Xavier Naidoo, Michael Mittermeier & Co. unterhalten noch in der Mitternachts-Show als „Rat-Pack“ – Der „Ball des Sports 2011“ tanzt in Wiesbaden

Dazu gehört diese Mischung des Publikums, das aus Sport, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft besteht, wobei zur Gesellschaft natürlich alle gehören, aber manche noch mehr, die nämlich öfter in den Zeitungen als Prominente auftauchen. Und da haben wir Veronika Ferres gesehen, die schon deshalb auffällt, weil sie so groß ist, aber auch, weil Schauspielerinnen diesen Ball weniger frequentieren, der ja in erster Linie für die Sportler gedacht ist. Und die gibt es aus allen Disziplinen, vorrangig sind die Medaillengewinner der Olympischen Spiele, Paralympics, Welt-und Europameisterschaften 2010 dabei.

Einer von ihnen, Matthias Steiner, unternimmt mit Vize-Europameister Almir Velagic den Versuch, den Weltrekord im Tandem-Gewichtheben auf 333 Kilogramm vor dem erlauchten Publikum zu steigern. Das gelingt! Und obwohl das noch etwas wacklig aussieht, halten die beiden das schwere Ding an den ausgestreckten Armen über ihren Köpfen. Großer Jubel, denn hier gewinnen nicht nur die beiden, sondern der ganze Ball, hat es den Anschein. Es schaut aber auch wieder danach aus, als ob die Gäste nicht satt geworden wären. Das dreiteilige Menü von Michael Käfer, kredenzt über drei Stunden, könnte noch so reichhaltig sein, was die Leute gleich danach noch essen können, geht auf keine Kuhhaut, weder im wirklichen, noch übertragenen Sinn.

Dabei sind insbesondere die meisten Damen gertenschlank. Aber sie essen, als ob sie tagelang gehungert hätten und genau wissen, daß es lange nichts mehr gibt. Wir vermuten, so ist es auch. Daß nach dem fetten Abend von Wiesbaden mehrere dürre Tage zu Hause kommen. Bei der Weißwurscht und dem Leberkäs`, dem bayerischen, zusammen mit der Blaskapelle, sieht man das ja noch ein: „Wir haben uns den ganzen Abend im Saal schon auf die Weißwurscht gefreut!“, sagt die eine, die andere schlägt beim Leberkäs zu und beide prosten mit Bier einander im Bayrischen Biergarten zu.

Woanders gibt’s Champagner. Ohne Ende. Denn die Leute essen nicht nur viel, noch mehr trinken sie. Wieviel Gläser bei rund 1800 Personen im Einsatz sind, haben wir uns gefragt. Und auch, wie die Pfalz nach Hessen kommt. Denn es sind Pfälzer Premiumweine von der Südlichen Weinstraße, die mit einem großen Stand fünf Weine von fünf verschiedenen Weingütern ausschenken. Das kommt an. Bei uns dagegen kommen die Rotweine an, die da ganz hinten um die Ecke beim Playboy eingeschenkt werden. Die Bunnies sitzen da in Schwarz-Weiß und auch hier ist die Stimmung so entspannt, wie man es an diesem Ballabend überall findet.

Franziska von Almsick führt die illustre Schar der weiteren Sportler nicht nur nach dem ABC an. Das muß doch wirklich wieder laut gesagt werden, welch gute Figur sie metaphorisch und wirklich für die Sportfunktionäre abgibt. Unter den Berühmtheiten kennen wir noch Manfred Germar, der 1955 so toll lief und dann ausgerechnet 1960 in Rom ein Tief hatte. Eispaarläuferin Marika Kilius ist auch in Wiesbaden und dort sehen wir auch Regina Halmich. Wir können sie nicht alle aufzählen, die über die Treppen und Gänge einem entgegenkommen und auch nicht die, die als Funktionäre den Sport vertreten wie Thomas Bach als DOSB Präsident oder Wolfgang Niersbach, Generalsekretär DFB. Eindeutig sind wieder bei den Repräsentanten die Männer überlastig und das macht auch keine Katarina Witt wett, die als Kuratoriumsvorsitzende der Olympiawerbung München 2018 hier richtig ist.

Daß die hessischen Politiker in ihrer Landeshauptstadt groß auffahren, versteht sich von selbst. Da sind sowohl der Ex- wie auch der amtierende Ministerpräsident samt Frauen da, aber auch Dorothea Henzler, die als FDP-Kultusministerin das ausbügeln will, was die CDU die letzen Jahre versaubeutelte. Der Bund glänzt mit Abwesenheit, sieht man vom zuständigen Sportminister, dem Innenminister de Maizière ab. Stimmt nicht, dort unten tummelt sich auch der Verkehrsminister, Peter Ramsauer, der sich mit den jungen Damen im Kostüm der Lufthansa ablichten läßt. Und dann hätten wir fast die Familienministerin vergessen, die in Wiesbaden ein Heimspiel hat.

Meine Güte, man kommt vor lauter Leuten einfach nicht zum Ball. Denn noch sind die Wirtschaftsbosse mit ihren Frauen nicht aufgezählt. Machen wir es uns einfach und sagen weiter, daß rund 100 Vorstandsvorsitzende unter uns weilen und Unternehmerinnen wie Maria-Elisabeth Schaeffler, denn das wissen inzwischen alle, daß die Töchter von Unternehmern zwar in der Regel hervorragende Nachfolgerinnen sind, daß es Frauen aber ohne Erbanspruch in der deutschen Wirtschaft extrem schwer haben zu beweisen, daß sie genauso gut sind wie ihre Kolleginnen in Frankreich, Italien, Spanien und England, die in den Vorständen von Banken und in der Industrie auf hohen Posten sitzen.

Unsere eigentlichen Spitzenfrauen haben es in Deutschland auch schwer zu beweisen, daß sie genauso gut sind wie Männer! Diese Gästeliste mit der Überschrift „Wirtschaft“ zeigt das deutlich, wo neben Frau Schaeffler nur noch Susanne Klatten als Vorsitzender der Quandt-Stiftung namentlich aufgeführt ist, ansonsten 22 Männer. Aber das nur nebenbei. Denn die Hauptsache sind im Moment die Ziehung der Lose und ihre Gewinner. Unglaublich, was man alles gewinnen kann, wenn, ja wenn man die Lose in der richtigen Farbe gekauft hat. Da gibt es Experten, die kaufen ein Los von jeder Farbe, andere werfen alles in die Waagschale und kaufen „Rot“. Die sind die Verlierer, aber „Blau“ sieht an diesem Abend das Glück aus. Autos, eines nach dem anderen, Mercedes und BMW und Opel und Fiat und auch ein Golf von VW. Hier gibt’s auch Fahrräder und die Losgewinne nehmen tatsächlich ein ganzes Geschoß ein.

Nein, von Lafer werden wir jetzt nicht schwärmen, sondern nur betonen, wie gut die Ochsenbäckchen geschmeckt haben und zu früher Stunde dann auch noch die Currywurst. Dazwischen Leckereien und natürlich Käse. Und wenn man dann genug Schokolade von Lindt – wirklich auf der Zunge zergehend – gegessen hat, schmecken auch wieder die Trüffelspaghetti und der grüne Rettich namens Wasabigurke. Rucola schmeckt uns sowieso immer. Aber unsere heimliche Schwärmerei gilt Lambertz, die nicht nur Aachener Printen machen. Wir sind bei jedem Ball des Sports dort Stammgast und hoffen, daß das nie endet, diese Stammwirtschaft.

Es wäre aber falsch zu sagen, daß die Leute immer all die Stunden hindurch essen. Den Eindruck hat man nur, weil es immer gestopft voll dort ist und man sich wirklich in die Reihe als Dreißigster noch anstellt, weil das immer so ist: wo Leute sind, gehen Leute hin. Aber es hat sich dann auch gelohnt. Dazwischen kann man nicht nur den Sekt und das Wasser schlürfen, den Espresso trinken und sogar in die Raucherlounge, man kann auch Sport treiben. Das ist auch so ein Ding, daß es den Männern in den Füßen juckt, wenn sie den Ball sehen, der dort im Tor vom automatischen Torhüter abgefangen wird. In der Regel. Aber hat man ihn überlistet, wird man hier gefeiert.

Frauenfußball wird mit Recht an einem eigenen Stand hochgehalten. Am 26. Juni geht die Frauen-Weltmeisterschaft los! Und dort die beiden Jungen, ein Mädchen und ein junger Mann, sind ausgeliehen vom Fußballmarkt und können alles, was man sich mit dem Ball nur vorstellen kann. Das sieht wunderschön, harmonisch und gekonnt aus, wenn der Ball vom Kopf aus alleine über den Arm rollt, von diesem den Körper herunter, bis auf die Fußspitze und dann hochgeschossen wird, mit dem Kopf aufgefangen und alles wieder von vorne beginnt. „Dein Name für Deutschland“ ist eine Aktion der Deutschen Sporthilfe, die hier die Ballgäste ablichtet, wenn diese wollen. Und mit dem Ausrichter, der Deutschen Sporthilfe wollen wir schließen.

Wie lange es diesmal ging? Wir waren anders als beim letzten Mal nicht bei den Letzen. Halb acht Uhr morgens muß ja nicht sein. Nachts nach 3 Uhr nach Frankfurt düsen, ist doch auch gewaltig. Deshalb verabschiedeten wir uns herzlich vom diesjährigen Ball des Sports und äfften Miss Sophie von „Dinner for One“ nach, die mit einem Augenaufschlag das Besäufnis von Butler James beendet: „I think I’ll retire“. Wir wissen, daß nach langem Ausgeschlafensein, der nächste Ball des Sports unsere ganze Kondition fordert. Unser Interesse auch.

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www.sporthilfe.de

www.ball-des-sports.de

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