EZB schlägt Alarm: Systemkrise wie zur Lehman-Pleite-Zeit im September 2008 – Eurosystem stockt Käufe von Staatsanleihen auf – Draghi dämpft Hoffnungen auf einen Boom

Die neuen Eigentümer und Manager des selbständige, börsennotierten Unternehmen kaufte zu Beginn der US-Immobilienkrise im Frühjahr 2007 Wohnungseigentum und geriet in Schräglage. Dann folgte die Jahrhundertpleite der US-Großbank. Ähnlich schräg wie einst Lehman liegen Volkswirtschaften und Banken in Europa und drohen zu kippen. Die EZB notiert: "Unter dem Strich hat sich die Übertragung von Anspannungen zwischen Ländern quer durch den Bankensektor und zwischen diesen Bereichen so stark intensiviert, dass die Krise systemische Ausmaße erreicht hat, wie sie seit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers nicht mehr beobachtet wurden."

Weil sich immer mehr und vor allem US-Geldmarktfonds und die Engländer aus Europa zurückziehen, stocken die Zentralbanken des Eurosystems ihre Staatsanleihekäufe in der vergangenen Woche stark auf. Wie die EZB heute ebenfalls mitteilte, wurden per 16. Dezember Käufe über 3,361 Milliarden Euro abgewickelt. In der Woche davor seien es 635 Millionen gewesen.

Derweil hat mit dem französischen Notenbankgouverneur Christian Noyer ein weiteres Mitglied des Rats der EZB ein stärkeres Engagement der Notenbanken zur Bewältigung der Staatsschuldenkrise abgelehnt. Noyer sagte am Montag, umfangreiche Käufe von Staatsanleihen seien außerhalb des Aufgabenbereichs der EZB und brächten mittelfristige Inflationsrisiken mit sich, was zur Schwächung des Euro führen würde. Dennoch werde die EZB ihre unkonventionellen Instrumente in der Geldpolitik weiter einsetzen, wenn die Wirksamkeit der Geldpolitik bedroht sei. Zuvor hatten sich bereits EZB-Präsident Mario Draghi und Bundesbankpräsident Jens Weidmann gegen ein stärkeres Engagement der EZB in der Staatsschuldenkrise ausgesprochen.

EZB-Präsident Draghi hat unterdessen Hoffnungen auf einen Staatsanleihen-Boom gedämpft. Er glaube nicht, dass die Banken zwingend Anleihen europäischer Staaten kaufen und so deren Notlage verbessern werden, sagte er der "Financial Times" (Montagausgabe) mit Blick auf das anstehende Refinanzierungsgeschäft mit dreijähriger Laufzeit, das den Geldinstituten wieder mehr Spielraum verschaffen soll. Eine Möglichkeit sei, dass sie davon Staatsanleihen kauften, sagte Draghi. "Aber es ist nur eine", betonte er. "Die Banken werden entscheiden, was am besten für sie ist. Eine Erwartung ist, dass sie damit die Realwirtschaft finanzieren, vor allem kleine und mittelgroße Unternehmen."

Mit Material von dapd

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