Nolde in Hamburg

Emil Nolde, Schlepper und Barkasse, 1910, Tuschpinselzeichnung, aquarelliert. © Foto: Elke Backert, 2015
Dieser engen Verbindung zwischen Künstler und Stadt geht die Hamburger Kunsthalle nun erstmalig in einer umfangreichen Ausstellung nach und versammelt dafür rund 200 Werke Noldes: farbintensive Gemälde und Aquarelle, dynamische Tuschpinsel-Zeichnungen, atmosphärische Radierungen und Holzschnitte. Werke aus dem eigenen Bestand begegnen zahlreichen Leihgaben aus der Nolde Stiftung Seebüll sowie selten gezeigten Werken aus öffentlichen und privaten Sammlungen.

Regelmäßig besuchte Nolde Hamburg auf seinen Reisen. Von seinen verschiedenen Wohnsitzen im deutsch-dänischen Grenzgebiet aus war Hamburg für ihn die nächstgelegene Großstadt und eine wichtige Station auf dem Weg nach Berlin, wo er in den Wintermonaten lebte und arbeitete. Die pulsierende Hansestadt faszinierte Nolde: Im Februar und März 1910 wohnte er für mehrere Wochen direkt am Hafen und verarbeitete seine Eindrücke unmittelbar. In rascher Folge entstanden über 100 Werke, die nun erstmals fast vollständig am Ort ihrer Entstehung versammelt sind.

Nolde in Hamburg widmet sich aber auch weiteren Aspekten einer vielfältigen Beziehung. In der Hansestadt fühlte Nolde sich beheimatet, hier wurde ein Grundstein für seine Anerkennung und Karriere gelegt: Seit 1907 feierte er dort erste Ausstellungserfolge in Galerien, fand mit Persönlichkeiten wie Gustav und Luise Schiefler, Martha und Paul Rauert, Rosa Schapire, Gustav Pauli und Carl Georg Heise Freunde, Förderer und Sammler seiner Kunst und in der Kunsthalle einen dauerhaften Ort für sein Werk. Das ihn tragende Netzwerk, das bis in die heutige Zeit nachwirkt, und die seit einem Jahrhundert anhaltende Wertschätzung seiner Kunst in Hamburg sind ebenfalls Themen der Ausstellung.

Emil Nolde, Schlepper und Barkasse, 1910, Tuschpinselzeichnung, aquarelliert. © Foto: Elke Backert, 2015In ihrer Konzentration auf einen Künstler und eine Stadt steht Nolde in Hamburg exemplarisch für die wachsende Anerkennung eines künstlerischen Oeuvres und den Durchbruch der Moderne in Deutschland. Die Ausstellung beleuchtet auch die Verfemung der Moderne im Nationalsozialismus und zeigt die Komplexität des Themas. Blickt man auf den Umgang mit Noldes Werk während der wechselvollen Geschichte der Hamburger Kunsthalle, wird deutlich, wie die Institution und deren Direktoren mit ihren unterschiedlichen Interessen und Überzeugungen die Rezeption des Künstlers nachhaltig mitbestimmten. Dauerhaften Niederschlag findet dieses Engagement im umfangreichen Nolde-Bestand der Hamburger Kunsthalle.

Eine reich bebilderte Publikation mit wissenschaftlichen Texten, einem Verzeichnis des Nolde-Bestands der Hamburger Kunsthalle und einem Geleitwort von Helmut Schmidt begleitet die Ausstellung (Prestel Verlag, im Museumsshop erhältlich zum Preis von 29 Euro und online unter www.freunde-der-kunsthalle.de).
Es werden Vorträge, Musikveranstaltungen und ein umfangreiches Kursprogramm mit Aktionstagen zu Noldes künstlerischen Techniken angeboten.

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Helmut Schmidt. Sie entstand in Kooperation mit der Nolde Stiftung Seebüll.

Nolde in Hamburg ist ausschließlich in der Hamburger Kunsthalle zu sehen und zwar noch bis zum 10. Februar 2016 in der Galerie der Gegenwart in der Hamburger Kunsthalle.

Anmerkung:

Vorstehender Artikel von Elke Backert im WELTEXPRESS ist eine Erstveröffentlichung.

Vorheriger ArtikelSlowfood auf der schnellen Rute oder Im Buch an Bord der „Norway`s Coastal Kitchen“ – Eine kulinarische Hurtigrutenreise entlang der Norwegische Küste
Nächster Artikel„Ihr spielt die Musik!“ – Spontanorchester mit 480 Musikern in Berlin