Dokumentation: Offener Brief an Herbert Reul, Innenminister von NRW

NRW-Innenminister Herbert Reul, 2017. Quelle: Pressefoto des Ministeriums

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Nachstehend dokumentieren wir einen Offenen Brief von WELTEXPRESS-Autor Bernd Paschel an den Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Herbert Reul.

Sehr geehrter Herr Minister Reul,

als ehemaliger Polizeibeamter im Polizeidienst NRW ist mir aus der Polizeischule in Münster noch in Erinnerung, dass die Polizei zuständig ist in der Abwehr von Gefahren für die öffentliche Sicherheit: § 1 Aufgaben der allgemeinen Ordnungsbehörden und der Polizei. (1) Die allgemeinen Ordnungsbehörden und die Polizei haben die Aufgabe, Gefahren für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung abzuwehren. Sie haben Vorbereitungen zu treffen, um künftige Gefahren abwehren zu können (Vorbereitung auf die Gefahrenabwehr). Die Polizei hat im Rahmen der Gefahrenabwehr auch Straftaten zu verhüten (vorbeugende Bekämpfung von Straftaten).

Als junger Polizeibeamter und Student der Deutschen Sporthochschule ist mir der Karneval in Köln noch in guter Erinnerung. In meinem Sportstudium kam ich über den Modernen Fünfkampf zum Reiten und kann nur vermuten, dass Ihnen nicht bewusst ist, welche Gefahren von Pferdegespannen und gerittenen Pferden ausgehen. Im WELTEXPRESS haben wir schon am 24. Februar 2018 nach dem schweren Unfall auf die Problematik hingewiesen in dem Beitrag Der Kölner Karneval und die verlorene Polizeimütze oder Ein Pferd ist ein Fluchttier.

Nicht umsonst werden Polizeipferde sehr intensiv und selektiv ausgebildet durch ein permanentes Gelassenheitstraining. Die Gelassenheitsprüfung der FN mit zusätzlicher Gewöhnung an laute Blasmusik, die alle Pferde nachweisen müssen, ist ein Karnevalscherz dagegen.

Da es noch immer möglich ist, dass Privatpferde und erst recht Gespanne beim Karnevalszug mitlaufen, nachdem bei mehreren Festumzügen und gerade am Rosenmontag 2018 in Köln ein Gespann durchging mit mehreren Verletzten, ist es mir schleierhaft, wie Sie diese Verantwortung noch tragen können.

In Düsseldorf ist man anscheinend wach geworden, aber wer verantwortet das in Köln?

Sie, Herr Minister Reul, als studierter Sozial- und Erziehungswissenschaftler verlassen sich vielleicht auf das Urteil von Fachleuten der Polizei. Umso mehr bin ich verwundert, dass die Polizeiführung die Gefahr nicht sieht, die von den Pferden ausgeht. Jeder Freizeitreiter kann Ihnen sagen, wie das Fluchttier Pferd reagiert in Angstsituationen.

Was ist zur Unfallursache des Unfalles am Rosenmontag 2018 bekannt?

Der Polizei liegen Hinweise vor, dass die Pferde bewusst provoziert wurden. Sie ermittelt deshalb wegen Körperverletzung. „Wir verfolgen Hinweise, nach denen die Pferde mit Gegenständen beworfen und auch getroffen wurden“, sagte Polizeisprecher Benedikt Kleimann dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Pferde mit Gegenständen zu bewerfen, kann man trainieren. Einige Pferde lassen sich das gefallen aber was passiert, wenn jemand ein paar Knallfrösche unter die Pferde wirft, die wegen des Trubels  schon in höchster Anspannung sind?

Ein einziger Knallfrosch, von einem Verrückten in ein Gespann geworfen, erzeugt mit Sicherheit ein mögliches tödliches Chaos!

Ihre erste Bilanz nach der Razzia im Ruhrgebiet am 13. Januar war: „Bei uns gilt nicht das Gesetz der Familie, sondern das des Staates.“

Mit dieser Aktion haben Sie sich viel Anerkennung bei verängstigten Bürgen verschafft.

Warum setzen Sie Ihr Image aufs Spiel?

Sind es einige konservative Karnevalsvereine, die diese Tradition erhalten wollen, deren Wohlwollen Sie erhoffen?

Unsere Hauspferde haben trotz Zucht und Rassenzugehörigkeit eines gemeinsam. Sie sind kooperativ aber die Gene des wilden Tieres sind immer noch vorhanden. Dazu gibt es valide wissenschaftliche Erkenntnisse.

Auch eine ganz neue Untersuchung des bekannten Tierfilmers Marc Lubetzki bei Wildpferden, die an Menschen gewöhnt sind, unterstreicht das. Wenn Pferde mit Knallfröschen konfrontiert werden, fliehen sie im Galopp 45 Minuten (mehr als 12 km) und länger und brauchten danach noch 3 Stunden, bis sie sich beruhigt hatten und aus dem Fluchtmodus wieder zur Ruhe kamen. Zum Podcast #5 Auf der Flucht.

Als oberster Dienstherr der Landespolizei bitte ich Sie, mit Vernunft und Bedacht auf die zuständige Ordnungsbehörde einzuwirken. In diesem Fall tun Sie den Pferden und den Menschen etwas Gutes. Fragen Sie Frau Nahles und Frau von der Leyen, die sich als „Pferdefreunde“ im Bundestag engagieren.

Hochachtungsvoll
Bernd Paschel

Kopien mit der Bitte um Stellungnahme wurden unter anderem versandt an:
1. Freizeitreiterin und MdB Andrea Nahles  (SPD)
2. Dressurreiterin und MdB Dr. Ursula von der Leyen (CDU)
3. Polizeipräsident von Köln Uwe Jacob

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