Unwort Inklusion – Der Schandvertrag von Aachen oder die Deutschen sind wieder nicht gefragt worden

Aachener Kaiserdom. Quelle: Pixabay

Aachen, Deutschland (Weltexpress). Im Kaiserdom zu Aachen trafen sich heute allerhand Herren und Damen aus allerlei kapitalistischen Staaten, um beim Unterschreiben des deutsch-französischen Vertrages von Aachen dabei zu sein.

Neben der Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, Angela Merkel, und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron sprachen geladene Gäste, darunter John-Claude Juncker. Der auch Monsieur Ischias genannte Spitzenbeamte der Organisation namens Europäischen Union (EU), der gemeinhin als Präsident der EU-Kommission gilt und zuvor Oberboss der Euro-Gruppe, also einem Gremium der Euro-Staaten, in denen sie ihre Wirtschafts- und Finanzgeschäfte planen, Finanzminister und Premierminister des Steuerparadieses und Geldadelstaates Luxemburg war, verplapperte sich.

Doch vor dem besonderen Begriff, den Juncker im Aachener Kaiserdom zu Gehör brachte, noch das besondere Geschäftsmodell der Luxemburger. Das geht schnell, denn es ist einfach. Die Luxemburger zielen darauf ab, der Großbourgeoisie und den Großkonzerne eine ruhige Heimstätte zu sein. Das Kapital ist bekanntlich ein scheues Reh. Zur Ruhe gehört, in Ruhe gelassen zu werden. Deswegen müssen die Genannten in Luxemburg im Durchschnitt anstatt 29 Prozent nur 2 Prozent Steuern zahlen. Das dazu.

Jetzt zu Monsieur Ischias, einem Mann der Moneten, der dafür Sorge trägt, dass die Reichen reicher werden. Als solcher befürwortet er selbstredend den Vertrag von Aachen, denn damit sollen vor allem die Klein- und Spießbürger sowie die Masse der Lohnabhängigen in der BRD zur Kasse gebeten werden für finanzschwache Franzosen, für die Pleitiers von Paris. Dass die nur noch auf den Kierchbierg kriechen können, das ist auch unterhalb des Kirchbergs, wo die Banken und sogenannten Finanzdienstleister sitzen, klar. Leider ist das den meisten in deutschen Landen so klar wie luxemburgische Kloßbrühe.

Zurück zu Juncker und seiner Rede, in der er Aachen für einen „symbolträchtigen Ort der Geschichte“ hält. Der Aachen-Vertrag würde „unserem Kontinent die Ruhe“ geben, „die der Kontinent braucht, um gedeihen zu können“. Lassen wir die Quacksalberei mit dem Kontinent weg und ersetzen ihn durch Kapital. Schließlich klopft kein Kontinent an Junckers Tür, sondern Botengänger der Kapitalisten. Sofort wird klar, was Sache ist. Der Vertrag (mit seinen geheimen Teilen) gibt aus Sicht des Staatsmannes „unserem Kapital die Ruhe“, die es „braucht, um gedeihen zu können“. Wem das zu sophistisch ist, der surfe nun weiter im Weltnetz.

Alle andere lesen, was der Luxemburger Juncker feiert: „die Deutsch-Französische Freundschaft, die Gemeinsamkeit, die Verständigung“ und „Inklusion“, die es zu fordern und zu fördern gilt. Genau.

Lassen wir das Lametta und Lamentieren in Junckers Rede weg, bleibt nur noch Inklusion. Wie er diesen Begriff versteht, dass zeigt seine in Art einer Anekdote dargelegte Anschauung über die Großen und „die Kleinen“ in Europa, wobei nicht sicher ist, wann er EU- und wann Euro-Europa meint. Dennoch zeigt sich darin ein Verständnis von Inklusion, das sich von Talcot Parsons bis Niklas Luhmann in der Bourgeoisie ausbreitete.

Die Teilhabe an den Leistungen der einzelnen Funktionssysteme ist laut Luhmann Inklusion, die jeweils erst durch Exklusion aus anderen Funktionssystemen möglich wird und somit Einbeziehen von Außenstehenden zu deren Gunsten beispielsweise in Systeme, die andere mit ihrer Hände Arbeit und, ja, auch Kopfarbeit, geschaffen haben. (Wissenswertes dazu findet sich in den Werken von Alfred Sohn-Rethel.)

Inklusion hat mit einer freien Assoziation der Warenproduzenten, mit einer klassenlosen Gesellschaft, mit einer Gesellschaft der Freiheit nach dem Prinzip der Gleichheit nichts zu tun.

Juncker hat, vermutlich stocknüchtern, mit dem Begriff Inklusion klargemacht, worum es geht: Es geht um den Kern der EU. Die EU ist die Hülle, der Kern sind Paris und Berlin. Doch diese beiden wurden immer ungleicher. Immer öfter hielt Paris die Hand auf, immer häufiger musste Berlin das Füllhorn hinhalten. Der Vertrag von Aachen soll daraus einen Dauerzustand machen.

Der Vertrag, der im Aachener Kaiserdom geschlossen wurde, ist nicht nur ein Inklusionsvertrag zulasten des deutschen Volkes, er ist auch ein Kriegs- und Rüstungsvertrag zulasten des deutschen Volkes. Wer ist bei fast allen Kriege nach 1945 dabei? Richtig, die Vereingten Staaten von Amerika, aber auch Frankreich und das mitunter ohne dass der Oberbefehlhaber in Washingtons den Taktstock schwingt und Hilfstruppen schicken muss wie in Indochina.

Der Vertrag von Aachen dient mit seinen Aufrüstungsvorhaben in erster Linie der Profitmaximierung der Rüstungskonzerne beider Staaten, vor allem der Force de frappe, ohne den Deutschen Zugriff auf die Atomstreitmacht der Französischen Streitkräfte zu geben. Aber zahlen sollen sie. Das ist Inklusion. Dabei wird für künftige Interventionen die deutsch-französischen Militärkooperation ausgeweitet, nur nicht auf die wichtigen Waffen.

Merkel hebelt darüber nicht nur den Parlamentsvorbehalt in Berlin aus, den sie in Paris nicht kennen, sie scheint sich bei Macron mit binationalen Rüstungsprojekten zufrieden zu geben, die die ohnehin weichen Rüstungsexportrichtlinien der BRD hart und herzlos umgehen. Künftig werden Rüstungsindustriekapitäne und deren Leichtmatrosen im Staat dank der neuen Zusammenarbeit mit Paris die französische Rechtssicherheit für alle Rüstungsexporte gerade auch an totalitäre und faschistische Staaten garantieren können.

Die Deutschen in der Bundesrepublik sind zu diesem Schandvertrag, der den Kapitalismus weiter entfesseln und Kriege von und mit Deutschen möglich machen wird, nicht befragt worden. Diese Deutschen müssen kriechen.

Anmerkungen:

Zum Vertrag von Aachen siehe auch die Beiträge

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