Das Skandal-Video und die Ibiza-Affäre – Tausende Demonstranten auf dem Ballhausplatz in Wien

Ausschnitt aus dem Skandal-Video zur Ibiza-Affäre um FPÖ-Chef und Vizekanzler Strache. Screenshot des Videos von "Der Spiegel" und "SZ" vom 17.5.2019. Quelle: Spiegel-Online

Wien, Österreich (Weltexpress). In den frühen Morgenstunden waren Hunderte auf dem Ballhausplatz vor dem Bundeskanzleramt in Wien. Zur Mittagszeit sind es Tausende. Der Grund: die Ibiza-Affäre. Die wurde gestern in „Spiegel-Online“, „Süddeutschen Zeitung“ und „Falter“ ab 18 Uhr aufgedeckt, wobei die Szenen aus dem Video mit „Der Spiegel“ und „SZ“ beschriftet wurden.

Die Leute auf den Straßen in Wien rufen „Widerstand“ und „Neuwahlen“. Schilder mit der Aufschrift „Strache, Du Neo-Nazi“ werden hochgehalten. Es werden auch Fahnen der Europäischen Union (EU) geschwenkt. Mittlerweile kreist ein Polizeihubschrauber über Wien. Immer mehr Polizeikräfte werden in Wien zusammengeführt. Dutzende Polizisten seien laut Polizei-Pressesprecher Meyerhofer aus Wien, Nieder- und Oberösterreich im Einsatz.

In der „Bild“-Zeitung (18.5.2019) wird zum „Polit-Beben“ unter der Überschrift „Böhmermann kannte Skandal-Video schon vor Wochen“ darauf hingewiesen, dass Jan Böhmermann „bereits im April … in einem Video-Grußwort für den österreichischen Fernsehpreis ‚Romy‘ scherzte, „er hänge ‚gerade ziemlich zugekokst und Red-Bull-betankt mit ein paar FPÖ-Geschäftsfreunden in einer russischen Oligarchenvilla auf Ibiza‘ herum und verhandle über die Übernahme der ‚Kronen-Zeitung'“. Mit er ist Heinz-Christian Strache gemeint. Daher wird in der „Bild“ zu Böhmermann die rhetorische Frage „Wusste er schon von dem Video?“ gestellt.

Am Freitag erklärte Böhmermann (16.5.2019) in einem YouTube-Video und nicht in der ZDF-Sendung Sendung „Neo Magazin Royal“ auf die Frage, „ob er wieder etwas vorbereitet habe, wofür man ihn hassen werde“ („Bild“): „Das weiß man oft erst hinterher. Für mich ist es eine normale Sendung. Kann sein, dass morgen Österreich brennt. Lassen Sie sich einfach überraschen.“

Die Überraschung scheint geglückt.

Nun werden viele weitere Fragen laut: Welchen Journalisten, Redaktionen und Verlagen wurde das Video wann und wo angeboten? Und von wem und zu welchen Konditionen?

Doch nach den gestern veröffentlichten Szenen aus dem Skandal-Video und der wie eine Rakete abgehenden Ibiza-Affäre stellen sich auch ganz andere Fragen, nämlich nicht nur die nach der Rolle von Medien, sondern die nach der Rolle von Geheimdiensten. Strache wies darauf heute in seiner Erklärung in Wien hin und auf „Gruppierungen und Netzwerke“, ohne konkret zu werden und Belege zu liefern. Wer steckt hinter dem Video und wer wusste neben den Medien bei den Geheimdiensten davon?

Zwischen den Geheimdienste der deutschen Republiken sowie der Regierungen in Wien und Berlin scheint es deswegen gerade wieder zu kriseln. BRD-Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang sieht große Probleme, weil Informationen aus Österreich an Russland weitergereicht werden könnten. In „Welt“ (18.5.2019) heißt es unter dem Titel „Deutscher Verfassungsschutz spricht Österreich Misstrauen aus“ dazu: „Nach Informationen der WELT AM SONNTAG machte Haldenwang in dieser Woche entsprechende Äußerungen im Parlamentarischen Kontrollgremium (PKGr) des Deutschen Bundestages.“

Außerdem scheint das Skandal-Video, das jetzt die Öffentlichkeit in voller Länge sehen will, zu belegen, dass der österreichische Staat der des Kapitals ist und zwar auch ausländischer Kapitalisten.

Sozialdemokraten in der Republik Österreich und der Bundesrepublik Deutschland fordern daher wie das Volk auf dem Ballhausplatz Neuwahlen.

Neuwahlen wären aus Sicht der FPÖ und der ÖVP sicherlich das letzte, was die Führungen dieser Parteien wollen.

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