Es ist ruhig rund um das abendliche Ostuni. Man spürt den Wind in den Haaren, vernimmt das unruhige Rascheln der Blätter, hier und da hupt ein ungeduldiger Fiatfahrer. Im Stadtkern dieser apulischen Schönheit dann die Überraschung: Wir treffen auf das wahre „Dolce vita“. Auf der Piazza statt Siesta – eine riesige Fiesta. DJ`s legen ihre Platten im Freien auf, vor stylischen Clubs tanzen junge Menschen. Wir genießen den lauen Abend entspannt sitzend bei einem kühlen Peroni-Bier. Auch der ein oder andere Cocktail. erfrischt die durstige Kehle. Kinder laufen lachend umher. Ältere Herrschaften betrachten das Geschehen vom schmiedeeisernen Balkon. Ostuni versprüht Leichtigkeit. Und Ostuni ist Apulien.
Das Land ohne Gebirge, so eine Interpretation des Namens Apulien, ist reich an Lebensfreude, stillen Gassen, gutem Essen und alten Schlössern. Ferner setzt der Klatschmohn vielerorts heitere rote Akzente in die Landschaft. Vorbildlich. Apulien will entdeckt werden. Dies sieht auch Lutz Tilgner, Direktor der unabhängigen Fluggesellschaft Germania, so. Seit Mai 2009 fliegt die Airline von Düsseldorf und Basel nach Apulien, genauer gesagt nach Bari. Damit erhalten Italienliebhaber und solche, die es werden möchten, die Gelegenheit die Seele Apuliens in ihrer ganzen Schönheit zu erkunden. Ein bisschen Selbstständigkeit vorausgesetzt. Offenherzige Menschen, angenehme Preise für Kost und Logis und ein riesiger Fundus an sehenswerten Dingen machen das Reisen zu einem Vergnügen.
Bari selbst, war etliche Jahre ein weißer Fleck auf der touristischen Landkarte. In den Köpfen potenzieller Gäste vermischten sich Bilder von sonnenbrillentragenden Mafiabossen, täglichem Handtaschendiebstahl und sich türmenden Müllbergen zu einem wenig reizvollen Urlaubsziel. Heute ist die Hafenstadt Bari eine perfekte und sichere Reisedestination für einen kurzen Wochenendtrip und bestens geeignet als Startpunkt für eine längere Erkundung Apuliens.
Bari versprüht diese lässige, südländische Atmosphäre. Die Innenstadt mit ihren zahlreichen Plätzen, wie der Piazza Mercantile, erstrahlt an vielen Ecken in frisch restauriertem Gewand. Überall laden Cafés zum Verweilen ein und romantische Restaurants servieren apulische Spezialitäten. Einige Stunden sollte man jedoch einplanen und vor allem einen gehörigen Appetit mitbringen, wenn es heißt all die Hochgenüsse der Region verköstigen zu wollen. Ob Antipasti Tipici della Masseria, danach Orechiette oder Strascinate nach apulischer Art, zwischendurch Wildgemüse auf Saubohnenpüree und als Nachtisch ein Crumble di mele. Dazu ein kräftiger Primitivo, ein Rotwein, der hauptsächlich in der Salento-Region angebaut wird. Ein Abend, ein Wort: miracoloso – wunderbar.
Die Krönung eines solchen Abends könnte der Besuch einer Aufführung im Teatro Petruzelli sein, das 1903 fertiggestellt wurde. Unter nie ganz geklärten Umständen ging dieses Theater 1991 in Flammen auf. Möglicherweise hatte die Mafia hier ihre Finger im Spiel. Nach einem aufwendigen Wiederaufbau für über 50 Millionen Euro sollte das prachtvolle Haus, indem schon Domingo und Pavarotti das Auditorium erfreuten, im Dezember 2008 wiedereröffnet werden. Durch politische Querelen kam es leider bis heute nicht dazu. In Bari bleibt man jedoch optimistisch, dass das Haus in wenigen Monaten endlich wieder mit Künstlern und applaudierendem Publikum zum Leben erweckt werden wird. Ein solches, traumhaft hergerichtetes und mit modernster Technik ausgestattetes Kleinod der Kunst muss seine Pforten wieder öffnen. So sehen es alle Beteiligten, die sich für den Wiederaufbau jahrelang engagiert und viel Herzblut in diese Sache investiert haben. Und wir, die das Theater ausnahmsweise besichtigen und bestaunen konnten, schließen uns diesem Wunsch nur zu gerne an. Apropos Investition. Die meisten Einwohner und Gäste investieren lieber in handfeste und schmackhafte Dinge. Und die gibt es hier an der Adriaküste in zahlreichen Facetten. Natürlich: Es geht um frischen Fisch. Was wäre Apulien ohne frischen Fisch. In Bari trifft man allenthalben auf Netze reparierende oder ihre Waren feilbietende Fischer. An zahlreichen Ständen gegenüber vom Teatro Margherita präsentieren sich Oktopus, Muscheln und Co. auf angenehmste Weise. Eine kleine sympathische „Hafen-Bar“ sorgt dabei mit günstigen Erfrischungen –insbesondere Peroni-Bier- bei Einheimischen und ausländischen Freunden der schuppigen Esskultur für Abkühlung, auch schon zur Mittagszeit. Wir nutzen einige Stufen als kleine Tribüne, genießen die Sonne und verfolgen interessiert das Schauspiel der unterschiedlichsten Charaktere. Ein amüsantes Potpourri aus geselligen Kartenspielern, jugendlichen Vespafreunden, berauschten Fischern und weiblichen Amateurfotografen.
Nur wenige Dutzend Meter entfernt lockt der Strand. Auf der Uferpromenade mit seinen schönen gusseisernen Laternen und 9 Wasserfontänen gelangt man zum überschaubaren Strand der apulischen Provinzhauptstadt. Pane de Pomodoro, Brot und Tomaten, nennt sich dieser beliebte Fleck am adrianischen Meer. Der Name des Strandes weist auf einen typischen Snack der Region hin. Verfeinert mit etwas Olivenöl und Oregano und der Ausflug ans Meer gelingt immer. Zurück in der weißen Altstadt warten das alte Stauferkastell, die stattliche Basilica San Nicola und die Kathedrale San Sabino darauf, wachen Schrittes entdeckt zu werden. Ausschlafen kann man montags, denn dann sind vormittags fast alle Geschäfte geschlossen und Apulien dämmert ruhig vor sich hin. Anmutig und vielversprechend.
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Anreise:
Flug mit Germania ab Düsseldorf und Basel nach Bari, One-Way ab 59 Euro inkl. Steuern und Gebühren
Hotelempfehlungen rund um Bari:
Victor Country Hotel, 70011 Alberobello (Bari), Email: info@victorcountry.com Sehr angenehmes und architektonisch reizvolles Landhotel in wunderbarer Umgebung.
Tenuta Monacelle Hotel, 70043 Monopoli (Bari). Weitläufiges, sehr geschmackvoll gestaltetes Hotelareal mit tollem Pool und ausgezeichnetem Restaurant. Charmante, modern eingerichtete Unterkünfte. Die in den Trulli-Steinhäusern befindlichen Zimmer sind entsprechend rustikaler, aber ebenso mit viel Stil und Geschmack hergerichtet worden.
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