Winterräum-Dienstleistung ein Wintermärchen?

Schienen und Weichen sind mit Heizsystemen oder Glykoleinsatz funktionsfähig zu erhalten; Flugzeuge dürften doch nicht wegen Mangel an Enteisungsmitteln am Boden bleiben müssen, Autobahnen sind in ihren Streckenführungen und den hier jedes Jahr erfahrenen Problemzonen ausreichend bekannt und sollten für die Räumdienste klare Vorgaben über Einsatzarten und –mengen enthalten. Das Gerangel in den städtischen Straßen um die Räumpflicht scheint anachronistisch: natürlich ist für die Nutzbarkeit öffentlichen Straßenlandes der öffentliche Dienst zur Straßenreinigung zuständig. Es kann doch nicht angehen, daß im Ernstfall wie im Verteidigungsfall der Schweiz jeder Bürger seine „Waffe“ aus dem Schrank holt und sein Territorium gegen den feindlichen Winter verteidigt. Was dabei herauskommt, ist das reine Chaos.

Ausgerechnet an Haltestellen des öffentlichen Personennahverkehrs wird der Schnee zu Einstiegsbarrieren zusammengeschoben, oft nur mit besonderen bergsteigerischen Fähigkeiten zu bewältigen. Überraschende gletscherspaltenähnliche Effekte sind keine Seltenheit: beim Übersteigen der Schneehaufen knietief einzusinken und sich – hoffentlich – ohne Verletzung zu fangen und mit wiedergewonnenem Gleichgewicht weiter zu stampfen. Oder an Fußgängerüberwegen mit gleichen Erlebnissen auf Lücken zwischen den stets eiligen Autofahrern zu lauern, um die kaum erkennbaren Übergangsmöglichkeiten über die stark befahren Straßen zu realisieren.

Krass ist der Qualitätsmangel des Räumdienstes auf den Autobahnen: es reicht eben nicht, die Autobahnen im Großen und Ganzen im Fahrbahnmittelfeld von Schnee zu räumen und gegen Glätte zu streuen; es ist auch unbedingt erforderlich, die Randstreifen komplett schnee- und eisfrei zu beräumen, denn hier liegt eine der Hauptgefahren für winterliche Unfälle auf den Autobahnen: die aus Geschwindigkeitsgründen rechts fahrenden Lkw geraten allzu leicht mit ihren rechten Rädern auf den Randstreifen. Ist dieser nicht schneefrei, sondern hat vielleicht sogar noch vom Räumdienst angehäufte Schneestreifen als Hindernis aufzuweisen, reißt es die rechten Vorderräder des LKW nach rechts. Und nur extrem aufmerksame und „lenkungsstarke“ Lkw-Fahrer schaffen es, nicht in die rechten Leitplanken abzudriften. Dabei schleudert der hintere Teil des LKW quer auf die Fahrbahn und die Massen-Caramboulage ist vorprogrammiert. Schuld ist der Winterdienst, der den Schnee nur „zur Seite geräumt“ hat, anstatt ihn komplett von der Autobahn zu entfernen. Vielleicht liegt es an der Geräteausstattung der Räumdienste? Es reicht eben nicht, den Schnee auf die Randstreifen zu schieben, Schneegebläse könnten ihn auch komplett entfernen. Hoffentlich lernt die Straßendienst-behörde aus den aktuell leider viel zu häufigen Unfällen mit den zahlreichen Verletzten und den kilometerlangen Staus und verbessert ihre Dienstleistungsqualität.

Dass der Schienenverkehr unter den Schneeflocken und der Kälte dieses Winters seine Defizite im Service offenbaren muß, ist sicher auf die Börsengangs-Absichten Mehdorns zurückzuführen, der zu diesem Zweck seine „Braut schön machen“ wollte und Kosten für Personal und Instandhaltung in zu großem Umfang eingespart hatte. Sein Nachfolger Grube hat das Rückrudern noch nicht ganz geschafft. Drücken wir ihm die Daumen, dass er kurzfristig Besserungen erreicht.

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