Transatlantisches Kältetief

In schwerer Orkansee im Nordatlantik bei 220 km Windgeschwindigkeit pro Stunde. © Foto/BU: Dr. Peer Schmidt-Walther

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Der amerikanische Präsident Biden kommt nicht zur Krönung von Charles III. Selbst der japanische Kronprinz wird sich in Vertretung seines Bruders, des Kaisers Naruhito, am 6. Mai in die Westminster Abbey bemühen – und Dutzende andere Staatsoberhäupter, nicht zuletzt auch der österreichische Bundespräsident Van der Bellen mit Gattin. Nur der höchste Repräsentant der mächtigsten Nation der Welt – mit Großbritannien traditionell verbunden durch die viel beschworene „special relationship“ – wird an diesem historischen, im Leben der meisten Menschen einmaligen Ereignis fehlen. Für das gemäßigt rechtsgerichtete Boulevardblatt „Daily Mail“ beweise der Boykott der Krönungszeremonie deutlich, dass Joe Biden „Großbritannien hasst“ – ebenso wie „seine Freunde Harry und Meghan“. Ein Hinweis auf diese Distanzierung von Großbritannien sei bereits die Entfernung der Büste Winston Churchills, „des größten britischen Staatsmanns aller Zeiten“ gleich zu Anfang seiner Präsidentschaft im Jahr 2021 aus dem Oval Office gewesen. Die Qualitätszeitung „Telegraph“ stellt fest: „Joe Biden hat Großbritannien schwer beleidigt“. Er zeige nur Verachtung für die „special relationship“, für Amerikas engsten Freund und Verbündeten.

Was steckt da dahinter? Bidens irische Ursprünge, die er bei jeder Gelegenheit beschwört. Es gibt in den USA mehr Einwohner mit irischen Vorfahren als Iren in Irland selbst. Deshalb habe Biden die irisch-republikanische Sache stets unterstützt schreibt der „Telegraph“– das zeige schon das gemeinsame Foto mit Gerry Adams, den ehemaligen Präsidenten von Sinn Fein, des politischen Flügels der Terrorbewegung IRA. Erteilung eines amerikanischen Visums für Adams hatte Biden seinerzeit bei seinem Vorgänger Clinton durchgesetzt – und bei der konservativen britischen Regierung unter John Major Wutausbrüche hervorgerufen.

Als Biden vor wenigen Tagen in Belfast landete, bevor er nach seiner Kurzvisite im britischen Nordirland zu einem dreitägigen Besuch in die Republik Irland weiter eilte, soll er den eigens zur Begrüßung angereisten britischen Premier Rishi Sunak geradezu übergangen haben. Die nordirisch-protestantische DUP (Democratic Unionist Party) kritisierte Biden als „extrem parteiisch“, weil er seine irischen Wurzeln so überbetone. Tatsächlich stattete Biden dem irischen Zentrum für Genealogie und Familiengeschichte – von dem er umgehend als der „irischste aller US-Präsidenten“ etikettiert wurde – einen höchst symbolträchtigen Besuch ab. Die Beziehungen zwischen Margaret Thatcher und Ronald Reagan waren geradezu innig – „a very Special Relationship“ schwärmte die BBC. Viel später empörten sich drei Viertel der Briten über Donald Trumps Politik – und sein plumpes Benehmen. Boris Johnson hatte sich schlicht geweigert, den Begriff „special relationship“ zu verwenden. Auf seinem Irland-Besuch hat nun Biden die transatlantische Freundschaft bis auf weiteres in die Tiefkühltruhe verbannt – und mit einem peinlichen Versprecher eine üble Pointe produziert: Er verwechselte das neuseeländische „All Blacks“ Rugby-Team mit den für ihre Brutalität gegen Sinn Fein und die IRA im damals noch britisch beherrschten Irland arg berüchtigten Armeeeinheit „Black and Tans“ (Royal Irish Constabulary Special Reserve)…

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