Torflut in Köpenick – Union Berlin gegen SC Paderborn 5:4 (3:2)

John Jairo Mosquera erzielt das 3:0 für Union Berlin gegen Paderborn.

Für die Paderborner, die das Spiel bis zuletzt durch ihre teilweise nicht mehr erwarteten Anschlusstreffer spannend halten konnten, trafen Gaetano Manno (34.), Mahir Saglik (44./90.+2) und Sören Brandy (85.)  Nur weil der FC St. Pauli sein Spiel bei Abstiegskandidat FSV Frankfurt in der Schlussphase noch drehen konnte, belegt die Mannschaft von Uwe Neuhaus nun auf Grund des schlechteren Torverhältnisses „nur“ den zweiten Tabellenplatz.

Für die Eisernen war die Ausgangslage im Vorfeld klar: Bei einem Sieg über den Paderborner SC konnte Union den eigenen Vereinsrekord des besten Saisonstarts aus dem Jahre 2001 übertreffen. Zusätzlich winkte den Köpenickern bei gleichzeitigem Straucheln des 1. FC St. Pauli die erneute Tabellenführung in der zweiten Liga.

Darüberhinaus war die Frage, wo das Team nach der Euphorie der vergangenen Wochen mit großen Gegnern und der anschließenden Testspiel-Blamage gegen Ludwigsfelde im Liga-Alltag anknüpfen würde.

Was in den 90 Minuten des Spiels folgte war ein furioser Auftritt der Abteilung Sturm mit äußerst sehenswerten Treffern der gut aufgelegten Spitzen. Dagegen zeigte sich die in der Anfangsphase zunächst sicher wirkende Abwehr als anfällig und wirkte ab Mitte der ersten Halbzeit nicht mehr konsequent genug.

Auch der insgesamt gute Jan Glinker sah bei zwei Treffern nicht glücklich aus.

 Bereits eine Viertelstunde vor Spielbeginn waren die Ränge der alten Försterei ansehnlich gefüllt und die ersten Sprechchöre leiten den wegweisenden Nachmittag ein. Befürchtungen, dass Paderborn kein zugkräftiger Name sein würde, bestätigten sich nicht. Die Paderborner Fans jedoch füllten den Gästeblock nicht annähernd, das kleine Häuflein Anhang aus dem Sauerland dürfte mühelos in zwei Kleinbusse gepasst haben.

Aufbrandender Applaus bei der Nachricht des Stadionsprechers, dass Uwe Neuhaus für zwei weitere Jahre Trainer bei Union sein wird. Zumindest hat er erst mal den Vertrag unterschrieben, die Fans begeistert das hörbar. Auch wurden noch einmal die zahlreichen Helfer beim Stadionumbau geehrt und mit einem Ehrenpreis ausgezeichnet. Dann pfiff Referee Günter Perl die Partie an.

Bereits in der 2.Minute die erste Chance für Union. Freistoß von rechts von Gebhardt auf Benyamina aber Paderborns Torwart Masuch hält den etwas zu unplatzierten Kopfball mit Mühe.

Fünf Minuten später tankt sich Mosquera durch und scheitert knapp.

Kurz darauf ist es aber soweit: Nach einer präzisen Hereingabe von Mattuschka über rechts erzielt Mosquera völlig freistehend aus 4 Metern das 1:0 .

Und es geht weiter im Fünf-Minuten-Takt. In der 14. Minute fällt ein Traumtor durch Benyamina: Eine weite Flanke von links nimmt der Stürmer aus spitzem Winkel volley und trifft unhaltbar zum 2:0.

Bereits nach einer Viertelstunde scheinen also in der alten Försterei früh klare Verhältnisse zu herrschen. Union steht hinten vor allem durch Bemben und Gebhardt sicher und ist vor des Gegners Tor eiskalt. Und es kommt noch besser: In der

24. Minute entfacht Masquera den Wahnsinn. Mit einer tollen Einzelleistung, einem Alleingang aus dem Mittelfeld überwindet der Linksstürmer die Abwehr und tunnelt als Höhepunkt Torwart Masuch. Die Fans stehen Kopf, die Masse wogt. Jetzt sieht es nach einer amtlichen Klatsche  für die völlig verunsicherten Gäste aus. Unions Sturm in Torlaune, das macht allen anwesenden Berlinern sichtlich Spaß.

Da der FSV Frankfurt gleichzeitig gegen St. Pauli führt ist Union zu diesem Zeitpunkt Tabellenführer.

„Siehst du Hertha, so wird das gemacht“, skandieren die Fans, der kleine Seitenhieb muss sein. Postwendend fällt in der 33. Minute das  Anschlusstor für Paderborn. Fast eine Kopie des Unioner Führungstreffers: Steilpass von Alushi auf Saglik in die Nahtstelle der Abwehr, Querpass von halblinks direkt vor das Tor, Manno hält nur noch den Fuß hin und netzt mühelos ein. Da hat die Abwehr der Unioner geschlafen.

Union schlägt zurück und hat nach wie vor die besseren Möglichkeiten. Benyamina tankt sich durch und erzielt ein Tor. Das zählt aber nicht, dafür erhält der Stürmer gelb. Er soll vorher gefoult haben, was keiner im Stadion so gesehen hat. Pfiffe gegen den Schiri.

Dann die 44. Minute: Paderborn ist urplötzlich zurück im Spiel, nur noch 2:3. Ein harmlos aussehender Flankenball erreicht Salik am langen Pfosten, der vorbei am zögernden Glinka das Leder ins Tor befördert. Hier sah der Union- Keeper nicht gut aus. Der Himmel weint dazu, es regnet jetzt in Strömen.

Dann ist Halbzeit: Völlig unnötig hat sich Union durch zwei Einzelaktionen der Gäste das Spiel wieder aus der Hand nehmen lassen. Das dürfte einige deutliche Worte in der Kabine geben. Optisch war Union das klar bessere Team, hat die besseren Chancen und dominiert den Gegner eigentlich. Aber Paderborn bewies Moral und hat aus 2,5 Chancen 2 Tore gemacht.      

Auch zu Beginn der zweiten Hälfte bleibt das Wetter englisch.

It’s raining cats and dogs.  

Auswechslungen: Bei Union spielt jetzt Rauw für Gebhardt, bei Paderborn ersetzen Mohr und Brandy Heithölter und Guié-Mien.

Union startet gleich wieder den Turbo und  schnüren Paderborn am eigenen Strafraum ein. Eine schöne Flanke von links durch den starken Parensen köpft Benyamina völlig freistehend ein. Torwart Masuch ist noch mit den Fingerspitzen dran, kann den Treffer aber nicht mehr verhindern.

Bis zur 60 Minute passiert nicht viel, das Tempo ist jetzt etwas raus aus der Partie. Statt Traumkombinationen herrscht jetzt mehr Kampf im Mittelfeld. Das spiel wird ruppiger.

Paderborn ist wieder mal dran: In der 62. Minute segelt eine verschwurbelte Flanke vors Union-Tor, Glinker klärt den Flatterball aber glänzend.

In der 66. Minute ist Benyamina mal wieder durch und läuft auf halbrechts allein aufs Tor zu. Leichtfertig schießt er über das Tor, das hätte die Entscheidung sein müssen.Die Fans singen derweil gegen da nasse kühle Wetter an, auch wenn den Unionern nicht mehr alles gelingen will, die Stimmung ist erstklassig

Es sind noch 15 Minuten zu spielen, Union ist weiterhin gut in der Balleroberung, aber der Zug zum Tor hat deutlich nachgelassen.

Paderborn ist stets um Aufbau bemüht, aber agiert insgesamt zu harmlos.

In der 75 Minute kommt bei Union Sahin für Parensen und Biran für den ausgepowerten Benyamina.

Die 86. Minute: Wieder schläft Union in der Abwehr und Glinka sieht schlecht aus. Weite Flanke aus dem Halbfeld, Sören Brandy hält den Kopf hin und lupft über Glinka zum erneuten Anschluss. Letzte Hoffnung für die Gäste.

Die 89. Minute: Sahin macht endgültig den Sack zu. Ein abgeblockter Flankenversuch kommt zurück zu ihm. Aus spitzem Winkel schießt er aus 10 Metern mit einem strammen Flachschuss die Entscheidung für Union herbei.

Sollte man meinen. Das gibt’s doch nicht, in der Nachspielzeit kann Paderborn tatsächlich noch einmal verkürzen. Was für ein verrücktes Spiel, so was sieht man nicht alle Tage.

Noch einmal der Anschluss in der 92 Minute durch Saglik nach grobem Fehler in der Innenverteidigung.

Aber am Ende reicht es für die Unioner zu einem insgesamt verdienten Dreier, der für die nächsten Wochen einiges verspricht.

Die Fans haben neun schöne Tore gesehen und feiern ihr Team überschwänglich.

Allerdings muss es den Berlinern in den kommenden Partien gelingen, hinten nicht so offen wie das Brandenburger Tor zu sein, dann ist in dieser Saison in dieser Form Einiges drin.

Nächste Gegner der Eisernen ist bereits am nächsten Freitag auswärts die TuS Koblenz und danach zu Hause Rot-Weiß Ahlen.

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