Wieder ein Fest in der Bundesstadt Bonn: Die Godesburg wird 800 Jahre und überstand, wenn auch als Ruine, den „Krieg aus Liebe“ – Eine der ersten Höhenburgen am Rhein mit viel Geschichte erlebt einen großen Geburtstag

Die Godesberg ist von weither zu sehen: vom Siebengebirge, vom Venusberg, von Norden und von Süden, ein wunderschönes Wahrzeichen des Bonner Stadtteils Bad Godesberg.

Doch hier zur Geschichte: Im Jahre 1210 begann der Bau der Godesburg, der Kölner Erzbischof Dietrich I. von Hengsbach legte den Grundstein. Die großzügige Festung war bald einer der bevorzugten Sitze der Kölner Kurfürsten. Zerstört wurde die Godesburg 1583 im Truchsessischen Krieg. Erzbischof Gebhard Truchsess zu Waldenburg war zum protestantischen Glauben übergetreten und vom Papst abgesetzt worden. Und das ist wieder eine einzigartige Geschichte, die man sich hier immer gerne erzählt: Krieg aus Liebe! Denn dieser katholische Erzbischof von Köln verliebte sich ausgerechnet bei einer Fronleichnamsprozession in eine hübsche evangelische Stiftsdame mit Namen Agnes von Mansfeld. Er heiratete sie in Bonn, wohnte in der Acherstraße in der Bonner Innenstadt nahe dem Marktplatz, doch seine Hochzeitsfeier „Em Höttche“ neben dem später gebauten rosa Rathaus auf dem Marktplatz platzte, als bayerische Söldner versuchten, den Kurfürsten und seine Liebste zu fangen. Der Kurfürst Gebhardt von Truchsess, nach dem auch der nun folgende Krieg benannt wurde, verteidigte sich gegen seinen Nachfolger im Kölner Amt, nämlich gegen Ernst von Bayern. Die Godesburg spielte eine entscheidende Rolle, wobei sich dieser „Truchsessische oder auch Kölner Krieg genannte“ Krieg über das ganze Gebiet in Rheinland ausdehnte.

Der abgesetzte Erzbischof und nun Protestant Gebhardt von Truchsess hatte sich in der Godesburg verschanzt, und sein Feind aus Bayern versuchte sich mit Hilfe von Truppen Zutritt zu seinem neuen Territorium zu verschaffen. Da gibt es die Legende, dass die Feinde sich durch eine Latrinen-Öffnung in der Burgmauer einen Zugang zur Burg verschafften. Und dann ging der Kampf los, 1500 Pfund Pulver ließen von der Burganlage nur Reste und den Bergfried übrig.

Es blieb eine malerische Ruine, wie viele Bilder und alte Stiche in der Zeit der Rheinromantik beweisen. 1891 schenkte Kaiser Wilhelm II. die Ruine der Gemeinde Godesberg, die 1896 eine Gaststätte im historisierenden Stil einrichtete. 1960 entstand nach den Plänen von Gottfried Böhm ein Hotel und das heute noch bestehende Restaurant. 2006 sanierte die Stadt Bonn den Bergfried, eine kleine Dauerausstellung informiert über die Geschichte der Burg.

Noch in diesem Monat beginnen die Festivitäten: Den Auftakt macht am Samstag, 24. April, die Enthüllung eines Bronzemodells der unzerstörten Godesburg. Die 20 000 Euro teure Initiative des Heimat- und Geschichtsvereins Bad Godesberg fand bei großzügigen Spendern offene Ohren, sodass das von Ernemann und Friedemann Sander angefertigte Kunstwerk rechtzeitig zum Jubiläum im Hof der Festungsanlage aufgestellt werden kann.

Zum großen Burgfest lädt der Verein Bad Godesberg Stadtmarketing am 12. und 13. Juni ein. Im Hof der Godesburg schlagen dann Ritte ihr Lager auf, ein mittelalterlicher Markt und ein Programm auf der Bühne lassen vergangene Zeiten aufleben. Bunt geht es am 12. Juni abends beim Festkapitel des Bündnisses abendländischer Ritterschaft zu, zu dem die Gäste nach Möglichkeit in mittelalterlicher Gewandung erscheinen sollen, um bei der Humpenkreisung angemessen mithalten zu können.

Höhepunkt des Geburtstagsjahres der Godesburg ist ein Festakt am 1. Oktober mit 250 geladenen Gästen auf Einladung des Oberbürgermeisters und der Bezirksbürgermeisterin. Bonns Stadtarchiv Dr. Norbert Schloßmacher hält den Festvortrag, denn er kann aus dem reichhaltigen Material des Bonner Stadtarchivs schöpfen..

Und das Programm geht noch weiter: Im Dezember rundet eine Ausstellung mit Ansichten der Godesburg vom 15. bis 20. Jahrhunderts im Haus an der Redoute ab, die das Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum organisiert. Auch das zum 750. Burgjubiläum erschienene und seit langem vergriffene Buch über die Godesburg soll in aktualisierter Form neu herausgegeben werden, informiert das Bonner Presseamt. Zur besonderen Würdigung des 800. Geburtstags konnte auch ersten Mal der Rheinische Archivtag nach Bonn geholt werden, er wird am 10./11. Juni in der Stadthalle Bad Godesberg durchgeführt.

Erinnerungsplakette, Krawatte, eine Sonderprägung des Godesberger Rheinland-Talers: auch an Memorabilien wird es im Festjahr nicht mangeln, zumal sie ihren Teil zur Finanzierung des Programms beitragen sollen. Beworben wird das Burgenjubiläum durch Großplakate, Dreieckständer und 20 000 Faltblätter.

Seit acht Jahrhunderten überragt die Godesburg, genauer ihr 39 Meter hoher Bergfried, das Rheintal, wenn auch nur für kurze Zeit in voller Schönheit – Anlass für zahlreiche Akteure in Bonn-Bad Godesberg, den Burgengeburtstag festlich und fröhlich zu begehen. Das vollständige Festprogramm steht im Internet unter www.bonn.de, Suchbegriff @800-Jahre-Godesburg.

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