1. FC Union Berlin – Hurra, Hurra, die Schwaben, die sind da und lassen zwei Punkte liegen, weil Simon Terodde nur einmal traf

Sind in der Corona-Zeit überflüssig. Foto: Hans-Peter Becker

Berlin, Deutschland (Weltexpress) Erstmals stellte sich der Verein für Bewegungsspiele aus der baden und württembergischen Landeshauptstadt als vorübergehender Zweitligist im Stadion an der Alten Försterei vor.

Schwaben in Berlin, das ist ein heikles Thema. Stadionsprecher und Kommunikationschef Christian Arbeit begrüßte alle Schwaben aus Stuttgart und ausdrücklich die vom Prenzlauer Berg. Union-Trainer Jens Keller ist gebürtiger Stuttgarter und hatte vor dem Spiel viel damit zu tun, alte Bekannte zu begrüßen. Das Stadion war ausverkauft, bereits zum vierten Mal in dieser Saison. Bei Gegnern dieser Couleur und den gestiegenen Ambitionen der Eisernen wird das Stadion langsam zu klein. Ein Ausbau ist geplant, Anfang des kommenden Jahres sollen die Planungen den Fans vorgestellt werden.

Die Mannschaftsaufstellung hielt eine Überraschung parat, Dennis Daube rückte für Stephan Fürstner auf die 6er Postion. Roberto Puncec startete für Fabian Schönheim in der Innenverteidigung und Christopher Trimmel kehrte schneller zurück als erwartet. Es sah zunächst nach einem 4-4-2 in der taktischen Grundformation aus. Neben Daube spielten Felix Kroos, Damir Kreilach und Steven Skrzybski im Mittelfeld. Im Sturm versuchten sich zunächst Collin Quaner und Kenny Redondo.

Die Stuttgarter hatten Ex-Unioner Simon Terodde mitgebracht. Er wurde von Christian Arbeit als letzter der Gästespieler vorgestellt, selbstverständlich schallte ihm von den Rängen ein Fußballgott entgegen. Nach dem Spiel sagte er, „da freue ich mich jedes mal wieder drauf, und grinsend ergänzte er: „Ich habe vor dem Spiel Christian Arbeit extra darauf aufmerksam gemacht, dass ich das hören hier möchte, schön, dass Ex-Spieler hier so freundlich begrüßt werden.“

VfB-Trainer Hannes Wolf ließ für den Premierenauftritt in der Wuhlheide sein Team in der Abwehr mit einer 3er Abwehrkette operieren, davor ein 4er Mittelfeld. Für den nötigen Druck im Angriff sollten 3 Stürmer sorgen. Bevor sich die Heimmannschaft richtig sortiert hatte schlugen die Schwaben zu. Es waren keine 4 Minuten gespielt, da beförderte Simon Terodde den Ball ins Tor vor der Waldseite. Gleich der erste Angriff saß. Er jubelte nicht zurückhaltend, warum auch äußerte er nach dem Spiel. „Ich bin jetzt beim VfB.“

Die Unioner fanden in der ersten Halbzeit nicht ins Spiel. Ab der 30. Minute stellte Jens Keller seine Taktik um. Es sortierte sich zu einem 4-3-3. Steven Skrzybski rückte jetzt mehr auf den rechten Flügel. Sie hatten Glück, dass es bis zur Pause bei einem Gegentreffer blieb. Gefahr drohte dem Stuttgarter Kasten nur bei Freistößen, einen Eckball erspielten sich die Eisern in Halbzeit 1 nicht. Der VfB wirkte strukturierter. In der 15. Minute muss Mitch Langerak erstmals eingreifen, Rendondos Schuss war doch zu schwach. Es dauerte dann bis zur 37. Minute, bis die erste ernsthafte Torchance der Eisernender Kulisse ein Raunen entlockte. Einen Freistoß, getreten von Daube beförderte Kreilach per Kopf in die Arme von VfB Torhüter Langerak. Der VfB hatte sich bis dahin bessere Möglichkeiten erspielt.

Um die Baden-Württembergischen Festspiele perfekt zu machen, beehrte Bundestrainer Jogi Löw diese Zweitliga-Partie mit seiner Aufmerksamkeit. Er hat ja jetzt eine Wohnung in Berlin und beide Teams hatten echte Mittelstürmer aufgeboten. Bis zur Halbzeitpause demonstrierte lediglich Simon Terodde, die Vorzüge eines echten Neuners. Unions Stürmer beobachteten meist die Aktionen ihrer Stuttgarter Kollegen. Ein halbwegs geordnetes Angriffsspiel fand bei den Berliner nicht statt. Sie versuchten es mit langen Bällen, die meist den Adressaten nicht erreichten.

Beim Pausentee gab es viel zu besprechen. Die Startformationenen blieben zunächst unverändert. Die Anfangsphase in Durchgang 2 wäre fast zum Deja vu geraten. In der 48. Minute zwang Terodde Jakob Busk zu einer Flugeinlage. Die anschließende Ecke brachte gleich die nächste Torchance für die Schwaben. Es schien jetzt nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis Stuttgart die Führung ausbaut. Es ging immer noch nichts bei den Eisernen.

Den ersten Wechsel im Spiel vollzog Jens Keller, für Redondo kam Simon Hedlund, ab der 57. Spielminute. Er hätte auch Kapitän Felix Kroos runter nehmen können, der erwischte einen sehr gebrauchten Tag. Hedlund hätte in der 60. Minute mit einer Ablage auf Collin Quaner fast Erfolg gehabt. Sie geriet ihm etwas zu steil.

Der Ausgleich fiel trotzdem in der selben Minute. Roberto Puncec schlägt den Ball, mehr in hail mary Manier, einfach in Richtung gegnerischer Strafraum, irgendeiner wird sich schon kümmern. Es kümmerten sich Torwart Langerak und Abwehrrecke Marcin Kaminski gleichzeitig um den Ball. Langerak will fausten, da kam ihm der eigene Abwehrspieler in die Quere. Seine Abwehr geriet zu kurz, Skryzbski erfasste die Situation am schnellsten und beförderte den Ball – vor der Waldseite – in das verwaiste Tor. Langerak hatte sein Tor verlassen, wäre Kaminski weg geblieben wäre wohl nichts passiert, so fiel der Ausgleich aus dem buchstäblichen Nichts.

Die Stuttgarter hatten daran zu kauen. Union bekam Oberwasser. Das Momentum schien zu kippen. Das Spiel wurde zwar nicht besser, aber der Unterhaltungswert steigerte sich enorm. In der 76. Minute wäre Kroos fast die Führung gelungen. Er ging allein auf Langerak zu, der behielt die Nerven und konnte den Schuss blocken. Die Chance lebte weiter durch Kreilachs Nachschuss, der von der Linie gekratzt wurde. Das wäre ein Ding gewesen. In der 77. Minute war der Arbeitstag für den Union Kapitän beendet. Für den Rest der Spielzeit übernahm Skrzybski das Amt. Stephan Fürstner kam und Daube rückte auf die Kroos Position.

Der VfB hatte zwischenzeitlich selbst zweimal gewechselt. Bis zum Schlusspfiff hatten beide Trainer ihr Kontingent ausgeschöpft. Ab der 71. Minute hatten die japanischen Kollegen endlich ihre Story, für Carlos Mane, der kurz zuvor eine Chance vergeben hatte, kam Takuma Asano. Der Japaner belebte das Stuttgarter Spiel. Es ging hin und her. Nachträglich hatten sich die Eisernen den Ausgleich verdient. In der Schlussphase wollten beiden den Sieg. Es blieb beim leistungsgerechten Unentschieden. Die Stuttgarter verpassten die Tabellenführung und die Eisernen verhinderten einen Niederlagen-Hattrick in der Liga. Sie mussten mit dem Spatz in der Hand zufrieden sein. Mit dem VfB absolvierte der zweite Absteiger aus der Vorsaison sein Pflichtspiel in der Wuhlheide. Sie hinterließen einen stärkeren Eindruck als die Hannoveraner.

Union will mit nach ganz oben. Der Auftritt des VfB Stuttgart lieferte eine Reverenz, wie realistisch das Ziel ist.

Stimmen zum Spiel

Felix Kroos (Kapitän Union Berlin): „Die Anfangsphase haben wir wirklich verschlafen, ab der 30. Minute haben wir uns reingekämpft. Was wir in der 2. Halbzeit gemacht haben, gegen eine Top-Mannschaft zurückzukommen, das ist aller Ehren wert. Das Stuttgart viel Qualität hat ist kein Geheimnis.“

Steven Skrzybski (Union Berlin, Torschütze zum 1:1): „Auf Grund der 2. Halbzeit war der Punkt allemal verdient und wenn wir gewonnen hätten brächte sich auch keiner zu beschweren. Wir haben während des Spiels auf ein 4-3-3 umgestellt, Stuttgart spielte mit einer 3er Kette, so hatten wir durch die Systemumstellung mehr Platz auf den Außenpositionen, wenn wir die Mittelfeld-Reihe überspielt haben. Stuttgart hat viel Qualität und wir haben uns gut geschlagen.“

Simon Terodde (VfB Stuttgart Torschütze zum 1:0): „In den letzten 30 Minute mussten wir leiden, hatten aber trotzdem die Chance das 2:1, Union hat sich das Unentschieden verdient. Union schielt auf die Bundesliga, versuchen sich hinter Stuttgart und Hannover zu verstecken, insofern sind wir froh, sie auf Abstand halten zu können.“

Spieldaten

1. FC Union

Tor: Jakob Busk Abwehr: Christopher Trimmel; Roberto Puncec; Toni Leistner; Kristian Petersen Mittelfeld: Dennis Daube; Damir Kreilach; Felix Kroos (ab 77. Stephan Fürstner) Angriff: Steven Skrzybski; Kenny Redondo (ab 57. Simon Hedlund); Collin Quaner (ab 83. Philipp Hosiner); 4-3-3

VfB Stuttgart

Tor: Mitchell Langerak Abwehr: Benjamin Pavard; Timo Baumgartl; Marcin Kaminski; Mittelfeld: ; Florian Klein; Timo Baumgartl; M. Zimmermann (ab. 79. Anto Grgic); Christian Gentner; E. Insua-Zapata Angriff: Carlos Mane (ab 71. Takuma Asano); Simon Terodde; Berkay Özcan (ab 62. A. Maxim) 3-4-3

Zuschauer: 22.012, ausverkauftes Stadion Alte Försterei
Schiedsrichter: Deniz Aytekin; Eduard Beitlinger; Fabian Maibaum; Felix-Benjamin Schwermer
Wetter: herbstlich, heiter bis trüb, trocken

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