Von anscheinend drei Optionen bleibt der Russländischen Föderation nur noch eine – Alexander Dugin zum Krieg gegen das Regime der Ukraine

Russische Bomber werfen Bomben ab (Archivbild). © Ministerium der Verteidigung der Rußländischen Föderation

Moskau, Russländische Föderation (Weltexpress). Der Politiker und Politologe, Philosoph und Publizist Alexander Geljewitsch Dugin. Über Dugin wird viel geschwätzt und geschmiert. Er sei ein Antikommunist, Neo-Bolschewiki, ein Nationalbolschewist, ein Neonazi und der „Einflüsterer“ des Teufels, mit dem Teufel ist Wladimir Putin gemeint. Dugin wird allerdings auch als „Vordenker“ und „Lehrmeister“ Putins betitelt.

Richtig ist auf jeden Fall, daß er den Buchladen und Verlag „Arktogeya“ führte, die Zeitschrift „Giperboreyets“ und die Zeitung „Jewrasijskoje wtorschenije“ („Eurasische Invasion“). Richtig ist auch, daß er die „Nationalbolschewistischen Partei Russlands“ mit anderen gründete, die er jedoch verließ, bevor sie verboten wurde. Dugin schrieb auch in der Zeitung „Nesawissimaja Gaseta“ und in der Zeitschrift „Sawtra“. Er gründete die Eurasische Bewegung und die Eurasische Partei.

Alexander Dugin äußert sich zur aktuellen Lage. Dessen Äußerungen werden unter anderem in „НЕЗЫГАРЬ“ (17.4.2022) veröffentlicht. Dugin teilt mit, daß die Öffentlichkeit in der Russländischen Föderation im Allgemeinen und die Abgeordneten des Parlamentes in Moskau im Besonderen derzeit drei Optionen bezüglich der Situation im Kriegsgebiet diskutieren würden.

  1. Vollständige Herstellung und also Rückeroberung des Staatsgebietes der Volksrepublik Donezk, auch Donezker Volksrepublik genannt, der Volksrepublik Lugansk, auch Lugansker Volksrepublik genannt, die zuvor Oblaste der Ukraine waren, und der Oblast Cherson, die zur Volksrepublik wird. Die beiden Volksrepubliken konstituierten sich nach dem faschistischen Putsch im Februar 2014 in der Ukraine und wurden danach von Truppen der Streitkräfte des Regimes der Ukraine sowie nationalistischen und faschistischen Milizen angegriffen. Daraus würde sich laut Dugin allerdings die „Notwendigkeit“ ergeben, auch noch Saporoshje, Charkow, Nikolajew, Dnepropetrowsk „zu befreien“ und mehr oder weniger auch Odessa. Das wäre somit die zweite Option.
  2. Noworossija und also Neurussland wird als Ganzes (mit Odessa) erobert. Dieser Staat wird als Föderativer Staat Neurussland bestehen. Proklamiert wurde Neurussland am 24 Mai 2014 als Union der Volksrepubliken Lugansk und Donetzk, doch aufgrund des Krieges wurde das Vorhaben im Mai 2015 für beendet erklärt. Das neue Neurussland würde auf jeden Fall sechs Oblaste umfassen, vermutlich acht und nicht neun, denn die Krim gehört bereits zur Russländischen Föderation. Die Volksrepubliken Donezk und Lugansk, zwei seit 2014 eigenständig existierende Staaten, treten diesem Neurussland bei. Der Status der Zentralukraine im Norden und Westen sowie der Oblast Kiew bleibt offen, allerdings müsse die „kriminelle Junta“ beziehungsweise aktuelle Marionettenregierung in Kiew „vorläufig festsetzt werden. Eine Mitgliedschaft in der NATO kann nicht geduldet werden.
  3. Vollständige Eroberung und Kontrolle der Ukraine.

Dazu schreibt Dugin, daß „die Art und Weise, wie die Sonderoperation von Truppen der Streitkräfte der Russländischen Föderation begann und wie sie in den ersten zwei Monaten verlief, die Option ausschließe, den Rest der Ukraine unter der Herrschaft der Neonazis und Globalisten zu belassen. Man könnte sie auch Atlantiker nennen und Anti-Ukrainer, denn sie wollen die Aufgabe von Souveränität und die Überführung dieser Souveränität in die Hände der VSA mit dem VK im Beiboot sowie in die Hände der Herren der diktatorischen EU abgekürzten zwischenstaatlichen Veranstaltung ohne VSA und VK.

Daß könne man dem noch existierenden Regime der Ukraine allerdings nicht mehr gestatten, denn die Dinge seien „zu weit gegangen“.

Dugin sieht es als einen entscheidenden Fehler an, daß vom Regime der Ukraine ein direkter Angriff auf die russisch-orthodoxe Kirche in der Ukraine erfolgte und zwar noch unter dem Oligarchen genannten Kapitalisten Petro Poroschenko als Präsident, der von einem kleineren Kapitalisten und Oligarchen namens Wladimir Selenski, der auch als Koksnase gilt und sich mehr oder weniger in der Hand anderer Oligarchen und Faschisten befindet, abgelöst wurde. Doch die Spaltung der Kirche machte Selenski mit seiner Marionettenregierung nicht rückgängig. Schlimmer noch, die Spaltung wurde vertieft.

Die russisch-orthodoxe Kirche wäre in einer Ukraine in der EU am Ende. Da die Russländische Föderation (RF) für diese Kirche und deren Mitglieder Sorge zu tragen habe, würden sich die ersten beiden Option verbieten.

„Selbstverständlich“, schreibt Dugin, “ wird uns diese Eskalation von Kiew und dem Westen, der Druck ausübt, aufgezwungen. Selenski ist bereit, alles zu opfern, um die Menschheit in einen nuklearen Konflikt zu stürzen.“ Dugin meint, daß Selenski „sich nicht mehr als Präsident der Ukraine“ sehe, denn die sei längst „besiegt“ (und zwar von den VSA, dem VK und deren Vasallen), sondern „für den Anti-Christen“ halte. „Und er fühlt sich immer wohler in dieser letzten Rolle“, ergänzt er und sieht ihn auf „dem Höhepunkt seiner Clownskarriere“.

Selenski sehe „sich selbst als den neuen David, der gegen Goliath“ kämpfe, aber „keine Chance“ habe, „zu gewinnen. Deswegen rufe er die NATO um Hilfe und also im Grunde genommen die VSA.

Dugin sieht ein noch direkteres Eingreifen von VSA, VK und Vasallen beziehungsweise der NATO, die schon tief in diesem 2014 begonnenen Krieg stecken, als Apokalypse und behauptet, daß Beamte der Behörden der Russländischen Föderation so tun würden, als gäbe es die drei genannten Optionen, auch Szenarien genannt.

„Dies ist jedoch nicht mehr der Fall“, schreibt er. Die sei so wenig der Fall wie „eine Rückkehr zu der Situation vor dem 22. Februar 2022. An diesem Tag wurden die Volksrepubliken Donezk und Lugansk von Putin als Präsident der RF anerkannt.

„Wir können uns nicht auf die Optionen eins oder zwei beschränken“, teilt Dugin mit. Wir können nur verlieren oder siegen und müßten also auf die dritte Option setzen.

Dadurch, daß die VSA mit dem VK samt Vasallen jede Menge hochwertige Waffen und Munition an das Regime der Ukraine beziehungsweise offiziell an die aktuelle Marionettenregierung geschickt hätten sowie Unmengen an Dollar, Pfund und Euro, ohne das der noch existierende Staat Ukraine, welcher der korrupteste in Europa sei, längst bankrott wäre, seien die Einsätze auch auf Seiten der RF gestiegen.

Dugin: „Die Einsätze sind im Prinzip gestiegen. Für uns kann der Sieg von nun an nur noch die dritte Option sein.“ Er merkt an: „Lassen Sie es mich noch einmal betonen: Dies ist nicht der gute Wille imperialer Träumer, dies ist die harte Prosa des politisch-militärischen Realismus.“

Der Kalte Krieges würde sich nun unmerklich von einem Kampf der Kulturen zu einem apokalyptischen Szenario verschieben. „Auch hier treten Faktoren in den Vordergrund, die längst an den Rand der Gesellschaft verdrängt worden zu sein scheinen. Dugin nennt „Orthodoxie, Uniatismus, Schisma, Katholizismus und sogar Satanismus“ und schreibt: „Nicht nur Ideologien, sondern rein geistige Realitäten prallen aufeinander. Und sie mischen sich kurzerhand in ein geregeltes Leben ein, machen Städte dem Erdboden gleich, treiben Milliardäre in den Ruin und töten Tausende von Menschen. Sie schließen die Zivilbevölkerung ein, wecken eine Gräueltat, die in den Tiefen der Menschheit schlummert, und verändern das Gleichgewicht der Kräfte auf planetarischer Ebene.“

Der Krieg um die Ukraine sei ein Kampf um Eurasien. Die Völker der RF würden sich nicht auseinanderdividieren lassen und die Völker der VR China, allen voran die Han-Chinesen, sich noch fester mit der RF verbunden.

Die Regenten in Peking und Moskau werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein noch viel höheres Risiko gehen, um einen Brückenkopf Ukraine der VSA mit dem VK samt Vasallenstaaten zu verhindern.

Vorheriger ArtikelDie Ukraine, Brückenkopf des Kriegsbündnisses Atlantikpakt beim Griff der VSA mit dem VK und Vasallen nach Eurasien
Nächster ArtikelWieder nur Unentschieden – Werder kam in Bremen gegen Nürnberg nicht über ein 1:1 hinaus