Trainer Lebedew vertraut seinem Karma – Und so hat Volleyball-Meister Berlin den Pokal-Fluch gebannt

„Ich vertraue diesmal meinem Karma“, hatte der australische Trainer der Berliner nach dem 3:0 im DVV-Pokal-Viertelfinale über VSG Coburg/Grub gesagt. Und wünschte sich für das Halbfinale erneut den Heimspiel-Vorteil.

Das hat sich für den 46-Jährigen mit dem Halbfinal-Duell im „Volleyball-Tempel“ am 14. Dezember in der Max-Schmeling erfüllt. Gegner Generali Haching ist allerdings ein ganz spezieller: Die Randmünchner haben eine Pokal-Besessenheit entwickelt und waren – obwohl noch nie Meister – bereits fünf Mal Gewinner der DVV-Pokalschale!

Und haben dabei drei Mal in Folge die Hauptstädter in diesem Wettbwerb eliminiert. Allerdings – stets in Haching.

Diesmal soll es anders laufen. Denn die BR Volleys konnten im Oktober bei der Saison-Eröffnung in der Hauptstadt die Schützlinge von Trainer Mihai Paduretu 3:0 abfertigen. Zudem könnte der Fokus bei Generali durch die Ansage beeinträchtigt sein, dass der Hauptsponsor seinen Vertrag nicht verlängert hat.

Auf alle Fälle ist diese Ansetzung für den fünfmaligen Meister und dreimaligen Pokalgewinner Berlin günstig. Rekordmeister Friedrichshafen und das Überraschungsteam Bühl sind die Kontrahenten im anderen Seifinale. Die Gewinner erreichen jeweils das Finale im deutschen „Wembley des Volleyballs“ am 2. März in der dann umfunktionierten Rasentennis-Arena in Halle/Westfalen.

Das Erlebnis Pokal-Endspiel hat ein besonderes Flair, weil da mit einer sonst im Volleyball nur bei EM oder WM möglichen Kulisse von über 10 000 Zuschauern das Frauen-DVV-Finale ebenfalls ausgespielt wird.

Bislang waren die Berliner – letzter Pokaltriumph 2000 – seit Halle das Spektakel veranstaltet, noch nie dabei. Mehr noch – die Hauptstädter, seinerzeit unter SCC Berlin startend, hatten vor dieser Saison seit fünf Jahren kein Pokal-Heimspiel bestreiten dürfen und waren regelmäßig vor dem Halbfinale ausgeschieden. Was beim Doppel-Meister der beiden zurückliegenden Jahre ein Pokalfluch-Syndrom auslöste.

Lebedew, Sohn ukrainischer Einwanderer und in Australien geboren, spielt gedanklich mit der buddhistischen Deutung des Karma (laut Duden…Handeln des Menschen, von dem sein Schicksal…abhängt), seit dem denkwürdigen Meisterschaftsfinale 2012. Da lag seine Formation in Haching im fünften Entscheidungs-Durchgang 12:14 hinten und drehte das Geschehen rational kaum nachvollziehbar zum 16:14 und 3:2-Titelgewinn!

Der Pragmatiker Lebedew hat andererseits gegen Liga-Neuling und Tabellenletzten Coburg feststellen müssen, dass seine Mannschaft nach einem sechswöchigen Auswärts-Marathon in Bundesliga und Champions League an Substanz verloren hat. Die im Profi-Mannschaftssport einmalige Serie von neun Auswärts-Auftritten nacheinander war durch Terminreservierungen anderer Veranstalter in der Schmeling-Halle zustande gekommen.

Personell musste Lebedew zeitweilig auf den ersten Zuspieler Kawika Shoji verzichtet. Jener folgte der Berufung ins US-Nationalteam für den Grand Champions Cup der Kontinentbesten in Japan. So verlor man in der Liga in Düren und Friedrichshafen noch vor Beginn der Rückrunde. Hat sich aber in der europäischen Königsklasse Champions League mit Erfolgen über Izmir und Lugano und der Niederlage in Trento alle Möglichkeiten zum Weiterkommen bewahrt.

Der jüngste 3:0-Erfolg bei den unbequemen Rottenburgern zeigt jedoch, dass die BR Volleys auf dem Weg zurück sind zur gewohnten Klasse. Das wird erforderlich sein, wenn man das anstehende Heimspiel-Dauerprogramm von sechs Begegnungen im Dezember möglichst erfolgreich absolvieren will. Als da sind drei Partien in der Champions League – Auftakt am 4. Dezember mit Lugano -, zwei in der Bundesliga und der erwähnte Pokal-Fight gegen Haching am 14. des Monats.

Dass vier Akteure von ihren Nationalteams – Tomas Kemt (Slowakei), Roko Sikiric (Kroatien), Martin Krystof (Tschechien) und Srecko Lisinac (Serbien) – zu WM-Qualifikationen angefordert sind, sollte nicht negativ zu Buche schlagen. Es sei denn, sie müssten sich vor dem 21. Dezember aus Berlin abmelden. Dann würde das Spiel gegen CVM Mitteldeutschland verlegt werden.

Gegen Regeln des Welt-Verbandes FIVB oder Nationalmannschafts-Einladungen dürfte selbst Lebedews Karma nur schwerlich ankommen.

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