Union vor dem Weihnachtsfest

Ein Union-Bär in Berlin. © Foto: Hajo Obuchoff

Auf die Köpenicker wartet also noch der Spitzenreiter Braunschweig. Da wird wieder eine kleine Völkerwanderung einsetzen. Schließlich ist die Eulenspiegelstadt in Niedersachsen nicht weit und – wenn der Winter mild gestimmt – leicht per Schien oder Straße zu erreichen. Wer das nicht riskieren will kann das Spiel am Montagabend live per Glotze im warmen Sessel genießen. Die Unioner fahren gelassen zum vorweihnachtlichen Treffen. Erstens war Braunschweig traditionell oft ein gutes Pflaster, denn hier wurde selten verloren. In der vergangenen Saison sogar gewonnen. Aber auch eine Niederlage gegen den Tabellenführer dürfte die gute Bilanz der letzten Wochen wenig trüben. Nach absolutem Fehlstart in die Saison hatten die Eisernen sich letztlich durch eine gute Serie bis auf Rang fünf hochgearbeitet. Ein Punktgewinn in Braunschweig wäre natürlich ein zusätzliches Geschenk zu Weihnachten.

Die vergangenen Tage brachten ansonsten nicht nur viel Schnee, sondern zusätzlich Brisanz in die Diskussion rund um den Fußball. Auf der ersten Aktionärsversammlung von Union Stadionbetriebs AG gab es zum Abschluss Freibier und Bockwurst vom Präsident Dirk Zingler. Der hatte wie drei andere Großaktionäre seinen Aktienanteil an den Verein übertragen. Damit besitzt der Verein die Mehrheit von 55 % der Aktien. „Die Aktien sind viel besser beim Verein aufgehoben als bei meiner Firma. Was ist, wenn mir was passiert und die Erbmasse jemandem in die Hände fällt, der nicht Unioner ist?“, begründete Zingler diesen Schritt.

Der zweite große Aufreger: Union lehnt weiterhin das Sicherheitskonzept der Deutschen Fußballiga (DFL) ab, dass am 12. Dezember von den meisten Profi-Kicker-Vereinen abgesegnet wurde. „Es gibt keinerlei Veranlassung, sich einem wodurch auch immer motivierten politischen Druck zu beugen und zum jetzigen Zeitpunkt symbolisch eine Handlungsfähigkeit unter Beweis zu stellen, die überhaupt nie infrage stand“, erklärte Union-Präsident Dirk Zingler: „Für ein solches Handeln steht der 1. FC Union Berlin nicht zur Verfügung.“ Und auch die Fans sind dieser Meinung. Sie deuten an, dass es künftig zu weiteren interessanten Aktionen kommt gegen die Bevormundung der Funktionäre und Politiker. Augenscheinlich war das unüberhörbare Schweigen auf den Tribünen in den vergangenen Wochen noch nicht laut genug.

Sportlich tut sich auch etwas in der Wuhlheide. Zwar hat Stürmer Terodde seine Blockade vor dem Tor durchbrochen und auch sein Partner im Angriff Nemec scheint sichtlich lockerer, aber Trainer Uwe Neuhaus testete neue Sturmkandidaten. Zuerst war es der Niederländer Stefan Nijland aus Twente. Der machte einen guten Eindruck. Allerdings ist der 24-jährige Blondschopf wohl recht teuer. Ablösefrei dagegen soll der Japaner Takuma Abe sein. Der Stürmer vom japanischen Zweitligaverein Tokyo Verdy hat in 96 Spielen immerhin 39 Tore eingehauen. Was das wert ist, wüsste Neuhaus gern.

„Der japanische Markt ist interessant. Aus dem Land ist ja schon der ein oder andere richtig gute Spieler nach Deutschland gekommen“, meint Unions Fußball-Lehrer. Aber was die Qualität des Fußball-Unterhauses in Japan betrifft, sagt er: „Da tappe ich noch im Dunkeln.“ Meist zeichnet die Japaner eine große Quirligkeit und gute Technik aus. So ein Typ, ähnlich wie der nach Mainz gewechselte Ede, könnte durchaus zu Union passen. Warten wir also die fröhliche Weihnachtszeit ab. Mal sehn, was da noch im Sack liegt.

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