Berlin, Deutschland (Weltexpress). Vietnam beendet die vor mehr als zwei Jahrzehnten eingeführte Begrenzung der Geburtenrate auf 1 bis 2 Kinder. Jede Familie entscheidet selbst, wie viele Kinder sie haben möchte. Das legt, wie Vietnam News Agency (VNA) berichtete, die kürzlich verabschiedete überarbeitete Bevölkerungsverordnung fest, die einen grundlegenden Wandel im demografischen Ansatz markiert und von einer Kontrolle der Bevölkerungszahlen zu einer nachhaltigen und umfassenden Entwicklung übergeht.
Der bekannte Slogan „Jede Familie sollte nur ein oder zwei Kinder haben“ galt mehr als zwei Jahrzehnte als Leitprinzip der Bevölkerungspolitik und wurde nun offiziell „gekillt“. Die Regel wurde rigoros durchgesetzt. Gegen Mitglieder der Kommunistischen Partei, die dagegen verstießen, wurden Disziplinarmaßnahmen verhängt, was zusammen mit der neuen Verordnung von der Parteikontrollkommission jetzt aufgehoben wurde.
Die Begrenzung der Geburten wurde eingeführt, als das Land nach dem Ende des Kriegs gegen die USA 1975 einen Bevölkerungsboom erlebte. Von rund 46 Millionen in diesem Jahr stieg die Zahl der Einwohner auf mehr als 100 Millionen 2025. Nachdem die Zahl der Geburten schon seit 2013 rückläufig war, sank sie nach Angaben des Gesundheitsministeriums von 2,11 Kindern pro Frau 2021 auf 1,91 Kinder 2024. In vielen Regionen, insbesondere in städtischen Gebieten, lag die Geburtenrate sogar unter der Reproduktionsrate. Experten zufolge sank sie damit unter das für die Aufrechterhaltung einer stabilen Bevölkerung erforderliche Niveau. Ho-Chi-Minh-Stadt gehört derzeit zu den 21 Provinzen und Städten mit niedrigen Geburtenraten. Angesichts anhaltenden Wirtschaftswachstums , hoher Urbanisierung und zunehmender internationaler Integration wird ein anhaltend niedriges Geburtenniveau zahlreiche Folgen haben, wie etwa eine rasche Überalterung der Bevölkerung, Arbeitskräftemangel und Auswirkungen auf die soziale Sicherheit, so die Begründung der Änderung der Regel. Diese komme, so der Leiter der Bevölkerungsbehörde von Ho-Chi-Minh-Stadt, zur rechten Zeit und entspreche der Realität und den Entwicklungstrends der Gesellschaft. Es sei an der Zeit, unseren Ansatz in der Bevölkerungspolitik zu ändern und von einem kontrollierten Ansatz zu einem proaktiven und nachhaltigen Ansatz der demografischen Entwicklung überzugehen. Der Leiter der Bevölkerungsabteilung des Gesundheitsministeriums, Dr. Mai Xuan Phuong, weist darauf hin, dass die sinkende Geburtsrate jedoch auch darauf zurückzuführen ist, dass die jüngere Generation persönlicher Entwicklung, Bildung, Karriere und Freiheit Vorrang vor Heirat und Fortpflanzung einräumt. Soziale Unterstützung für die Familienversorgung sei daher notwendig, wie Senkung der Kindererziehungskosten, Kindergärtenplätze, Verlängerung des Mutterschaftsurlaubs, Unterstützung der Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt nach der Geburt, eine Police zum Hauskauf mit niedrigen Zinsen oder bezahlbare Mietwohnungen.
Daneben gibt es in Vietnam aufgrund der langjährigen Bevorzugung männlicher Nachkommen mehr Männer als Frauen. Auch wenn sich das Geschlechterverhältnis angeglichen hat, kommen auf 100 Geburten von Mädchen noch immer 112 von Jungen. Im Rahmen der neuen Bevölkerungspolitik sieht ein Entwurf des Gesundheitsministeriums nun vor, die Höchststrafe für fetale Geschlechtsselektion auf 100 Millionen vietnamesische Dong (3.315 Euro) zu erhöhen, was mehr als das Dreifache der derzeitigen Strafe wäre. Unter die Vergehen fallen die Offenlegung des Geschlechts, die Durchführung oder Unterstützung geschlechtsselektiver Schwangerschaftsabbrüche, die Verschreibung von Methoden zur Bestimmung des Geschlechts eines Babys und die Nötigung oder Überredung einer Person, eine Schwangerschaft aufgrund des Geschlechts des Fötus abzubrechen.
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