Kurt Sanderlings Erben – Das Konzerthausorchester ist im Aufbruch mit seinem Wunschdirigenten Iván Fischer

Von Kurt Sanderling habe er gelernt, die Musik sei für das Publikum »der Draht zur Wahrheit.« Es sei die Verantwortung der Musiker, den Menschen diese Wahrheit zu geben. Kurt Sanderling widmet Fischer seine erste Spielzeit in Berlin. Zu Sanderlings 100. Geburtstag am 19. September wird Fischer ein Festkonzert mit der Pianistin Mitsuko, Uchida leiten, die das Klavierkonzert c-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart spielen wird. In der Sanderling-Festwoche wird auch Michael Sanderling zwei Konzerte dirigieren.

Fischer fühlt sich in Berlin sehr gut angekommen. Seine erste Sorge war, eine Orchesteraufstellung zu finden, bei der der Saal am besten klingt. Er holte Passanten von der Straße ins Konzerthaus, um den Klang bei vollem Saal zu hören. »Der Saal ist mein Instrument.« Orchestermitglieder verbergen nicht ihre Begeisterung, mit Fischer ihren Wunschdirigenten gefunden zu haben. Darum haben sich das Orchester und sein Vorstand über Jahre bemüht und das Engagement gemeinsam mit Nordmann zum Abschluß gebracht.

Neu bei Fischer werden fest terminierte öffentliche Generalproben für Leute sein, die sich keine Konzertkarte kaufen können. Schüler und Studenten haben freien Eintritt, andere zahlen einen symbolischen Preis (Die Kassenpreise betragen 13 bis 32, aber auch bis zu 75 Euro). Zweite Neuerung ist ein Beethoven-Marathon am 10. Dezember in allen Sälen, wo »Verrückte« 12 Stunden lang Beethoven hören können. Wenn man Glück hat, sagt Fischer, erwischt man im Musikklub eine sehr schöne Klaviersonate.

Im Februar 2013 gibt es im deutsch-russischen Kulturjahr ein »Festival Rußland« mit dem Dirigenten Dmitrij Kitajenko, mit Preisträgern des Tschaikowsky-Wettbewerbs, mit dem Staatsballett Berlin und Schostakowitschs Kammeroper »Das Märchen vom Popen und seinem Knecht Balda.« Der avantgardistische Stummfilm »Aelita – Eine Reise zum Mond« (1924) wird mit neuer Musik vorgeführt. Die Hommage an einen Komponisten, der Marathon und ein Länderfestival sollen sich jedes Jahr wiederholen.

Die »Artist(in) in Residence« Julia Fischer, Violine, wird zehn Konzerte geben, darunter das Eröffnungskonzert der Saison am 17. August unter Leitung von Iván Fischer mit Johannes Brahms`Konzert für Violine, Violoncello und Orchester a-Moll. Auch das »Julia Fischer Quartett« wird konzertieren.

Gefragt nach Auslandstourneen, dämpft Fischer den Eifer. Er wolle die Qualität erst so erarbeiten, dass man losziehen könne. Da stellt er sehr hohe Ansprüche. Tradition sind Konzerte beim Choriner Musiksommer und bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern.

Wichtig sind dem Hause Programmangebote für Kinder. Gemeinsam mit der Wohnungsbaugesellschaft degewo werden in drei Jahren 2000 Kinder aus Gropiusstadt an die klassische Musik herangeführt. Die Auslastung des Hauses liegt bei 73 Prozent. Die Besucherzahl konnte von 125 000 auf 140 000 gesteigert werden. Nordmann betont jedoch, er werde nicht nur auf die Auslastung achten. Die Öffnung des Hauses stehe im Vordergrund.

Vorheriger ArtikelDie Zeichen stehen auf Sieg – Hertha mit guter Hoffnung vor dem ersten Relegationsspiel gegen Fortuna Düsseldorf
Nächster ArtikelDezente Frischzellenkur für die Designikone – Der Audi A5 Coupé 2.0 TFSI