Als die Hessen damit anfingen, wozu die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva Kühne-Hörmann schlicht feststellte: „Wir sind Filmland Hessen geworden“, da waren schon damals die Preise die Plattform, um die Ergebnisse des durch die Landesregierung unterstützten Filmschaffens vorzuzeigen und vor allem auch den Nachwuchs zu fördern, in dem man ihn in die Ehrungen hineinnahm. Seit damals ist viel dazugekommen, darauf ging Maria Wismeth, Geschäftsführerin der hessischen Filmförderung, detailliert ein. Den Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten gibt es inzwischen, den dieses Jahr Suzanne von Borsody erhält, nachdem auch ihre Mutter, Rosemarie Fendel, Preisträgerin war. Wir haben uns verkniffen, darauf zu verweisen, daß auch die letztjährige und inzwischen verstorbene Preisträgerin einen berühmten Sohn hat, der noch dazu in einem der für den Preis der Literaturverfilmung nominierten Filme eine Hauptrolle spielt”¦
Es gibt auch den Kinopreis, der etwas nun wirklich etwas Besonderes und besonders Schönes ist, denn daß Filme und Stars ausgezeichnet werden, ist alltäglich, aber daß diejenigen einen Preis erhalten, die über Jahre unter sehr oft schwierigen Bedingungen gute Filme überhaupt ins Kino bringen, das ist eine Pioniertat, finden wir und sollte bei den Veröffentlichungen über die Preise noch stärker herausgestellt werden. Neu ist auch der sogenannte: „Cinema for Peace Special Award“, für den man am Buchmessenfreitag einen berühmten Namen aus dem Hut zaubern will. Letztes Jahr war der Preisträger Paulo Coelho und wir, die wir von nichts wissen, würden doch glatt einen wie Christoph Waltz benennen, der es schafft, mit der Darstellung eines fiesen, aalglatten, so elegant-eloquent wie brutalen Nazioffiziers die Herzen des Filmpublikums zu erobern und dabei mehr internationale Friedensarbeit macht als viele Komitees zusammen Das würde auch passen, weil er den anderen hessischen Film-Spezialpreis der Edit, der Filmemacher, die vom 4. Bis 6. Oktober in Frankfurt gemeinsam arbeiten und feiern, nicht persönlich entgegennehmen kann”¦
Also echt, Hessen ist längst Filmland geworden. Aber noch sind wir mit den hinzugekommenen Preisen nicht fertig. Denn seit Buchmesse und Filmpreis sich 2003 zusammengetan haben, verleiht der Direktor der Buchmesse Juergen Boos inzwischen an diesem Abend auch den Preis „Für die beste internationale Literaturverfilmung“. Er erzählte, wie viele Filme gesichtet worden sind, bis vier übrigblieben, von denen einer also den Preis erhält. Wir haben sie unten mit Titel und weiteren Angaben dazugeschrieben, weil man sich schon einmal denken kann, daß diese vier allesamt gute Filme sind. Vom Fernsehen wird auch noch der Fernsehpreis in der Kategorie „bester Darstellerin/bester Darsteller“ verliehen, wobei es diesmal wohl noch mehr sind als einer.
Endlich aber nun die Preise, die seit 20 Jahren dabei sind und tatsächlich erst am Abend in der Alten Oper bekanntgegeben werden. Das sind die Kategorien Dokumentarfilm und Kurzfilm, Hochschulabschlußfilme und Drehbuch. Für diese Preise kann man sich bewerben und seit 1996 ist eines hinzugekommen: es muß ein Hessenbezug dabei sein. Bei der Erfüllung dieser Bedingung ist man zwar weitäugig, aber sie leuchtet einem ein. Erstens prinzipiell und zweitens, weil mit „Full Metal Village" die koreanische Regisseurin Cho Sung-hyung, den Preis erhalten hat und wir uns noch heute amüsieren, wenn wir an die Szenen denken. Für die Preise sind insgesamt 185 000 Euros durch die Hessische Landesregierung aufgewendet. Ministerin Kühne-Hörmann legte noch einmal auf, wie gut gepolstert ihr ministeriales Engagement mit rund 10 000 Millionen jährlicher Filmförderung ist. Allein 100 000 Euro gehen in die Projekte der Hochschulfilme, weshalb ihr dieser Preis ein besonderes Anliegen sei.
Juergen Boos hatte deutlich betont, daß es mit den früheren klaren Trennungen zwischen den Medien, hie Buch, dort Film, genauso vorbei ist wie mit deren Wertung, daß das Buch von höherem Wert sei, vor allem aber mit der Reihenfolge. Denn längst gibt es Filme, die, wenn erfolgreich, zu Büchern führen, oder sogar Computerspiele, die zu Filmen werden, die zu Bücher werden und dann sogar zu Brettspielen. Dennoch scheint uns bei seiner Vorgabe einer Literaturverfilmung, die prämiert wird, klar zu sein, daß eine literarische Vorlage, ein Buch, ein Theaterstück, ein Drehbuch mit einer Literaturverfilmung mitausgezeichnet ist.
Für die Auswahl ist die Buchmesse eigenständig verantwortlich. Der Hessischen Filmpreis, Drehbuchpreis und Hochschulfilmpreis wird allerdings durch eine Jury ausgewählt, der Schauspielerin Maren Kroymann, Rolf Schübel, Regisseur, Maria Wismeth als Vorstizende und Horst Peter Koll, Filmkritiker angehören. Die haben drei Tage zusammengesessen und nach dem Schauen diskutiert und wieder geschaut und wieder diskutiert. Kann man sich gut vorstellen, wie die Köpfe geraucht haben. Das Ergebnis wird am 16. September in der Alten Oper zu sehen sein in der Gala zum Hessischen Film- und Kinopreis, die Sängerin Kim Fisher und Schauspieler Hans Werner Meyer moderieren.
Viele kommen aber, um vor allem Stars zu sehen. Die kommen auf ihre Kosten. Abgesehen von Suzanne von Borsody, die als Preisträgerin kommt und deren Gesicht als Gesine Cresspahl in Uwe Johnsons „Jahrestage“ wir immer noch auf dem Bildschirm sehen, sind mit dabei als Laudatoren Inga Buch, Franz Dinga, Anette Frier, Claudia Michelsen, Dieter Moor, Nina Petri, Oskar Roehler, Esther Schweins, Anna Thalbach, Andres Veiel und Hanns Zischler. Wenn man dann noch liest, daß die hr-Bigband mit Kim Fisher und Hans-Werner Meyer dabei ist, dann hört man sozusagen die Moderatoren auch schon singen.
Am Abend und in der Nacht des 16. Oktober wissen wir mehr.
Info: Nominierte Filme für die beste Literaturverfilmung
1. The Last Station, 2009 (deutscher Filmtitel: „Ein russischer Sommer“)
Regisseur: Michael Hoffman
Buchvorlage: Jay Parini, The Last Summer (1990)
Deutsche Übersetzung: Tolstois letztes Jahr, C.H.Beck, 2008 (2009, 2. Auflage)
Kinostart in Deutschland: Januar 2010 (Deutsche Grammophon bringt zeitgleich ein Hörbuch)
Leo Tolstoi, zu Lebzeiten ein „Star“ der internationalen Literaturszene ist in seinen letzten Jahren gefangen zwischen der Liebe seines Lebens, seiner Ehefrau Sofia, und seinen Freiheitsidealen.
2. Disgrace, 2008 (deutscher Filmtitel: „Schande“)
Regisseur: Steve Jacobs
Buchvorlage: J.M. Cotzee, Disgrace (1999)
Deutsche Übersetzung: Schande, S. Fischer Verlage, 2000, (über 500.000 verkaufte Exemplare)
Kinostart in Deutschland: 17.09 2009
Südafrika in der Post- Apartheid Ära: Nach dem Ende der Apartheid gerät das Weltbild der weißen Oberschicht ins Wanken. Der fünfzigjährige Professor Lurie (gespielt von John Malkovich) sieht sich als Mitglied dieser alten Ordnung mit einer neuen Realität konfrontiert, der er nichts entgegen zu setzen hat.
3. My Sister`s Keeper, 2009 (deutscher Filmtitel: „Beim Leben meiner Schwester“)
Regisseur: Nick Cassavetes
Buchvorlage: Jodi Picoult, My Sister’s Keeper(2004)
Deutsche Übersetzung: Beim Leben meiner Schwester, Piper, 2007
Kinostart in Deutschland: September 2009
Kate leidet seit ihrem zweiten Lebensjahr an Leukämie. Also haben ihre Eltern, Sara und Brian, entschieden ihre Schwester Anna als Retortenbaby zur Welt zu bringen, damit sie ihre ältere Schwester am Leben erhalten kann. Doch mit elf Jahren will Anna endlich selbst über ihren Körper bestimmen und sucht die Hilfe eines Anwalts.
4. Soul Kitchen, 2009
Regie: Fatih Akin (Spezialpreis der Jury für die Regisarbeit auf dem Filmfestival in Venedig, September 2009)
Buch zum Film (Vorgeschichte zum Film): Yasmin Ramadan, Soul Kitchen, Blumenbar Verlag 2009
Kinostart in Deutschland: Oktober 2009
Trotz unterschiedlichen Lebenseinstellungen gehen die Brüder Zinnos und Ilias Kazantsakis durch dick und dünn und schaffen es nach vielen Abenteuer und Widrigkeiten doch noch ihr Restaurant & Lebensprojekt, Soul Kitchen zu halten und auch das Liebesglück zu finden.