Zu gut für die Oberliga – aber noch nicht reif für die DEL – Eishockey-Talent Patrick Pohl im Stand-by-Status beim Meister aus Berlin

Patrick Pohl © Eisbären/Citypress

Das Positive hinter den vier Erfolgen – es wurden bei 13 erzielten Treffern nur vier Gegentore kassiert. Bedeutet, dass die Balance zwischen Abwehr/Angriff momentan stimmt. Und die Moral trotz der personalen Engpässe beim fünffachen Titelträger und aktuellen Titelverteidiger intakt ist.

Beim sonntäglichen Coup an der Alster – laut Aussage von EHC-Chefcoach Don Jackson "ein Spiel auf Augenhöhe mit etwas glücklichem Ausgang für uns" – mussten wie zuvor am Freitag gegen Nürnberg zwei EHC-Talente aushelfen. Der 19-jährige Stürmer Vincent Schlenker und der 21-jährige Mittelstürmer Patrick Pohl. Während Schlenker zuvor beim Eisbären-Kooperationspartner FASS Berlin in der Oberliga Ost sein primäres Betätigungsfeld hatte – und wohl nach Rückkehr der Stammspieler auch haben dürfte -, hatte Pohl die komplette Saisonvorbereitung im Meisterkader absolviert. Weil Jackson jedoch wenig Einsatzmöglichkeiten für den jungen Mann in der DEL sah, wurde er an den Zweitligisten Crimmitschau ausgeliehen.

Im Unterbau der Topliga DEL erwies sich Pohl als erfreuliche Verstärkung. Als Torschütze und Vorlagengeber agierte er sehr erfolgreich. Die Ausfälle aber des stürmenden Eisbären-Kapitäns Stefan Ustorf (Gehirnerschütterung) und des Sturmkollegen Mads Christensen (Fingerbruch nach Schlagschuss des Gegners)
brachten Pohl gegen Nürnberg zurück ins EHC-Aufgebot. "Es hat Spaß gemacht, der Mannschaft zu helfen", meinte Pohl, der auch eine Vorlage und damit einen Scorerpunkt zum 6:1 über die Franken beitragen konnte. Das Tempo in der DEL sei "natürlich höher als in der zweiten Bundesliga und Fehler werden sofort bestraft", aber dennoch freue er sich, "für den Verein, in der tollen Arena vor den großartigen Fans spielen zu dürfen".

Den Crimmitschauer Zuschauern wird er sein Können nicht mehr präsentieren können. Weil er sich nun in der DEL festgespielt hat. Weil die Zweitligisten im Streit mit der DEL eine für die Entwicklung junger Spieler wertvolle Vereinbarung aufgehoben haben. Mit einer Förderlizenz konnten Nachwuchsspieler je nach Bedarf zwischen zweiter Liga und der DEL pendeln. Für Sportler wie Pohl, die leistungsmäßig auf dem Sprung zum DEL-Stammkader stehen, eine optimale Möglichkeit, überaus wichtige Wettkampferfahrung zu sammeln. In der zwei Kategorien tiefer angesiedelten Oberliga wiederum, "wäre Pohl einfach zu gut, der würde allen nach Belieben davonrennen und würde kaum ernsthaft gefordert", wie ein FASS-Kenner die Lage beschreibt.

Die Boykott-Haltung der Zweitligisten rührt aus der Ablehnung der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) her, wieder die Aufstiegs- und Abstiegsregelung einzuführen. Weil die DEL schlechte Erfahrungen mit Aufsteigern gemacht hat. Die weder wirtschaftlich noch strukturell (Hallengröße u.ä.) den Anforderungen gerecht werden. Und den Spielbetrieb bei Insolvenz oder Lizenzverweigerung chaotisch machen könnten.

So bremst die Verweigerung der Spieler-Förderlizenzen deren Entwicklung in einer
wichtigen Karrierephase und schadet insgesamt dem deutschen Eishockeysport. Für Pohl heißt es bei jedem Einsatz, sich möglichst für einen Verbleib in Berlin zu empfehlen. Oder auf andere Angebote zu hoffen. Ähnlich wie bei Toni Ritter. Jener wurde als momentan nicht geeignet für den starken Eisbären-Kader gesehen. Nach Krefeld auf Probe ausgeliehen. Wo er die Verantwortlichen überzeugte und mit Einverständnis der Berliner dort einen Vertrag unterschrieb.

Wohin Patrick Pohl seine Eisreise die nächsten Wochen führt, ist derzeit offen. Muss er wieder in Crimmitschau antreten, wäre eine Rückkehr in die DEL in dieser Saison nicht mehr möglich. Denkbar aber ist ein Leihgeschäft mit einem anderen DEL-Klub. Das böte dem EHC die Chance, den durchaus geeigneten Teamplayer bei Bedarf wieder in den Eisbärendress zurückzuholen. Was dem gebürtigen Berliner Pohl am liebsten wäre – "natürlich hier für die Eisbären zu spielen".

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