Wenn Kaiser und Kapital und nicht die Hormone mobil machen, dann ziehen junge Männer in Stahlgewitter und nicht in die Kissenschlacht

© Hanser
Bei Carl Hanser in München wurde erst das Kinderbuch „Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife – Ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten“ (2012), dann „Das Monophon“ und in diesem Jahr das Jugendbuch „Der Krieg ist ein Menschenfresser“ verlegt.
Elisabeth Zöller dürfte Bundesbürgern auch durch ihre Bücher gegen Gewalt und historischen Romane bekannt sein und weil viele ihrer über 70 Bände auch in weitere Weltsprachen übersetzt wurden, kennt man in Europa die Autorin, die in München, Lausanne und Münster Deutsch, Französisch, Kunstgeschichte und Pädagogik studierte.
Das mir vorliegende Buch „Der Krieg ist ein Menschenfresser“ beginnt im August 1914 in Leipzig. Volksfeststimmung und eine unverhohlene Freude aufs Soldat sein und in den Krieg ziehe, wobei viele glaubten, dass der erklärte Krieg nicht Wirklichkeit werden würde, herrscht auch in der Stadt, in ein Jahr imOktober 2013 das Völkerschlachtdenkmal am „See der Tränen um die gefallenen Soldaten“ eingeweiht wurde. Das Denkmal soll an die ein Jahrhundert zuvor geschlagene Schlacht vor den Toren von Leipzig erinnern. Die Völkerschlacht von Leipzig galt als die bisher größte in der Geschichte der Menschheit.
Der Krieg, in den Ferdinand und August fahren, an die Front nach Frankreich, im Gepäck einen Fotoapparat und eine braune Ledertasche, wird die Völkerschlacht in den Schatten stellen. Spätestens im März 1918 Berlin, als Sophie sich nach dem Erhalt seines Telegramms sofort auf den Weg zu ihrem Jugendfreund Max macht, wird das deutlich. Der ist kaum wiederzuerkennen. Kriegsverrückt, sagen die Ärzte. Außerdem soll er Beweismittel unterschlagen haben. Irgendein Vorfall an der Front. Es droht das Kriegsgericht. Alles scheint sich um eine braune Ledertasche zu drehen ”¦ 
Zöller erzählt in ihrem neuen Jugendbuch von jungen Menschen, einfachen Männern, deren Lebenspläne von den Herrschenden aus Adel, Kirche, Bourgoisie und Kapital, die Millionen von Menschen in den Krieg schickten, aus denen rund 17 Millionen nicht mehr heim kehren, durchkreuzt wurden, und lehrt: nein zu sagen.
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Elisabeth Zöller, Der Krieg ist ein Menschenfresser, gebundene Ausgabe, 288 Seiten, Carl Hanser Verlag, München 2014, ISBN-13: 978-3446245105, Preise: 15,90 € (D), 22,90 sFR (CH) und 16,40 € (A)
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