Mit Meister Bayern München und Pokalsieger Werder Bremen treffen im Berliner Olympiastadion die spiel- und sturmstärksten deutschen Mannschaften aufeinander. Die Offensive der einen schoß in dieser Saison in allen Wettwerben 119 Tore, die Rede ist von Werder Bremen, und die Abteilung Attacke von Bayern München erzielte 112 Treffer. In der Bundesliga überholte München (72 Tore) am Saisonende allerdings die Bremer Ballermänner (71 Tore) noch ganz knapp, denn im letzten Spiel gegen Hertha hatte die Tante dem neuen Deutschen Meister nichts mehr entgegenzusetzen, während sich der HSV im Duell der Hansestädte wenigstens wehrte. Seit aber Werder-Trainer Thomas Schaaf statt totaler Offensiver wieder „kontrollierte Offensive“ kicken läßt, die König Otto I. von der Weser, der als Rehakles längst auf dem Olymp angekommen ist, einst predigte, kletterten die Bremer nach der bitteren 2:3-Niederlagen im eigenen Stadion gegen Bayern langsam aber sicher in der Bundesliga nach oben und konnten so den Relegationsplatz für die erste europäische Liga erobern.
Beide Erzrivalen treffen erst zum dritten Mal im Finale aufeinander, sind sie doch die Abonnenten schlechthin auf das Endspiel. Während Werder immerhin 9 mal in einem Berliner Endspiel stand, schaffte Bayern das schon 10 mal. Beide sind die eifrigsten Berlin-Besucher, seit das Finale ab 1985 in der deutschen Hauptstadt ausgetragen wird. Zum dritten Mal lautet also die Endspielpaarung im DFB-Pokal . Bislang holte jedes Team einmal den Pot im direkten Aufeinandertreffent: 1999 Werder nach Elfmeterschießen, ein Jahr darauf die Bayern bei der geglückten 3:0-Revanche. Gewinnt Werder, wäre das der 7. Pokaltriumph.
Ob Angriff oder Abwehr den Ausschlag geben, ist für Torsten Frings, der 2005 mit Bayern Meister und Pokalsieger wurde, nicht die Frage. "Darauf, auch auf einzelne Spieler, wird es nicht ankommen", sagt der Bremer Kapitän und meint, daß "die Elf, die am besten funktioniert und am meisten investiert“ gewinnen wird.
Im Interview mit Frank Hellmann (www.taz.de, 14.05.2010) antwortete Frings, angesprochen auf die Aussage von Mark van Bommel, der davon sprach, daß Frings „der letzte Spieler unserer Sorte“ und „kein Duckmäuser“ sei, daß er Recht habe. Frings: „Es gibt nicht mehr so viele Spieler, die eine klare Meinung haben. Diese Gattung stirbt langsam aus. Die meisten Profis sagen zu allem Ja und Amen. Wenn ich den Mund aufmache, dann tue ich es, damit wir Erfolg haben. Ich will mich damit nicht profilieren.“
Bayerns Bester Arjen Robben verspricht Tore (www.bild.de, 14.05.2010): „Ich wäre sehr überrascht, wenn es nach 90 Minuten noch 0:0 stehen würde. Ich bin mir sicher, dass Tore fallen werden.“
Die Trainer der beiden Spieler äußerten sich gestern auf der Pressekonferenz im Bauch des Berliner Olympiastadions zum Spiel. Bayern-Trainer Luis van Gaal: „Der Pokal hat hier wohl einen höheren Stellenwert als in anderen Ländern. Ich habe schon in Spanien und Holland den Cup gewonnen, das möchte ich jetzt auch in Deutschland schaffen.“ Schaaf könnte seinen 4. Pokalsieg als Werder-Trainer feiern: „Meine Mannschaft freut sich riesig auf das Endspiel und möchte es natürlich auch gewinnen.“
Auch Bundestrainer Löw freut sich auf das Finale, in dem elf seiner Spieler stehen (Löw sortierte Frings frühzeitig aus): "Die beiden – spielerisch – besten deutschen Mannschaften treffen jetzt aufeinander. Und das verspricht viel Brisanz und Hochspannung und ich glaube auch guten Fußball." Wer ist Favorit, fragten wir und Löw sprach: "Also ich sehe die Bayern in einer leichten Favoritenrolle. Wobei natürlich auch klar ist, dass Bremen eine Mannschaft ist, die jeden schlagen kann. Bremen ist zu Außergewöhnlichem fähig und ich bin eigentlich der Meinung, das wird wahrscheinlich ein ganz, ganz knappes Spiel werden, der Ausgang ist völlig offen. Denn Bremen hat schon die Motivation des letzten Finales und Bayern haben vielleicht im Hinterkopf das Champions League-Spiel im Hinterkopf, was natürlich die Krönung wäre. Und so gesehen erwarte ich ein ausgeglichenes Spiel."
Schon jetzt darf sich die Fußball-Welt, dieses Pokalendspiel wird in über 150 Länder live übertragen und auch Weltexpress berichtet direkt aus dem Berliner Olympiastadion, auf die beiden besten deutschen Mannschaften der letzten Jahre freuen. Für ein großes Finale ist alles angerichtet.