Teufelstanz und Grabgelichter verbreiten auf Postkarten, Werbegrafiken und Verpackungsdesign von der Jahrhundertwende bis zu den sechziger Jahren nostalgischen Grusel. Halloween rangiert in den USA in Popularität und Aufwand an zweiter Stelle. Nur mit Weihnachtsartikeln erzielen die Geschäfte höhere Gewinne als zu Halloween. Der Kürbis, als geschnitzte Laterne oder „Jack -o-lantern“ Symbol für die Nacht des Grauens, ist unverändert das beliebteste Souvenir. Heute allerdings öfter aus Weingummi oder Kunststoff gegossen als auf dem Feld gereift.
„Soul Cake, soul cake
Please good missus, a soul cake.
An apple, a pear, a plum, or a cherry
Any good thing to make us all merry.“
(traditional)
Den Hauptanteil des Halloween-Geschäfts machen Süßigkeiten aus. Teufel, Hexen und Gespenster, verkleidet oder echt, decken sich auf den von Heimann gesammelten Illustrationen mit Baby Ruth, Butterfingers und Cracker Jacks ein. „Trick or Treat“ ist der bekannteste und beliebteste Brauch zu Halloween. Seinen Ursprung hat das Sammeln süßer Leckereien im mittelalterlichen Erbetteln sogenannter „soul cakes“. Die mit Trockenfrüchten angereicherten Hefekuchen wurden umherziehenden Bittstellern gereicht, als Lohn für ein Gebet für die Seelenruhe Verstorbener. Dem Aberglaube zufolge wandern letzte an Halloween auf der Erde. Und nicht von ihnen besessen wird nur der nicht, der sich selbst als jenseitige Kreatur, als Dämon, Kobold oder Geist, verkleidet.
So unähnlich scheint das Fest der Toten auf den „Vintage Holiday Graphics“ dem Fest der Liebe allerdings nicht. In der Nacht von Horrorgeschichten, Streiche und Schabernack schmiegen sich kokette Zauberinnen an Jack-o-Lantern, Hexen an ihre Eulen und Gespenster aneinander. Schwarze Magie, wie sie ein Kärtchen mit den Schattenschnitten zweier Paare beschwört, sollte „That ol ´ black magic“ herbeihexen. Bevor in den dreißiger Jahren der Brauch des Trick or Treat aufkam, waren Liebeszauber, Wahrsagen und das Erzählen unheimlicher Geschichten die beliebtesten Gesellschaftsspiele zu Halloween. Einen sanften Schauder wecken nur die Fotografien, welche das Fest jenseits der grell-bunten Marketingwelt zeigen. Nicht alle der Kostümierten und Maskierten sind so putzig wie die fesche Maus in Minnie – Verkleidung. Auf einer kolorierten Aufnahme sitzen ernste Kinder um ein Lagerfeuer versammelt. Sechs Kinderlein mit Ferkel-Masken scheinen für die Schlachtbank anzustehen. Kleine, feierliche Erwachsene schauen den Betrachter auf einer doppelseitigen Fotografie an.
„Trick or Treat“ spielen sie schon lange nicht mehr. Die meisten von ihnen liegen in Gräbern. An all hallow ´s eve, dem Nacht vor Allerheiligen, werden sie wieder unterwegs sein. Wer noch kein Kostüm oder schützendes Abwehrritual hat, sollte sich beeilen. Inspiration dafür liefert Jim Heimans grausig-gelungener Bildband des Taschen -Verlags.
Jim Heimann (Hrsg.): Halloween Vintage Holiday Graphics, Autor: Steven Heller, Verlag: Taschen, Englisch, Deutsch, Französisch, 192 Seiten, 7,99 Euro, www.taschen.com