Von Patienten, Todesengeln und Eisbären

Wer lebt nicht in ständiger Furcht vor Abschneidern, Aufschneidern und Zunähern, kurzum der fiesen Ärzteplage? Schon Wilhelm Busch warnte uns eindringlich vor der weißen Brut, und er war nicht der erste Mahner.

Die Geschichte der Charitè ist eine PleitenPech&Pannen Story sondergleichen.

Der erste Anatom sezierte noch vor Schaulustigen an menschlichen und tierischen Körpern.

Bald wurde das ursprüngliche Pesthaus zur „Entvölkerungsanstalt“ im Volksmund. Das Mittagessen der Patienten war damals schon reiner Dreck, das Bier sauer und die Betten nicht von feinstem Leinen. Raumnot, Bettenmangel, schlechte Versorgung – der Kassenpatient in uns allen leidet mit. Zur Nazizeit hatte die Ärzteschaft keine Helden hervorgebracht, in der DDR-Zeit war das Krankenhaus inmitten der Stadt auch kein Hort des Widerstands. Kinder wurden geboren, Knochen gerichtet oder abgesäbelt. Die Wende kam und mit ihr eine neue Art des Skandals, die unselige „Zusammenarbeit“ einzelner Ärzte mit großen Pharmakonzernen. Letztes Jahr würde dann angeblich der Torso von Rosa Luxemburg entdecket- ganz zu schweigen vom weiblichen Todesengel, der Schwerkranken den Weg ins Jenseits ebnete. Lesen sie selbst, ein herrlich lakonisch Buch voll böser Überraschungen und medizinischer „Glanzleistungen“. Geeignet für Doktoren, Vivisektoren und sonstige Engelmacher.

Falko Hennig: Der Eisbär in der Anatomie, Geschichten aus 300 Jahren Charité, 160 Seiten, Eulenspiegel Verlag, Berlin 2010, 9,95 Euro

Buchpremiere am 5. Mai, 20.30 Uhr im Kaffee Burger.

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