4:0, „Halleluja Berlin“ – Die Schwäne aus Schwenningen lassen bei den Eisbären in Berlin Federn

© Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow, 2014

Keine Frage: Am einfachsten sind Siege, um die hohe Halle am Berliner Ostbahnhof zu füllen. Weil das im Großen und Ganzen in Berlin gut gelingt, kamen zum Duell mit einem der Kellerkinder der Deutschen Eishocke-Liga (DEL) 12 660 Zuschauer. Sie sahen, dass Schwenningen an der Spree nicht gewinnen konnte. Vor dem Beginn schwiegen alle Anwesenden. Einige hielten in der „Fankurve“ genannten Bereich ein schwarzes Transpartent mit der weißen Aufschrift „Daniel, unser Held, ruhe in Frieden“ hoch und gedachten dem in Calgary geborenen Kanadier, der mit 53 Jahren vor wenigen Tagen starb. „Held spielte von 1993 bis 1995 für die Eisbären“, meldete die dpa, „und kam in 82 Partien auf 24 Tore.“ Weil Held neben Stationen in Iserlohn, Frankfurt am Main, Kaufbeuren, Augsburg, Heilbronn und Bietigheim-Bissingen, wo er nicht nur als Trainer sondern auch als Gastronom des Bietigheimer Lokals Danny’s Bar & Grill tätig war, auch in Schwenningen spielte, trauerten neben den Spielern und Trainern der Gäste auch zwei, drei Dutzend Fans aus der Stadt der Schwäne.

Zum Spiel: In der zweiten Minuten die erste Strafzeit. Viele sollten folgen. Dem Stockschlag von Phiöipp Schlager folgte ein kunstvolles wie brotloses Überzahlspiel der Berlin. Frank Hördler, der Schlag ein Bein gestellt haben soll, begann für die Berliner das Bankdrücken (4.). Er musste auf der Strafbank mitansehen, wie in Unterzahl ein kluger Konter kläglich scheiterte. Hördler scheiterte wenig später erneut an den Unparteiischen Roland Aumüller und Carsten Lenhart. Eine Behinderung eines Gegenspielers brachte ihn zum zweiten Mal auf die Strafbank. Während Hördler schmorrte, schlug Daniel Hacker zu. Mit dem Ellenbogen soll er gecheckt haben (14.). Während wir uns auf weitere Strafzeiten einstellte, ertönte das übliche „Halleluja Berlin“ vom Tonträger, das die deutsche Transkription des hebräischen hallelu-Jáh ist. Nach den tödlichen Schüssen auf Juden in Paris wäre das eine weitere gute Geste gewesen, doch es war nicht so gemeint. Gelobt wurde Sven Ziegler wegen eines treffsicheren Weitschusses und Mark Bell, der diesen zum 1:0 ins Tor abfälschte (17.). „Halleluja Berlin“, gesungen von Rainald Grebe in seinem Spott-Lied über Nazis und Achim Mentzel und andere in Brandenburg.

Um die gegnerischen Spieler in diesem Bericht beim Namen zu nenne, nutzen wir weiter die Strafen. Schwenningens Verteidiger Stephan Wilhlem handelte sich eine ein (18). Endlich nutzten die Eisbären die erneute Überzahl-Situation. Petr Pohl passte in den Slot auf Busch, der ins leere Tor traf, weil Torhüter Dimitri Pätzold vor seinem Gehäuse hin und her rutschte, als hätte er Hummeln im Hintern. Mit einer 2:0-Führung für die Eisbären aus Berlin endete das erste Drittel.

Das zweite Drittel begann mit der dritten Strafzeit für Hördler (22.). Die Schwäne schafften es erstmals in Überzahl, einen Angreifer in Szene zu setzen, der frei zum Schuß kommend vor dem von Petri Vehanen erneut prächtig gehüteten Tor scheiterte. Anschließend reihte sich Ashton Rome bei den Sündern ein (23.). Er erhielt zwei Strafminuten wegen Stockschlags. Auf dem Eis geht es mittlerweile munter zu. Ein Schwan läuft alleine auf Vehanen zu (24.). Kein Tor. Alleinstehend und unbedrängt vor Pätzold trifft ein Eisbär nicht ins Tor (25.). Effektiv ist das alles nicht.

Kontraproduktiv sind zudem die Strafzeiten. Antti Miettinen muß als nächster Straftäter die Strafbank für zwei Strafminuten drücken (25.). Dann drückt Jens Baxmann ab und ballert den Puck mit 97 km/h ins rechte obere Eck (31.). Das war das dritte Tor an diesem Freitagabend in Berlin. Erwähnenswert wäre noch, dass Vehanen eine Strafzeit verursachte (43.). Mirko Sacher jedoch wurde vom Eis gestellt.

Mit einer sicheren 3:0-Führung sahen die Eisbären im letzten Drittel satt aus. Das Verdauungsfahren der Berliner nutzte zwar ein Schwan, scheiterte aber auch schön vor Vehanen (43.). Die Wild Wings aus Schwenningen spielten im Rahmen ihrer Möglichkeiten mit. Die Gastgeber nutzten die nächstbeste Gelegenheit. Die ergab sich nach einer feinen Vorarbeit von Jonas Müller. André Rankel vollstreckte eiskalt (50.). 4:0 führten die Berliner. Zwar sahen wir Spielzüge der Eisbären, die kreuz und quer um das Tor der Gäste liefen, und den Puck durch die Reihe wandern (54.), doch keine weiteren Treffer. Aber erneut eine Strafzeit. Der Zug für Tyler Beechey endete in dieser Begegnung in Berlin auf der Bank (59.). Eine doppelte Überzahl für die Eisbären blieb ungenutzt.

Die Abwehrarbeit der Schwenninger Schwäne war nicht fehlerlos. Die Wild Wings kämpften 60 Minuten. Die Berliner nutzen nur vier Chancen. Das war wenig effektiv. „Im richtigen Moment haben wir unsere Tore gemacht“, sagte Cheftrainer Uwe Krupp auf der anschließenden Pressekonferenz. „Wir wollten und dem Gegner wenig Torchancen geben“, sagte Krupp und: „Wir hatten mit Petri Vehanen natürlich einen guten Rückhalt, der uns erlaubt hat, nach vorne zu spielen.“

Dave Chambers, der Chef-Trainer der Gäste, gratulierte Krupp, bedauerte die Abschlußschwäche seiner Angreifer, sah seine Mannschaft insgesamt jedoch kämpfen und bemüht, mitzuhalten.

Für die Berliner wird es als starke Heimmannschaft der DEL Zeit, auch auswärts zu gewinnen. Die Schwäne müssen nach Busch zuhause gegen Krefeld gewinnen. Die Berliner können in Mannheim – auch verlieren, denn die Adler müssen zuhause gewinnen. Kann alles sein, oder? Halleluja als gottesdienstlicher Freudenruf muss nicht sein. Als Satire von Rainald Grebe kann das gut sein.

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