der ACHEMA sorgen 960 Aussteller für Pumpen, Kompressoren und Armaturen, 659 Aussteller kümmern sich um Labor- und Analysetechnik, 437 Aussteller um die thermischen und 404 Aussteller um die mechanischen Verfahren und 443 Aussteller um den Anlagenbau, bis hin zur Sicherheitstechnik und Arbeitsschutz und der Biotechnologie sind es insgesamt 13 Ausstellergruppen, die die Bandbreite dessen repräsentieren, was Chemie und ihre Anwendung heute bedeuten. Dabei zeigt sich klar, so Kreysa, daß Prozeßeffizienz und Rohstoffwandel die wichtigsten Trends seien.

Dies findet sich auch in den Themen der Kongreßveranstaltungen wieder. „Der interaktive Kongreßplaner findet zum Stichwort ’renewable’ etwa 40 Vorträge, bei denen das Schlagwort in der Kurzfassung vorkommt. ’Bio’ liefert weit über 150 Treffer aus einer Fülle von Vortragsreihen, von der industriellen Biotechnologie über Nanaomaterialien bis hin zu den ionischen Flüssigkeiten“, führt der Geschäftsführer aus. Dabei gilt die Arbeitsteilung auf der Messe derart, daß man in den Ausstellungshallen an den Ständen sehen kann, wie weit es die Innovationen auf dem Markt schon gebracht haben, während die mehr als 900 Vorträge des Kongresses aufweisen wollen, was man in Zukunft erwarten darf. 900 Vorträge! Schon logistisch eine gewaltige Leistung, wie überhaupt diese Messe einen reibungslosen Ablauf suggeriert, der einen staunen läßt über das praktische Handeln der theorielastigen Chemiefachleute. Vielleicht ist das aber auch das Ergebnis, daß die Dechema sozusagen der Messe vorgebaut ist, denn wer kann schon aus dem eigenen Haus treten und sich auf dem Messegelände befinden, wie es nach der Pressekonferenz auch den Journalisten möglich war.

Weltleitmesse war die ACHEMA schon immer. Was aber auffällt und positiv registriert wird, ist ihre zunehmende Internationalisierung, die einhergeht mit ähnlichen Zahlen bei den Frankfurter Messen der letzten Zeit. Wenn mit 46 Prozent Auslandsanteil der Aussteller dies um zwei Prozentpunkte mehr ist als noch vor drei Jahren, verschleiert dies dennoch die eigentlichen Größenverhältnisse, denn viele ausländische Mutterfirmen schicken hier ihre deutschen Töchter vor, so daß längst von einer über 50prozentigen Beteiligung ausländischer Firmen gesprochen werden muß. In Zahlen wiedergegeben bedeutet das, daß aus Deutschland 2 010 Aussteller kommen, erneut bilden die Aussteller aus Italien mit 300 die größte Gruppe, England schickt 202, aus der Schweiz sind 161 dabei, 156 haben aus den USA den Teich überquert und aus dem Nachbarland Frankreich weilen 124 auf dem Frankfurter Messegelände, das übrigens dicht belegt ist. Die Zahl der chinesischen Aussteller hat sich mit 117 seit 2006 verdoppelt und die der Inder stieg um 23 Prozent auf 107 Aussteller. Auch hier zeigt die ACHEMA ihre Seismographenfunktion auf, kann sie doch so die rasante Entwicklung dieser beiden Länder dokumentieren.

Soweit die Zahlen zu Beginn der Messe. Auf die Frage nach den Besucherzahlen, neben den Ausstellerzahlen weiterer Indikator für den Erfolg einer Messe, konnte Geschäftsführer Kreysa betonen, daß die bisherigen Zahlen nicht weniger Besucher als 2006 erwarten lassen, wo 180 000 kamen. Wenn er aber gleichzeitig folgenden Nachschub fast zum Schluß brachte, erkennt man den experimentellen Naturwissenschaftler: „Gezählt wird am Schluß“. Insgesamt hatten die Gesprächspartner der Pressekonferenz, zu denen Werner Schwarzmeier (Geschäftsführer Linde), Norbert Kuschnerus (Vorstandsvorsitzender der NAMUR-Interessengemeinschaft) und Utz Tillmann (Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie , VCI) gehörten, inhaltlich das präsentiert, was am Nachmittag während der Eröffnung dann der Vorsitzende der Dechema, Alfred Oberholz, mit seiner Rede pointierte, nämlich die vorrangige Umstellung der Energieversorgung auf nachhaltige und klimaneutrale Basis.

Diese Messe ist außerordentlich breit aufgestellt und perfekt organisiert, was auch für die Pressearbeit gilt. Selten erhält man eine so detaillierte Aufstellung über die kaum überschaubaren Veranstaltungen auf der ACHEMA. Dabei sind die Messerundgänge auch zu leisten. Diese Woche Chemie pur auf dem Frankfurter Messegelände hat’s in sich, die ACHEMA ist für den Anfang noch einmal davongekommen. Der Rest folgt. Die Inhalte der Vorträge und viele weitere Informationen erhalten Sie auf den Internetseiten der Veranstalter.

www.achema.de

www.dechema.de

www.vci.de

www.zveiu.org

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