Vom Fotografieren eines Kolonialherren

Er brachte aus Afrika etwa 150 Fotografien mit. Es sind viele Portraits von Weißen, meist Bahnangestellte oder Soldaten. Frauen sind selten auf den Fotos, dafür haben die Männer meist einen Hund neben sich sitzen. Die Damenwelt fand seinerzeit in der von Abenteurern, Kriegern und Missionaren bestimmten Kolonie wenig Reiz. Insofern verschlug es selten deutsche Frauen dorthin und der Hund wurde der treuste Begleiter des Mannes.

Die schwarze Urbevölkerung kommt eher am Rande vor, ist bis auf wenige Ausnahmen buntes Beiwerk. Darin sind die Fotografien ein Spiegel ihrer Zeit und sollten als solche eingeordnet werden. Der „Fotograf“ empfand sich als Diener der kolonialen Sache, ein kritisches Hinterfragen, oder gar Aufzeigen von Ungerechtigkeit, war seine Angelegenheit nicht.

Wilhelm R. Schmidt, der stellvertretende Direktor der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main, hat einen Großteil der Bilder aus dem Schiffbauer-Bestand, der seit 2005 in der Unibibliothek aufbewahrt wird, ausgewählt und durch aussagekräftige Aufnahmen aus dem Frankfurter"Kolonialen Bildarchiv"ergänzt.

Spannende Fotos ergänzt durch etwas Geschichte. Leider werden die für die Einheimischen oft unmenschlichen Verhältnisse von Schmidt zu wenig hinterfragt. Seine Bildunterschriften haben mitunter etwas onkelhaftes. Insofern ist das Buch in erster Linie als eine koloniale Fotosammlung im Postkartenstil zu verstehen.

Der Preis der eher schmalen Broschüre scheint mit 18,90 Euro etwas zu hoch gegriffen.

Wilhelm R. Schmidt: Als Telegrafenbauer in Deutsch-Südwest, 125 Seiten, Sutton Verlag, 2006, 18,90 Euro

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